Alpträume

Alpträume
Wednesday 07 October 2009

Liebe Frau Miller,

zur Zeit geht es mir sehr schlecht. Obwohl ich starke Selbstzweifel habe, Ängste und Schamgefühle habe ich ein starkes Bedürfnis Ihnen zu schreiben. Es schwellt schon seit Monaten in mir. Angst die ich nicht zuordnen kann, Traurigkeit die da ist, ich aber nicht weinen kann. Alpträume bei denen ich Nachts aufschreie.( Ich habe sehr selten Bilder, es ist immer alles so dunkel, ich spüre Gefahr und Angst,kann aber nichts sehen. Einmal war dann doch ein Bild.Ich sehe mich mit einem Baby auf dem Arm. Ich halte meine Arme ausgestreckt hoch nach vorne,das Baby in den Händen…ich reiche es in die Dunkelheit die mich bedroht…ich will es weggeben,ich will es opfern…will ich mich opfern? Habe ich mich schon geopfert? Wenn ja was ist übrig?Was bin dann ich?Wer bin dann ich? Es tut so weh.) Ich wache auf, nass geschwitzt, total orientierungslos, habe ein Würgereiz und starken Husten. Es fing an, als feststand das ich mich beruflich verändere. Es hängt mit meinem Vorgesetzten zusammen. Er macht mir Angst. Bei ihm fühle ich mich sehr klein absolut bewegungslos, ohnmächtig, ausgeliefert. Nachdem letzten Wochenende ist mir bewußt geworden das ich bei ihm etwas wiederhole, das Opfer das ich in meiner Kindheit war. Ich mache mich klein bin starr, gelähmt vor Angst. Ich möchte alles tun damit es verschwindet, ich möchte mich aufgeben, ausliefern, Lieb sein, alles tun damit er mir nicht böse ist…ich habe das Gefühl es vernichtet mich…es tötet mich. Diese Traurigkeit und die Angst ist so schlimm, so grausam so vernichtend. Zudem gehört zu der beruflichen Veränderung ein Seminar bei dem ich auch auswertig schlafe. Dieses erinnert mich stark an meine Zeit als ich als Kind immer wieder verschickt wurde bzw an meine grausame Heimzeit. Es ist Heimweh mit sehr starken Vernichtungsängsten Alles was bisher ok war für mich stelle ich in Frage. Meine Selbstsicherheit ist eingestürzt. Ich habe keine Sicherheit, keinen Halt mehr. Ich bin voller Selbstzweifel. Keinen Anfang, kein Ende mehr.Alles was ich beginne breche ich wieder ab. Wenn ich mit dem kleinen Kind in mir spreche, kommen Phasenweise Stoßseufzer hoch…dann spüre ich ein wenig Erleichterung und Wärme…dann kommen wieder diese vernichtenden Selbstzweifel. Ich habe so Angst.Ich möchte etwas für mich tun, das was mir gut tut,das was mir gefällt…dann überfallen mich wieder die Selbstzweifel…ist es erlaubt, ist es überhaupt gewünscht…darf ich das überhaupt…ist es gestattet? Angst Angst Angst. Ich bin so traurig so sehr traurig so einsam. Nachdem ich alles nochmal durchgelesen habe überfiel mich ein Weinkrampf der mir sehr gut tat. Dann kommen wieder die quälenden Gedanken…die mich wieder zweifeln lassen, wieder Angst, Alleinsein,Einsamkeit. Es ist alles so schlimm so schrecklich schlimm. Ich möchte stark sein…stark mir zu helfen, endlich ich sein, endlich frei sein.

Danke das ich die Möglichkeit habe Ihnen zu schreiben.
Sie können dieses Schreiben veröffentlichen.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Liebe Grüße
MG

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AM: Können Sie sich vorstellen, dass Sie erst jetzt stark genug sind, um die Gefühle zuzulassen, die sie damals unterdrücken mussten, als Sie so klein und abhängig waren und in Heime abgeschoben wuden? Jetzt können Sie sich diese Gefühle leisten und den Schmerz von damals FÜHLEN. Wenn Sie ihn zulassen und auch den dazugehörigen Zorn spüren können, wird die Erinnerung klare Formen annehmen und sich nicht so stark mit der Gegenwart vermischen. Mit Erinnerungen kann man ohne Ängste leben, aber die verschwommenen Gefühle, deren Grund wir nicht zu fühlen wagen, machen uns panische Ängste, weil wir die Gründe nicht verstehen.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet