“Die Kindheit ruhen lassen”

“Die Kindheit ruhen lassen”
Friday 16 June 2006

Sehr geehrte Frau Miller

Vor etwa 6 jahren habe ich Ihr Buch „Das Drama des begabte Kindes“ geschenkt bekommen, in der Zwischenzeit las ich „Du sollst nicht merken“. Eigentlich war mir das Thema immer präsent, doch ich dachte immer, dass ich alles, was in meinem leben passiert ist mittlerweilen sicher im Griff habe. Erst vor kurzem, wurde ich durch mehrer Ereignisse und als ich angefangen habe in Ihrem Buch „Die Revolte des Körpers“ zu lesen wieder daran erinnert.

So vor allem, weil ich in letzter zeit wieder vermehrt von erinnerungen an meine kindheit eingeholt werde. So kann es schon vorkommen, dass ich mich in diesem zustand wie in meiner kindheit im zimmer einschliesse, den kontakt zur aussenwelt meide und sogar wichtige termine nicht wahrnehme. Ich wurde als kind von meinen eltern oft geschlagen und zur strafe im dunkeln keller eingesperrt. Lange zeit dachte ich immer, ich hätte eine behütete , liebevolle kindheit gehabt, erst ein traumatisches erlebnis im alter von 30 jahren ( Fehldiagnose Krebs und 1 monat lange todesängste ) haben mich endlich dazu gebracht, mich an die missahndlungen in meiner kindheit zu erinnern.

Nun habe ich in der zwischenzeit, mehrere Therapien gemacht, mit leider nur kurzzeitiger wirkung. ( so wie sie dies auch in Ihrem Buch beschreiben ) Im augenblick raten mir fachleute eher ab weiter zu therapieren, sondern die vergangenheit ruhen zu lassen, doch damit finde ich meine ruhe nicht. Zu oft holt mich das vergangene wieder ein. Was mir auch sorgen bereitet, ist meine Gesundheit, ich habe regelmässig psychosomatische beschwerden sowie todesängste vor unheilbaren krankheiten wie Krebs oder AIDS. Ich zeige auch die Symtome der Krankheiten meines Vaters und dies fast zur gleichen Zeit wie er erkrankt.

Mir würde eventuell ein Hinweis von Ihnen weiterhelfen, was ich in dieser situation am besten machen könnte. Gerne bin ich auch bereit, wenn Sie noch weitere infos dazu brauchen.

Viele Grüsse:

H. G.

AM: Ihre Ängste und Symptome sind doch klare Botschaften des Körpers, dass sich Ihre Kindheit nicht “in Ruhe lassen lässt” und dass sich Ihre Ratgeber, vermutlich aus eigenen Ängsten heraus, darüber getäuscht haben. Lesen Sie meine FAQ Liste und versuchen Sie, sich einen Therapeuten zu suchen, der Ihnen Ihre Fragen beantwortet, bevor Sie sich mit ihm engagieren. Auch die Lektüre meiner letzten Artikel auf der Webseite kann Ihnen helfen, Ihre Signale ernst zu nehmen und den Botschaften Ihres Körpers zu vertrauen. Diese sind nicht Ihre gefährlichen Feinde, im Gegenteil, es sind Ihre Freunde, und sie wollen Sie von der selbstdestruktiven Leugnung befreien.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet