Einfach “DANKE ” für alles!
Sunday 13 April 2008
Liebe Alice Miller,
ich habe Ihnen schon mehrmals geschrieben und Sie waren so freundlich und haben sogar meine Briefe beantwortet.Das hat mir viel Kraft gegeben und mich sehr gefreut.Es ist schön,daß Sie von mir und meiner Lebensgeschichte wissen und für mich ein wissender Zeuge geworden sind.Heute möchte ich Ihnen erzählen,was sich bei mir inzwischen so ereignet hat.Ich habe es endlich geschafft ,mich von meiner Abhängigkeit von Medikamenten (Schlaf und Tranquillizer ) zu befreien und bin nicht mehr abhängig !!
Niemals hätte ich gedacht,daß ich das einmal schaffe,da ich schon über 10 Jahre abhängig war und mit der Zeit immer mehr Medikamente nehmen mußte,so immer abhängiger wurde und auch oft starke Depressionen ,Panikattacken,Alpträume und schreckliche Angst verlassen zu werden hatte,Angst vor dem Leben hatte,den Wunsch mich umzubringen,aber auch Angst es zu tun,die Angst vor dem Schmerz,kurz vor dem Suizid ,wenn ich es tun würde etc…und dabei litt ich unsäglich unter immer wiederkehrenden Leibeshalluzinationen ,in denen ich von Geistern vergewaltigt wurde. Dann litt ich so sehr unter den schlimmen Einsamkeitsgefühlen (Sie erinnern sich vielleicht, ich bin aus einer Sekte ausgetreten und habe dann Freunde verloren und mit meiner Familie gebrochen) Diese Einsamkeit hat mich zusätzlich so isoliert und ich konnte es nicht ertragen.All das habe ich mit den Medikamenten bekämpft ,um nicht komplett verrückt zu werden oder gar in der Psychiatrie zu enden.Doch nun habe ich das auch noch geschafft und mit der Hilfe von ihren Büchern und Ihren Antworten auf meine Leserbriefe,die mich bestärkt haben und mit der Hilfe meiner wissemden Mailfreundin,die ich durch ihre Bücher auch kennengelernt habe,konnte ich es schaffen! Ich habe mich nicht mehr so isoliert gefühlt ,weil ich wußte,daß mein Denken richtig ist,daß es sich lohnt gegen den Strom zu schwimmen und daß es auch noch Menschen gibt,die so denken wie ich (habe das vorher nicht für möglich gehalten) Da ich den kalten Entzug schon vorher nicht geschafft habe,habe ich es ganz ganz langsam probiert,jede woche ein bischen mehr abgesetzt von dem Gift.In der Zeit habe ich auch gemerkt,daß ich schon viel zu lange einen Beruf mache,den ich nicht mag und so mein inneres Kind weiter gequält habe.So wie es schon gequält wurde,als es sinnlose Zusammenkünfte in der Sekte besuchen mußte,predigen mußte,obwohl es Angst hatte,von Vernichtung und Strafe erzählen mußte,um selber die Angst nicht zu spüren,daß es womöglich vernichtet wird,wenn es nicht gehorcht. Das ich selber nicht gut war zu mir,als ich die Medikamente genommen habe,mich so noch mehr geschädigt habe,das habe ich da noch deutlicher erkannt.Auch habe ich meine Wut,die ich gegen mich selber gerichtet habe,noch deutlicher sehen können,da ich mir jahrelang Essen und Trinken verweigert habe,damals magersüchtig war und mir so nicht s Gutes gegönnt habe.Wenn ich mir schöne Kleider kaufte,dann überkam mich immer sofort danach ein Gefühl der Schuld,daß ich es nicht verdient habe,daß ich nicht so rumlaufen darf.Denn als Jugendliche und junge Frau durfte ich mich nicht weiblich kleiden,sollte immer unauffällig und bescheiden sein.Mehrmals habe ich auch meine Wohnungseinrichtung weggeschmissen,da ich dies tun mußte,um mich nicht umzubringen.Doch so habe ich natürlich auch mich selber wieder bestraft,weil ich danach vor dem Nichts stand und in mir eine endlose Leere war. Ich möchte Ihnen danken , daß Sie sich all die Jahre so sehr engagiert haben und nicht lockergelassen haben,trotz Kritik weiterzuschreiben und finde es toll,daß Sie sich selbst treu bleiben,statt auf gängige Lehrmeinungen zu hören.Ich habe noch einen langen Weg vor mir .Denn ich bin noch unentschlüssig,was ich beruflich machen könnte,ob ich überhaupt noch arbeiten kann. Ich finde so gar nichts was mir Spaß macht und die Ausbildungen die ich gerne machen würde,kann ich mir nicht leisten oder aber ich bräuchte Abitur und Studium ,daß ich nicht habe und leider nicht mehr nachholen kann.Außerdem leide ich trotzdem noch oft unter Isoliertheit,obwohl es schon Menschen gibt,doch ich merke,daß wenn diese mir zu nahe kommen ich mich oft sehr schnell bedroht fühle und jede Geste,jede Mimik sofort deute und dann alles wieder in Frage stelle ,ob die Zuneigung,die ich soeben noch gespürt habe,doch wieder weg ist,ob ich mir alles nur eingebildet habe.. Das ist sehr verwirrend für mich und macht mir noch viel Angst. Außerdem möchte ich noch stärker meine Wut spüren,die ich schon habe,aber noch nicht genug,denn ich habe noch oft schlimme Alpträume von Leichen und einer Frau ,die gewürgt wird ,von Menschen,die aufgefressen und zerstückelt werden.Ich bin dann wie gelähmt ,doch ich hoffe sehr,daß ich mit der zeit immer besser auch damit umgehen kann,indem ich dann mich nicht nur als Opfer sehe,sondern eben gerade dann sehen kann,was man mir angetan hat und die Wut umwandeln kann,in eine Wut gegen die Religion,die mir meine Angst vor Dämonen eingetrichtert hat,eine Wut gegen meine brutale Mutter und gegen all die Männer,die mich als Erwachsene noch mißbraucht haben,weil ich mich nicht wehren konnte,weil die Angst vor dem Sich Wehren größer war als die Angst den Mißbrauch zu erleben.Das ist so schlimm und doch weiß ich daß ich es schaffen kann ,denn ich habe ja schon das Wichtigste geschafft, mich zu distanzieren von Sekte und Familie,mich zu befreien von der Sucht und von Ärzten ,Therapeuten,die mir schaden. Mit den Leserbriefen und Ihren Büchern werde ich weiterarbeiten und mich hoffentlch noch Stück für Stück von dem restlichen Ballast auch noch befreien können. Ich kann es gar nicht in Worte beschreiben,wie sehr ich mich freue,daß es Sie gibt.Sie sind für mich eine stille Mitwisserin geworden,wie eine Freundin, der ich Briefe geschrieben habe,wenn ich einsam war und es nicht mehr aushalten konnte. Gerade das ,was manchen Ärzten und Therapeuten Angst macht an Ihren Büchern,nämlich nicht zu verzeihen ,sich nicht betäuben zu lassen,keine sedierenden Mittel einzunehmen ,um die Wut nicht zu spüren,das gefällt mir gerade so sehr daran.Ich wünsche Ihnen noch ganz viel Kraft und alles alles Liebe und sende Ihnen viele ganz herzliche Grüße zu!
Ihre S.P
AM: Vielen Dank für Ihren Brief, dessen Klarheit mich ganz besonders gefreut hat. Es kommt ganz selten vor, dass ein Sektenkind diese Klarheit erreichen kann. Denn die Indoktrination, die totale Verwirrung und die Angstmacherei finden so früh statt, dass sie zum festen Bestandteil der Gehirnstruktur werden. Ihnen ist es aber gelungen, das Kind, das Sie waren zu retten, und nun werden Sie es nicht mehr verlassen, es nie mehr so behandeln, wie Ihre Mutter und die Sekte es getan haben. Mit Ihrem heutigen Wissen, das Sie dem geretteten Kind in Ihnen verdanken, werden Sie sicher einen Beruf finden, der Ihnen Freude machen wird. Diplome der Unis können Ihnen das nicht verschaffen. Schauen Sie sich doch um, was die “gebildeten” Ärzte erzählen. Deren traditionelles, überholtes “Wissen” scheint von der panischen, nie bewusst erlebten und daher nie verstandenen Angst des kleinen Kindes dirigiert zu sein. Ihnen ist es hingegen gelungen, sich mit dieser Angst zu konfrontieren, sie im Kontext Ihrer grauenhaften Kindheit zu begreifen und daher werden Sie sie mit der Zeit auflösen. Lesen Sie den heutigen Brief von Anke Diehlmann und Barbaras Antwort darauf.