Ich habe die Kraft

Ich habe die Kraft
Tuesday 08 August 2006

Hallo Liebe Alice Miller,ich bin eine frau von 40jahren und gerade damit beschäftigt meine kindheit zu analysieren.viele schicksalsschläge und ereignisse,die mich dazu zwangen meine augen zu öffnen!!!ich bin das jüngste von 4 kindern,meine mutter brachte mich zur welt als familieär alles im argen lag.ich war noch nicht in der schule als meine mutter mit dem trinken anfing.wenn mein vater( ein ganz kleiner schwacher mann)zur arbeit ging,nahm sie mich immer mit in die kneipe wo sie männerbekanntschaften hatte.sie war sehr cholerisch,hysterisch,dominant und agressiv.ihren frust und ihre eheprobleme wurden auf meinem rücken ausgetragen.also habe ich im grunde meine eltern erzogen!!ich wurde oft von ihr geschlagn und beleidigt.sie hat mir immer eingeredet ich sollte bloß nie heiraten und kinder in die welt setzten.das habe ich mir tatsächlich zu herzen genommen,ich bin ledig und kinderlos!!trotzdem habe ich im laufe der zeit eine innere stärke entwickelt und führe ein glückliches zufriedenes leben.ich habe den tot meines bruder überstanden(selbstmord,denke sie hat ihn missbraucht),mehrere schwere unfälle,zwei meiner partner starben ….die liste ist lang.ich bin aus jeder niederlage stärker hervorgekommen und frage mich wie das ging.warum kann ich meiner kindheit so neutral gegenüberstehen?ich habe mich von meiner familie losgesagt und klage meine mutter an,und klage meinen vater an weil er alles zugelassen hat.ich habe auch endlich gelernt mit meiner wut zuleben,kann sie rauslassen und hätte keine hemmungen meiner mutter ins gesicht zu spucken wenn sie mir begegnen würde!!!

als ich älter wurde ,begann ich mich zu wehren.einmal wollte sie mit dem stock auf mich los,ich hielt ihren arm fest,sah ihr in die augen ,und sage “du fäßt mich nie wieder an”sie hat mich ganz erstaunt angesehen,und wagte es auch nie wieder.seid dieser zeit habe ich gelernt mich durchzubeißen,und bin heute eine selbstbewußte starke frau geworden.das war nur ein ganz kleiner teil meiner geschichte.viele hürden muß man nehmen,um die wahrheit zuerkennen und irgendwie nach vorne schauen.

ich hatte vor einiger zeit meiner mutter einen brief geschrieben,und ihr mitgeteilt wie ich die zeit als kind mit ihr erlebt habe.ich habe ihr klar gemacht das sie in meinem leben keine rolle mehr spielt.sie verbringt jetzt ihre zeit meinem vater die hölle auf erden zu machen…tja,jeder bekommt das was er verdient.

wenn ich bedenke,das ich noch vor einigen jahren auf dem besten weg war,genau so zu werden wie meine mutter,sex and drugs and rock and roll und sehe was ich jetzt alles geschaft habe,bin ich einfach nur stolz!!!ich habe mein leben total verändert,keine drogen,keine partys,keine agressiven ausraster mehr.statt dessen,leistungssport,einen partner mit gefühl und verstand,eine umschulung als ernährungstherapeutin u.s w.

trotzdem frage ich mich manchmal wie ich das alles hinbekommen habe???ich hatte nie eine therapie,habe immer nur gelesen und mich informiert, und bin dadurch bei a.m und ihren büchern gelandet.es ist ja nicht so ,das ich keine wunden in meiner seele behalten habe,auch ich habe meine schwachen momente,aber ich kann sie zulassen und als ein teil von mir anerkennen.ich habe den kreislauf dieser familiengeschichte unterbrochen,habe meine schuldgefühle abgelegt und verdanmmt nochmal ein recht auf ein glückliches leben. auch habe ich es mir zur aufgabe gemacht “hinzusehen” wenn unrecht geschieht und nenne die dinge beim namen,egal was die ander sagen.

ich möchte ihnen noch sagen das ihre bücher ein segen sind und vielen menschen helfen können!!möchte auch den menschen die meinen brief vielleicht lesen, viel kraft und mut zusprechen.
P.R.

AM: Sie schreiben, dass Sie trotz Ihrer schrecklichen Kindheit jetzt so leben können, wie Sie schon immer wollten, dass Sie sich von Ihren Schuldgefühlen befreiten und auch in der Lage sind, Gefühle der Wut zuzulassen, wenn Sie Gründe dafür haben, vor allem der Wut auf Ihre Eltern. Ihre Befreiung ist eindeutig der Tatsache zuzuschreiben, dass Sie Ihre Eltern nicht mehr wie in der Kinderzeit fürchten müssen und diese nicht wie die meisten Menschen bemitleiden, weil Sie den Mut haben, deutlich zu sehen, wie sie mit Ihnen umgegangen sind. Doch woher nahmen Sie den Mut, Ihren Wahrnehmungen zu trauen, und sich nicht verwirren zu lassen, wie dies bei den meisten misshandelten Kindern fast die Regel ist? Kann es sein, dass Sie als Kind nicht allein mit Ihrem Wissen waren, weil Sie die Unterstützung Ihrer älteren Geschwister hatten, die ebenfalls unter Ihren Eltern schwer gelitten haben? Darauf würde ja der Selbstmord Ihres Bruders hinweisen. Was meinen Sie zu meiner Vermutung?

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet