Ein nacktes Grauen
Wednesday 25 October 2006
Sehr geehrte Frau Miller,
nun bin ich etwas sortierter, und kann Ihnen meine Situation schildern.
Ich bin männlich, 46 Jahre, meine Mutter lebt in Deutschland, mein Vater kenne ich nicht, weiß nur, dass er in den Staaten lebt. Zur Zeit versuche ich ihn ausfindig zu machen. Was sich als äußerst schwierig gestaltet. Aber ich muss meine Wurzeln kennen lernen. Zumal ich auch keinen Kontakt zu meiner Mutter habe, weil sie mich als Sohn ablehnt. Weil, so ihr O-ton, ich sie an ihre „sündige“ Zeit erinnere, und dies wolle ich doch nicht. Also bin ich so ziemlich alleine. Besonders fällt mir dies auf, wenn Familienfeste sind und ich mich als ausgeschlossen fühle. Meine Pflegeeltern waren einfach so brutal zu mir, da kann ich auch nicht hin, empfiehlt mir meine Therapeutin, die zudem äußert, dass ich sonst Gefahr laufe, mit den Tätern in Berührung komme. Nun bin ich bei meinen Primärproblem. Ich achte nach wie vor meine Pflegeltern, denn sie gaben mir das Rüstzeug um mich gegen das Leben zu wappnen. Wie wahr, denn sie haben es geschafft, mich ruhig zu verhalten. Meine Aggressionen, die ich bei ihnen erfuhr, diese nur gegen mich zu richten. Also begann ich mit Drogen damit ich vergessen musste, was mir dort widerfuhr. Dann unterbrach ich meine Schule, Ausbildung und richtete ich meine Konzentration darauf, keinen Menschen an mich herankommen zu lassen. Meine Existenz war immer nahe am Abgrund, und das hat sich bis zum heutigen Tag nicht geändert. Was sich änderte, ist dass ich mich mittels Therapie einen Weg zu finden, der mich innerlich von den Qualen befreit. Und das ist ein Kampf um Leben und Tod. Wie sonst auch, nur wie schon erwähnt, mit dem Faktor, Alternativen für mich zu kreiren, die mich zufriedener und lebensbejahender, ja eine Selbstakzeptanz zu formen. Nun stehe ich vor dem Nichts. Mit all meinen Verletzungen und meinen Schmerz. Habe nur meine Therapeutin.
Meine Mutter gab mich schnell weg, wie oben shcon geschrieben, und so verbrachte ich die ersten sechs Jahre in einem säuglingsheim. Danach kam ich in eine sehr katholisch geprägte Pflegefamilie. Er exkommunizierter Pfarrer, der später seine Freundin heiratete, wo ich dabei sein konnte. Sie war eine Heim- und Musikpädagogin, die mich auch in dem Heim kennen lernte und auch die Idee verfolgte, mich bei sich und eben ihren zukünftigen Pfarrer aufzunehmen. Zwischen dem 6. und 7. Lebensjahr nahm wurde ihr Ziel auch Realität. Zunächst wurde ich so mit Liebe überschüttet, das ich jede Übertretung meiner Grenzen von ihm wie auch von ihr, überhaupt nicht bemerkte. Ganz im Gegenteil. Ich machte mit. Es war jeden Abend die gleiche Prozedur, zuerst mußte ich sie auf den Mund küssen. Dann -ich schlief zunächst in seinem Arbeitszimmer- kam er auf mich zu, stieg zu mir ins Bett und blieb bei mir, bis ich einschlief. Nur am Morgen tat mir alles weh, und weiß bis heute nicht, was er mit mir bzw. was ich mit ihm machte. Soweit so gut. wir zogen in eine richtiges Haus um, damit so deren Aussagen, ich meine eigenes Reich habe. Dann fing sie an, mich zu schlagen, obwohl ich bis dato 2 Klassen übersprungen hatte, und der Klassenprimus war. Das war ihr nicht genug. Sie unterstellte mir eines Tages ich sei ein Lügner, Betrüger und Nigger und Famlienfeind, dies alles dokumentierte sie in einem Buch, und ich musste jedes Mal wenn sie das Buch aufschlug und mir nachwies, dass ich mich in der obigen Richtung falsch verhielt, machte sie ein Pappschild das ich den ganzen Tag innerhalb wie auch außerhalb des Hauses, tragen musste. Ich begreife es nicht bis zum heutigen Tag, inwieweit ich ihre Misslichkeit begünstigte. Ich durfte sie dann nicht mehr küssen. Im Gegenteil sie fing an mich zu schlagen. Und das von Tag zu Tag immer härter. Bis ich es nicht mehr aushielt und dies meiner Klassenlehrerin erzählte, weil mir der Hintern so blutete und ich mich nicht mehr auf dem Stuhl in der Schule hinsetzen konnte. Darufhin sprach sie mit meiner Pflegemutter, die ihr verdeutlichte, ich sei verhaltensgestört und normalerweise ins Heim gehöre. Aber Dank ihrer Menschlichkeit und ihres ausgeprägten Sozialverhaltens sei sie bereit für mich Schmerzen und Qualen zu ertragen (hatte von früher einen Rückenschaden durch einen Unfall) und mich trotz dieses Vorfalls weiterhin zu erziehen. die Lehrerin achtete sie sehr. Und sagte daraufhin zu mir, naja du wirst es verdient haben und sei froh, dass du bei einer so angesehen und gebildeteten Familie aufwachsen darfst. Als sie weg war, schlug sie mich so sehr, dass ich die Schmerzen auf einmal nicht mehr spürte. Sie verachtete mich. Sie sprach nur noch in Befehlsform, was ich auch nicht verstand. Er widerum war nach wie vor ein liebevoller Mensch, er ging immer noch zu mir ins Bett bis ich einschlief. Bis sie eigene Kinder bekamen (ich war ca. 11Jahre). Für eine kurze Phase entzog auch er sich mir. Ich verstand die Welt nicht mehr. Im Gegenteil. Er brachte mir Bücher über den Zölibat, Pädogik, Philosophie und sagte, wenn du es schafftst diese Bücher zu verstehen, dann werden wir dich wieder gerne haben. Was glauben Sie mir das Herz aufging. Ich studierte neben meinen Hausarbeiten diese Bücher (denn bevor ich zu diesen Pflegefamilie kam konnte ich weder lesen, schreiben, rechnen, gehen…sie brachten mir alles bei!!), dann kam er nur noch dreimal die Woche zu mir. Ich kapierte es nicht. Ich weiß noch, als er mich wegen einer guten Zensur in der Schule lobte, bei mir schlief, und mich prüfte ob ich auszugsweise seine Dissertation verstünde. Ich war sehr erleichtert dass ich ihm genügte. Von dieser Zeit nahm er mich zwar vor meiner Pflegemutter in Schutz, aber verhunderte nicht, dass sie mich weiter schlug. auch vor ihren eigen Kindern. Das waren die einzigen mit denen ich spielen durfte. aber auch nur dann wenn ich brav war. Ansonsten bestraften sie mich mit Entzug deren Kinder. Das hat nuin wirklich ehr weh getan. (Ich schreibe gleich weiter schicke Ihnen dies erst mal.Es strengt mich sehr an, wenn ich schreibe)….
Mit freundlichem Gruß, B.
AM: Sie schreiben: „Ich achte nach wie vor meine Pflegeeltern, denn sie gaben mir das Rüstzeug um mich gegen das Leben zu wappnen. Wie wahr, denn sie haben es geschafft, mich ruhig zu verhalten. Meine Aggressionen, die ich bei ihnen erfuhr, diese nur gegen mich zu richten.“ Mit dieser Einstellung müssen Sie ja krank bleiben und Drogen nehmen. Mit der Kindheit bei diesen perversen Eltern hätten Sie ein Serienmörder werden können; zum Glück waren Sie stark genug, um diesem Schicksal zu entgehen. Aber jetzt sollten Sie alles tun, um diesen (Un)menschen niemals mehr im Leben zu begegnen. Zum Glück haben Sie eine Therapeutin, die das sieht. Suchen Sie mit ihr das furchtbare Leiden des kleinen Jungen und seinen unbändigen, berechtigten Zorn auf dessen Peiniger, auf deren Terror, Sadismus und Verlogenheit.