Schwarze Pädagogik in der spirituellen Perspektive?

Schwarze Pädagogik in der spirituellen Perspektive?
Wednesday 18 April 2007

Übersetzung aus dem Englischen

Liebe Frau Miller

Ich möchte auf Ihre Antwort vom 14. April reagieren, zu der Frage eines holländischen Lesers Elemente von schwarzer Pädagogik in der Reality Integration Therapie ( PRI )betreffend.
Ingeborg Bosch, die “Gründerin” dieser Therapie, erklärt, daß ihre Therapie auf den Ideen von Alice Miller beruht.
Zu meinem Erstaunen sah ich auf der PRI Webseite, daß für die PRI Therapie auch durch einen Film bei “youtube”, die bei jungen Leuten sehr beliebt ist, Reklame gemacht wird.

In ihrem 2. Buch „Illusies“ (Illusionen) gibt es ein Kapitel das “Eine spirituelle Perspektive” genannt ist. Dort schreibt Bosch, daß für sie selbst, in ihrer Sicht des Lebens und in ihrer Lebenserfahrung, Spiritualität sehr wichtig ist.
Auf Seite 75 schreibt sie, daß wir, um zu heilen, die Illusionen des Egos loswerden und unser Herz immer mehr für die anderen Menschen auf unserem Weg öffnen müssen. Und dies muß mit einem Gefühl der Verbundenheit “mit Allem” geschehen, aus Mitgefühl für andere Menschen.
Darf ich Sie fragen, was Sie über eine Therapie denken, wo die Verbundenheit “mit Allem” propagiert wird und wo “das Mitgefühl” mit anderen Menschen als ein wichtiges Ziel der Therapie beschrieben wird?
W.

AM: Es scheint heute in Mode zu sein, das Wort “Spiritualität” zu gebrauchen, wenn Therapeuten in der Sackgasse ihrer Versprechen angekommen sind. Ich muss zugeben, dass ich noch nie die Bedeutung oder Notwendigkeit dieses Wortes verstanden habe, das so leicht durch ein anderes ersetzt werden kann. Wenn wir zum Beispiel sagen, dass es ein Gefühl der Verbundenheit mit allem, mit dem Universum gibt, dann kann ich mir die Gefühle eines Kindes vorstellen, das gestraft und von der Familie isoliert wurde, dem jedoch schließlich vergeben wurde, und das sich nun wieder zum Universum (Familie) zugehörig fühlt. Dem Patienten, der es wagt, sich über den Missbrauch seiner Eltern in der Kindheit zu beklagen, solch ein Ergebnis anzubieten mag eine gute Idee für Leute sein, die immer noch Schuldgefühle wegen ihres Ärgers haben; doch meiner Meinung nach ist das nicht ein gesundes Ergebnis und nicht ein Anzeichen einer erfolgreichen Therapie.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet