Die Körpersprache des Kindes

Die Körpersprache des Kindes
Friday 12 June 2009

Liebe Frau Miller,

ich bin sehr froh, auf Ihre Bücher gestossen zu sein und finde darin viele wertvolle Denkanstösse für die Aufarbeitung meiner Kindheit und somit auch für die Erziehung meiner Tochter. Sie schreiben, dass man Kindern alle Gefühlszustände erlauben soll, wovon ich auch restlos überzeugt bin. Jedoch weiss ich gerade bei meiner Tochter (17 Monate) nicht weiter. Wenn sie wütend oder zornig ist, weil etwas gerade nicht so ist, wie sie es gerne hätte, dann schlägt sie manchmal auf mich ein oder zwickt mich. Ich habe sie nie geschlagen oder ähnliches, und auch sonst tut das niemand. Sie hat also keine mir bewussten Gewaltvorbilder. Ich möchte ihre Wut gerne zulassen und richtig darauf reagieren, ich weiß nur nicht wie. Wie kann ich ihr helfen, ihre Wut anders loszuwerden?
Oft ist es auch so, dass sie gleich danach ganz lieb zu mir ist, so als ob sie wüsste, dass es unrecht war und dann streichelt sie mich oder umarmt mich sofort. Ist das ein „normales“ Verhalten in ihrem Alter? Vielleicht weil sie noch nicht sprechen kann und somit ihre Wut nicht anders artikulieren kann? Ich wäre sehr dankbar für einen Ratschlag von Ihnen!

Mit freundlichen Grüssen
R.K.

AM: Natürlich ist es normal, dass ein kleines Kind seine Unzufriedenheit, Bitterkeit oder auch den Zorn mit dem Körper ausdrückt, solange es nicht sprechen kann. Diese Emotionen steigen auf, weil es etwas nicht bekommt, das es BRAUCHT (nicht nur weil es „es gerne hätte“). Man kann versuchen, seine Reaktionen zu verstehen, wenn man darauf achtet, was vorher vorgefallen war, und Ähnliches später zu vermeiden. Aber natürlich kann man dem Kind nicht jede Enttäuschung ersparen. Nur darf man ihm nicht verbieten, darauf so zu reagieren, wie es seinem Alter entspricht. Lesen Sie mein Buch „Am Anfang war Erziehung“, vor allem die ersten 50 Seiten.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet