Heilsame Wirkung Ihrer leidenschaftlichen Pionierarbeit

Heilsame Wirkung Ihrer leidenschaftlichen Pionierarbeit
Friday 23 November 2007

Sehr geehrte liebe Frau Miller,

da Ihr Engagement für das einstmals misshandelte Kind so immens groß ist – wie auch auf Ihrer Website zu erkennen ist – wollte ich Ihre Zeit für mich nicht zu sehr in Anspruch nehmen und Ihnen erst wieder schreiben, wenn meine Pläne Form angenommen haben und ich sie in die Tat habe umsetzen können. So lange kann ich nun nicht mehr warten mit meinem Herzen voller Dankbarkeit.

Mein herzlicher Dank gilt zuerst einmal Ihnen, liebe Frau Miller, für Ihre Antwort auf meine Zuschrift, die Sie am 15.10.07 beantwortet und Ihren Lesern auf Ihrer Website zur Einsicht zur Verfügung gestellt haben. Ihre Anteilnahme hat mich tief bewegt und getröstet, und Ihre ermutigenden Worte haben mir vor allem bewusst gemacht, wie viel Kraft und Stehvermögen in mir stecken. Diese Kraft werde ich künftig gut zu nutzen wissen, denn sie ist nun frei.

Als ich gestern den Brief „beim Lesen geweint“ vom 20.11.07, der sich auf meine Zuschrift bezieht, gelesen habe, liefen auch bei mir die Tränen.
Mir geht es häufig so, dass Ihre Leserbriefe mich zu Tränen anrühren, weil ich – wie Sie selbst und die meisten Ihrer Leser auch – so gut weiß, wie sich ein emotional vernachlässigtes oder unterdrücktes und geschundenes Kind fühlt.
Aber ich habe noch von niemandem gehört, dass sie oder er um mich geweint hätte. Ich bin gerührt und berührt über so viel Anteilnahme, so etwas kannte ich bisher nicht. Auch dieser Leserin bzw. diesem Leser möchte ich von Herzen danken.

Ihrer beider Empathie lässt eine Welle liebevoller Weichheit durch meinen Körper und meine Gedanken fließen, von der ich gar nicht wusste, dass sie in dieser Intensität noch vorhanden ist. Das möchte ich Sie beide wissen lassen. Danke für dieses Geschenk!

Liebe Frau Miller, auch Sie sind nicht allein! Sie leisten unbezahlbare Arbeit mit Ihren Büchern und auch auf Ihrer Website, und zwar als helfende Zeugin. Davon kann jeder profitieren, der sich den Weg zu sich selbst nicht versperrt. Nicht jeder, der Ihre Bücher kennt und verstehen gelernt hat, wird einen Leserbrief schreiben. Niemand kann sagen, wie viele Menschen Sie bereits erreicht haben und wie viele sich entschlossen haben, ihren weiteren Weg bewusst als wissende und helfende Zeugen zu gehen.

Mein vergangenes Leid beutelt mich erkennbar weniger, eine Therapie halte ich bei mir nicht mehr für erforderlich (was ich verblüffend finde). Eine seit Jahren in meiner rechten Brust befindliche Zyste bildet sich merklich zurück. Mein Körper scheint keinen Grund zur Revolte mehr zu haben. In Ihren Büchern und auf Ihrer Website – und nicht zuletzt in Ihren veröffentlichten Leserbriefen und Ihren Antworten darauf – fand und finde ich auf alle meine eigenen Fragen absolut befriedigende Antworten und Hinweise mit heilsamer Wirkung. Es müssen selbstverständlich „Hausaufgaben“ gemacht werden; ohne genaues Hinschauen oder besser Fühlen und Zulassen der bisher verdrängten Schmerzen kann sich nichts auflösen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mensch, der sein eigenes Leid wahrnehmen will und lernt, es aufzulösen, das Leid der Anderen dann noch ignorieren kann. Mir jedenfalls ist es weniger denn je möglich, wegzusehen. Was ich mir noch wünsche, sind Menschen zum persönlichen Austausch. Doch ich bin zuversichtlich und gehe davon aus, dass ich Menschen finde, die wie ich entschlossen sind, das erworbene Wissen weiterzugeben und nach Möglichkeiten dafür zu suchen. Und Möglichkeiten gibt es genug, und sei es „nur“ durch ein freundliches Lächeln und die Bereitschaft, zuzuhören und sich gegen jegliche misshandelnden Übergriffe auszusprechen, vor allem, wenn diese sich gegen Kinder richten. Parteilicher Anwalt für ein Kind oder ein einstmals misshandeltes Kind kann ich heute jederzeit sein, weil ich keinen Zweifel daran habe, damit im Recht zu sein.

Liebe Frau Miller, Sie wachsen mir sehr ans Herz. Es ist wunderbar, dass es Sie gibt!

Herzliche und anteilnehmende Grüße an Sie, Frau Miller, an Ihr Team und an Ihre Leserinnen und Leser, A. T.

AM: Ich danke Ihnen ganz herzlich für diesen Brief und bin so froh, von Ihnen zu hören. Sie bestätigen das, was ich vermutet habe und jetzt immer wieder bestätigt bekomme: Wenn jemand sich wirklich helfen will und seiner Wahrheit unter keinen Umständen ausweicht, KANN er sich helfen. Und der Körper macht mit. Die Einsamkeit ist oft tragisch, aber mit der Zeit finden sich Menschen, die ebenfalls ihre Wahrheit suchen. Sie sehen das aus der Reaktion des Leserbriefes, der Sie so gerührt hat. Wie ist es Ihnen ergangen, als Sie die Gruppe bilden wollten? Auch wenn das nicht auf Anhieb geht, wichtig ist, dass man weiss, was man sucht.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet