Vorgeschichte zu “Bloss nie nachgeben”
Monday 04 December 2006
Liebe Alice Miller
Ihre Antwort hat mich enorm ermutigt. Vor allem mein inneres Kind springt umher :)echt! Ganz herzlichen Dank, für Ihre Zeilen. Ich kenne eine solche Reaktion hier in der Schweiz einfach nicht. Vielmehr bin ich mit meinem Wissen und meinen Erkenntnissen völlig alleine gelassen und isoliert. Sie müssen derart gelitten haben, da Sie ja alles Jahrzehnte vor mir entdeckt haben. Ich konnte mich doch in Ihrem Fahrwasser beruhigen, von dem was ich entdeckt habe. Ein ganz lieber Gruss von “meinem Kind” dafür, dass Sie der Stimme “Ihres Kindes” gefolgt sind, koste es was es wolle! Das ist Grösse! Ich sehe hier zwei hüpfende Kinder :))
Im August hat das Tages Anzeiger Magazin einen Artikel über Babys publiziert der zu schockierend war, als das ich nicht wenigstens den Versuch unternehmen wollte, etwas für die Aufklärung zu tun. Auf meinen Leserbrief habe ich nie mehr etwas gehört und er wurde auch nicht publiziert, was uns ja nicht verwundert. Sicher aber hat ihn ein weiterer Mensch gelesen und wer weiss, auch etwas in ihm ausgelöst? Ich kann mir gut vorstellen, dass der Leserbrief auf Ihrer Website u.U. eine Ergänzung darstellen kann. Ich habe darin ein Baby als “Anwalt” für die Bedürfnisse von uns kleinen Menschen sprechen lassen. Ich habe den Text gleich anschliessend an Ihre Antwort hier unten reinkopiert, kann es Ihnen auch als Word doc zustellen, wenn Sie es wünschen. Bei mir liegt er sonst nur auf der Festplatte und das wäre schade, denn ich finde ihn wirklich wertvoll.
Wissen Sie Alice, ich hätte mir nie erträumen lassen, dass ich so weit kommen würde. Im Alleingang habe ich den Dschungel der Verwirrung durchbrochen und sehen gelernt. Als Lohn darf und kann ich alles was Sie schreiben wirklich sehen, verstehen, fühlen und replizieren. Das Leben ist einfach wunderbar. Meine Determination nur das zu glauben, was ich selber spüre und entdecke, hat mich hierher gebracht. Kein wenn und kein aber nur Facts! Mein Kind in mir vertraut mir täglich mehr und mehr und es hat sich mit viel Arbeit und meiner Veränderungsbereitschaft in den vier Jahren seit meiner Trennung von den Eltern prächtig entfaltet (soweit das geht) und logischerweise habe ich mich dadurch als Persönlichkeit wunderbar entwickelt. vom introvertierten, misshandelten Kind zum extrovertierten selbstsicheren Menschen, der seine Neurotizismen eliminiert hat und heute klar sehen und denken und fühlen kann. Krankheiten sind weg, Unfälle nicht mehr nötig, Lebensfreude fliesst in mir.
Meine Güte, warum trennen wir uns nicht längst alle von unseren schrecklichen Eltern? Dahinter wartet eine Welt auf uns, die viel schöner ist als alles was wir uns je erträumt haben. Nicht verwunderlich und untermauernder Beweis, dass sich meine ganze Verwandtschaft kaum mehr bei mir meldet, seit ich meinen Eltern adieu gesagt habe. Weder Gütti noch Gotte noch Tante. Ich bin also der Böse und Schlimme, der es wagte, das Familiengeheimnis der Misshandlung zu verraten, nur weil ich mir/meinem Kind erlaube seine Eltern zu verfluchen, anzuklagen und zu hassen für das was sie mir/ihm angetan haben. Mir soll es recht sein, sie alle zu verlieren, denn sie sind sowieso verloren in ihrer Angst vor der verdrängten eigenen Wahrheit. Heute habe ich grossen Respekt vor Menschen, die ihre Wahrheit kennen. Wer seine Wahrheit wirklich kennt, wird auf eine gewisse Weise unberührbar, denn er steht immer für sich ein und konfrontiert gemeine Angriffe auf seine Integrität mit der verdrängten Kindheit und davor fürchten sich die meisten Menschen.
Ich kann zu meinem Kind vordringen und mit ihm neue diesmal liebevolle und herzliche Situationen erleben, die sich als solche abspeichern. Ein neues Kind nimmt so das verletzte an der Hand und leitet es aus dem dunklen Keller. Kann Ihnen das gerne einmal erläutern, wenn es Sie interessiert. Es ist so dass ein weiteres Kind zum verletzten Kind vordringt und ohne viele Worte nimmt es das verletzte an der Hand und zeigt ihm, dass es auch eine andere Welt gibt. Voller Liebe und Wärme. Das verletzte Kind ist anfangs sehr still und leise und logischerweise misstrauisch, aber es lässt sich vom “gesunden” Kind führen und immer mehr traut es sich, das zu spüren, was es nie spüren durfte, das wunderbare Gefühl, geliebt und akzeptiert zu sein. Es bedarf einiges an Konzentration und Wille doch bei mir geht es. Es hat mit der Encodierung des damaligen Horrors zu tun. Daran forsche/experimentiere ich die ganze Zeit.
Auf keinen Fall darf man sein Kind in dem dunklen Verliess lassen, wo es sich befindet. Das Auffinden alleine und sehen lernen, ändert einem noch nicht in seinem ganzen Verhalten und das ist mir immer sehr wichtig, ich will nicht so leben, wie das misshandelte Kind. Es soll das Recht haben, aufzublühen und sich zu freuen und Liebe zu spüren und es ist möglich, sich rauszuhebeln, wie ich es nenne und dabei rettet man sein damaliges Kind aus seiner Agonie. Es dankt es tausend mal zurück.
Wir Menschen werden erst merken was für wunderbare Wesen wir sind, wenn wir zulassen, dass wir wunderbare Wesen sind und uns entsprechend behandeln. Ich glaube, ich könnte Stunden über das wichtigste Thema der Welt sprechen aber Ihre und meine Zeit ist sehr beschränkt anyway:
Einfach ein Lebenszeichen aus der Schweiz!
Es wird sich was tun in diesem Land:) Auch Beton lässt sich aufbrechen.
Herzlichst, Claudio Breda