Abschied in der Psychoanalyse

Abschied in der Psychoanalyse
Monday 03 December 2007

Liebe Alice Miller,

ich habe vor einem Jahr eine Psychoanalyse beendet und fühle mich in der Abschiedsphase allein gelassen…und retraumatisiert.
Verwirrt und belastet. Das Ende der Therapie war für mich extrem bedrohlich. Ich hatte Panikattacken und es kamen körperliche Symptome hinzu (Thrombose). Ich habe meiner Therapeutin dies alles kommuniziert und meine Angst vermittelt, sowie ihr Skizzen für eine Lösung in meinem Sinne vorgelegt. Sie hat sich in Schweigen gehüllt und auch in der letzten Stunde, wo ich sie gebeten hatte, nun einiges zu mir und meiner Perspektive zu sagen, hat sie nur auf Erkenntnisse hinsichtlich der Auseinandersetzung mit Vater und Mutter verwiesen. Es war eiskalt. Sie versprach mich in meinem neuen Haus zu besuchen, wenn ich sie dazu einladen würde. Ich war in der Phase, wo ich mich von meinem Lebenspartner getrennt hatte und alleine ein Haus baute.
Vor 2 Monaten hatte ich sie in mein Haus eingeladen, damit auch durch ihre Anwesenheit eine gute Energie in dieses Haus käme.. Vor 3 Wochen besuchte sie mich nun in meinem Haus. Es war eine merkwürdige Stimmung. Verbindungs und gefühllos. Ich sagte ihr, dass ich extrem unter der Trennung gelitten hatte und mich allein gelassen gefühlt habe und nur die Hoffnung blieb, dass sie mich in meinem Haus mal besuchen würde…Sie ging gar nicht darauf ein. Sondern, nachdem wir Kaffee getrunken hatten..ging sie…. einfach so. Ich habe ihr einen Brief geschrieben, in dem ich von der Irritation geschrieben habe und wie verletztend es ist in letzter Konsequenz ist, keine Antworten zu bekommen und im Nichts zu sein. Dass es grausame Pädagogik ist, wenn sie behauptet, die Gefühle in der Psychoanalytischen Beziehung hätten der Erkenntnis gedient.
Ich habe Ihr Fragen gestellt, warum sie so verbindungslos ist und mir keine Perspektiven gezeigt hat…
Die allgemeine Antwort war, sei in mein Haus gekommen, um sich noch mal von mir zu verabschieden und sich mein Werk anzusehen….und das übliche Gesülze, dass Trauer und Enttäuschung und auch Wut gut seien, damit ich mich trennen kann und sie selbst hätte das auch erlebt…man würde sich dann zurückgewiesen fühlen, aber das sei alles gut, um sich zu trennen…Meine konkreten Fragen wurden gar nicht beantwort….ich fand das extrem hart und hatte diese Begegnung in meinem Haus nicht als Abschiedsszenerie gesehen. Sonst hätte ich es nicht zugelassen. Denn nun ist negative Energie in meinem Haus.

Ich leide seit einem Jahr unter dieser unklaren Beziehung, unter dieser Form des Abschieds…ich fühle mich fallengelassen und irritiert…

Ich kann mich erinnern, in der allerersten Stunde in der Begegnung, weinte ich, ich hatte Angst ..ich sagte ihr in der ersten Stunde, sie sei die Frau, die mich im Stich lassen würde….aber meine Faszination und der Glaube an sie waren größer….Ich hatte schon eine Psychoanalyse bei einem Mann gemacht..Fühlte aber dass mir die Mutter fehlte und ich eine therapeutische Beziehung wollte, um mir gutes zu tun… Ich hatte mir von der Therapie die Heilung meiner fehlenden Beziehung zur Mutter gewünscht. Dass ein Bild in mir entstünde, in der etwas gutes entsteht, auf das ich mich immer wieder beziehen kann…

Durch diesen Abschied fühle ich mich retraumatisiert und ich weiss nicht wie ich in Frieden komme.
Können Sie mir einen Weg zeigen?

Viele Grüsse, E.

AM: Ich habe Ihren Brief überhaupt nicht verstanden: Sie schreiben: „ich habe vor einem Jahr eine Psychoanalyse beendet und fühle mich in der Abschiedsphase allein gelassen…und retraumatisiert. Verwirrt und belastet. Das Ende der Therapie war für mich extrem bedrohlich. Ich hatte Panikattacken und es kamen körperliche Symptome hinzu (Thrombose).“Und dann: „Sie hat sich in Schweigen gehüllt …und auch in der letzten Stunde, … Es war eiskalt.“ Und etwas weiter teilen Sie uns mit, dass Sie diese Analytikerin apäter zu sich in Ihr neuerbautes Haus eingeladen haben, „damit durch Ihre Anwesenheit eine gute Energie in dieses Haus käme“. Das ist in meinen Augen absolut unverständlich und inkoherent. Können Sie mir helfen zu verstehen, weshalb Sie von einer Frau, die Sie als so negativ beschreiben, positive Energien erwarten!!??? Haben Sie in Ihrer Analyse gelernt, dass man viel Unangenehmes einstecken muss und dies als hifreich bezeichnen soll?

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet