Schlaflosigkeit

Schlaflosigkeit
Wednesday 30 December 2009

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Liebe Frau Miller,

vielen Dank für ihre Antwort. Ich schreibe ihn mit einem ambivalenten Gefühl:
– Einerseits möchte ich nicht, dass mein(e) Brief(e) an Sie im Internet veröffentlicht werden – insbesondere weil aus der von mir beschriebenen Lebensgeschichte für meine Familie, Freunde und Bekannte trotz Verkürzung meines Namens auf “CO” klar hervorgeht, dass es sich um mich handelt.

– Andererseits bin ich dankbar für Ihre Antwort und für Ihre Leistungen als Autorin und Ratgeberin. Und ich befürchte, Sie könnten mir nicht mehr Antworten wenn ich der Veröffentlichung meines Briefs nicht zustimme (ich hoffe, dass Sie mich verstehen).

Ich lese gerade das Buch, dass Sie mir empfohlen haben. Es hilft mir dass Mädchen in mir, das vergessen wurde, wiederzufinden. Ich habe immer noch keinen Erfolg damit, meine Schlaflosigkeit zu bekämpfen. Wenn ich nachts wach bin, dann biin ich auf mich selbst wütend und frustriert, dass ich so eine einfache Fähigkeit wie das Schlafen verloren habe. Vor zwei Jahren habe ich Sitzungen bei einer Familienaufstellung gemacht. Aber das hat mich noch mehr verwirrt.

Woher kommt meine Schlaflosigkeit? Sollte ich eine Therapie mit Medikamenten machen. In einer Schlafschulung sagte mir die Kursleiterin, dass mein Prolem mehr als nur psychologisch wäre: Weil ich schon so lange nicht richtig schlafe hätte sich die Biochemie in meinem Gehirn verändert und ich müsse Medikamente nehmen, damit sich diese wieder normalisiert. Wenn es Nacht wird habe ich das Gefühl die Kontrolle zu verlieren. Es ist als ob jemand anders in meinem Körper wäre. Ich fühle mich wie der “Steppenwolf” von Hermann Hesse. Ich habe Angst, dass mein Körper es nicht mehr aushalten könne und ich peu a peu sterben würde – so fühle ich mich manchmal.

Haben Sie einen konkreten Rat bzgl. meiner Schlaflosigkeit?

Herzliche Grüße und guten Rutsch ins neue Jahr,

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AM: Schlaflosigkeit ist nur eines der vielen Symptome der sehr starken Gefühlsunterdrückung. Es wäre sicher falsch, sie isoliert und gar mit Medikamenten zu behandeln. Versuchen Sie, nachts aufzuschreiben, was Sie gerade fühlen, auch wenn es zunächst nur der Ärger ist, dass Sie nicht schlafen können. Sie hatten ja eine schreckliche Kindheit und mussten lernen, nicht zu fühlen, um zu überleben. Doch jetzt können Sie sich erlauben, Ihre Emotionen gefahrlos zuzulassen und zu sehen, was dabei herauskommt. Sie werden heute nicht bestraft dafür.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet