Stille Tränen

Stille Tränen
Thursday 17 August 2006

Sehr geehrte Frau Miller,
heute las ich ihr Interwiev in der “Emotionen”und es war,als wäre der Artikel für mich geschrieben worden.Eine lange traurige Geschichte,die mich mit 42Jahren einholte.Ich war die Älteste von 4Kindern und litt unter der permaneten Sprachlosigkeit und Maskerade meiner Eltern. Ich durfte nie die sein die ich war,”Mach ein freundliches Gesicht!”oder “Mach nicht so ein Gesicht”und irgendwann löste ich mich auf.Meine Mutter hatte ständig ein trauriges Gesicht und ich fühlte mich dafür verantwortlich da es ihr wieder gut geht……………Ich glaube mehr brauche ich gar nicht zu schreiben.Meine Zudecke im Bett gab mir Wärme und Schutz (Mutterrolle), mein Glaube (Vaterrolle) gab mir den notwendigen Halt um das zu überleben.
Seit einem Jahr fahre ich zu einer Therapeutin,da nichts mehr ging.Was sich da auftat ist für mich bis heute schwer anzunehmen.Ich habe mich von ” meinen Eltern”getrennt und kann sie nicht er-tragen.Ich bekomme schwere Atemnot und Panickattacken wenn sie auftauchen oder uns besuchen wollen. Ich erlebe intensivste Emotionen,wie Trauer und Wut, aber auch Schuldgefühlen,wann ich wohl für mein jetziges Verhalten bestraft werde.

Seit April diesen Jahres sitze auch ich jeden Tag und zeichne mit Pastellen innere Bilder.Sie stehen Schlange in meinem Bauch und ich bekomme endlich einen Spiegel oder eine Vorstellung von der,die ich bin.Oft weine ich dabei,wenn ich knieend vor meinen Arbeiten sitze.
Es sind so viele………..
Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen.
Liebe Grüße, A.

AM: Vielen Dank für Ihren Brief. Es ist gut, dass Sie malen können, vieles wird sich Ihnen von selber auftun. Sie brauchen sich nicht anzustrengen, etwas Besonderes zu finden (das gelingt ohnehin nicht durch den Willen); lassen sie sich überraschen, geniessen Sie einfach die TÄTIGKEIT des Malens. Um sich von den Schuldgefühlen zu befreien, lesen Sie meinen Artikel zu diesem Thema und vielleicht auch andere Artikel. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Malen. Das ist kein Widerspruch zu den Tränen, die dann auch kommen. Diese Tränen können eine Erlösung für Sie bedeuten, weil Sie dadurch in Kontakt zu Ihren wahren Gefühlen und Emotionen kommen. Farben wecken die stärksten Emotionen.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet