nicht zuhören

nicht zuhören
Wednesday 03 September 2008

Liebe Frau Miller,
es ist mir ein Bedürfnis, auf die beiden vorletzten E-Mails einzugehen, die auf Ihrer Seite “Leserpost” veröffentlicht wurden.
Beide haben ein Neugeborenes. Herzlichen Glückwunsch den jungen Müttern und Herzlich Willkommen den Kleinen!
Man ist als neue Mutter soooo sensibel- man hat sich ja gerade zur Geburt vollkommen geöffnet … ist noch gar nicht wieder geschlossen, ist in einer anderen Welt und schon wird man angefeindet, weil man seinem Junges Leben schenken möchte- etwas ganz natürliches, möchte man meinen. Aber:
Leider ist es ganz normal, dass ein liebevoller Umgang mit Babies/ Kindern gleich Skepsis in der Verwandtschaft hervorruft. Warum dies so ist, siehe AM’s Bücher, also die eigene Angst der Eltern (und nun Omas) vor ihrer eigenen Kindheit und sicherlich das schlechte Gewissen, wenn sie nun sehen, das man liebevoll und mit Respekt einem Neugeborenen begegnen kann.
Ja, und was das Tragen betrifft- sicherlich wären diese “Skeptiker” als Babies auch gerne getragen worden. Immer zu wissen, und das 100 % Gefühl zu haben, dass das Mutter-Tier 🙂 da ist.
Es freut mich, dass ihr mit eurem Kind gut umgehen wollt. Ihr braucht die volle Unterstützung eurer Männer. Und wenn die Verwandtschaft nicht gut tut, dann meidet sie. Die schlechte Stimmung, die dieser Umgang in euch jungen Müttern hervorruft, kann eurem Kind schwer schaden. Und nur dieses junge Leben zählt, es ist noch so zart. Die Omas und Eltern hatten ihre Chance- sie haben sie verpasst. Sie haben nichts mehr zu sagen!
Amerikanische Hirnforscher stellen fest, dass das sog. Attachment Parenting (ständiger Körperkontakt, Stillen nach Bedarf, Familienbett, etc.) der bestmögliche Umgang mit dem Nachwuchs ist. Nur so, kann sich das Gehirn und Gefühlsleben eines Menschen artgerecht und gesund entwickeln. Komisch- unser Gefühl ist schon so abgestumpft, dass wir hierfür Hirnforscher brauchen. Kein Bär oder sonstiges Tier legt seine Jungen in einer Höhle neben an ab- und dennoch (bzw. gerade DESWEGEN) werden es starke Tiere!
Der Autor dieses Leserbriefes:
http://www.alice-miller.com/leserpost_de.php?lang=de&nid=2151&grp=0708
schreibt so schön, dass die Eltern nicht kapieren, dass ihre Kinder nie die Möglichkeit haben, ein Bill Gates oder Steve Jobs zu werden, wenn sie ihre Kinder schreien lassen.
Aus eigener Erfahrung kann ich euch sagen, dass es unheimlich gut tut, für sein Kind da zu sein und sich als Mutter von seinem Kind “verwenden” zu lassen. Man lernt sich selber besser kennen und sieht/ spürt wie die eigenen Eltern mit einem umgegangen sind. Dies läßt die eigene Geschichte sichtbar werden und man wird sensibilisiert für die Bedürfnisse des Kindes.
Keine Schamgefühle, sondern stolz und froh könnte ihr sein, dass ihr den traditionellen Kreislauf des schlechten Umgangs mit Babies durchbrecht. Nein, ihr müsst auf den Schwachsinn nicht hören- nichts müsst ihr, ihr seid nicht mehr die ohnmächtigen Kinder, ihr seid frei!
Ich wünsche euch den Mut, einen guten Anwalt eurer Kinder zu sein, denn eure Kinder können sich nicht gegen schlechte Ratschläge Angehöriger wehren.
Herzliche Grüße

AM: Vielen Dank für Ihre Unterstützung und die Information für die jungen Mütter!

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet