Verwirrende Doppelbotschaften
Tuesday 09 October 2007
Liebe Frau Miller und Team,
zu erst einmal danke ich ihnen und Ihrem Team, dass Sie meinen Leserbrief, am 30. August 2007 („Ich könnte ein Buch darüber schreiben“), auf Ihrer Website veröffentlicht haben. Und auch vielen Dank für Ihre Antwort darauf. Weshalb ich Ihnen jetzt schreibe, ist meine Empörung über den Leserbrief vom 05. Oktober 2007 mit der Überschrift „Spirituelle Heiler“. Es fiel mir ehrlich gesagt schwer, diesen Blödsinn zu lesen. Ich tat es aber trotzdem, weil ich diese Art, andere Menschen zu verwirren, sehr häufig in meinem Leben angetroffen habe, für sehr gefährlich halte und Klarheit für mich selbst finden wollte.
Zuerst einmal habe ich beim Lesen ein ganz mieses Gefühl bekommen. Dieses Gefühl kenne ich nur allzu gut aus meinem Elternhaus. Ich habe mich daraufhin gefragt, WAS GENAU dieses Gefühl der Verwirrung entstehen läßt. Ich bin zu folgendem Ergebnis gekommen: Immer dann, wenn Grausamkeiten und das Decken hiervon, mit positiven Begriffen gekoppelt werden, entsteht Verwirrung. Der Körper meldet mir: Achtung, hier stimmt was nicht, aber der Verstand nimmt einen positiv umschreibenden Begriff wahr. Das genau ist für mich Mißbraucherdenke allerübelster Art. In der Art wie „ich liebe dich und deswegen muß ich dich schlagen“. Man beschreibt sich als intellektuell hochbegabt und produziert aber in Wahrheit hirnrissigen Unsinn. Man behauptet, dass man ihre Bücher verstanden hat und vertritt genau das Gegenteil des Inhalts davon. Man behauptet geliebt worden zu sein und gleichzeitig schreibt man, dass man von dem gleichen Menschen sexuell benutzt wurde. Zum krönenden Abschluß fordert man dann auch noch das Recht darauf ein, dass dieser gefährliche, weil völlig Fakten verdrehende Unsinn, unbedingt auf Ihrer Website veröffentlicht werden sollte. Und das auch noch mit der unverschämten und wieder verwirrenden Haltung, dass sie andernfalls, „Andersdenkende“ wie in einem Regime „ausgrenzen“.
Hier wird meiner Ansicht und meinem Gefühl nach, das Recht auf Mißbrauch, das Decken des Gleichen und das Recht auf Publikation von Unwahrheiten eingefordert. Wahnsinn! und herzlich willkommen in der Geisterbahn der Schwarzen Pädagogik! Das wäre so, wie wenn ich behaupten würde: „Ich habe verstanden, dass 1+1=2 ist, aber bitte akzeptieren sie Frau Miller auch, dass für mich 1+1=3 ist. Und wenn sie das nicht veröffentlichen, sind sie eine Diktatorin in einem Regime und grenzen meine „Meinung“ als „Andersdenkender“ aus“. Und dann bezeichne ich mich noch als mathematisches Genie. Gratulation! Genau das kenne ich auch aus meinem Elternhaus: Dass man das Verdrängen von Fakten als „Recht auf eine eigene Meinung“ etablieren will. So, als könnten und müßten Wahrheit und Lüge gleichberechtigt nebeneinander her existieren. Oder besser noch: als wären beide Haltungen gleichberechtigte Wahrheiten. Meine Mutter weiß, dass ich mißbraucht wurde, will es aber nicht wahr haben. Deshalb verdrängt sie, nach eigener Aussage. Und rechtfertigt dieses Verdrängen dann damit, dass jeder ein Recht auf eine eigene Meinung habe. Entweder man hat Ihre Bücher verstanden Frau Miller, dann wird man diese Dinge überprüfen und erkennen dass sie richtig sind. Oder man hat sie nicht verstanden und behauptet weiterhin das, was der Großteil der Bevölkerung vertritt. Aber man kann nicht sagen, dass man ihre Bücher verstanden hat und gleichzeitig genau das Gegenteil vom Inhalt ihrer Bücher vertreten. Das Eine schließt das Andere aus!
Es gibt Dinge, Haltungen, Meinungen, die gleichzeitig und völlig berechtigt nebeneinander her existieren können, weil sie niemandem schaden: der eine ißt gerne dies und der andere das, der eine schaut gerne diese Art von Filmen und der andere eben ein anderes Genre. Das ist alles völlig in Ordnung. Aber genau diese Art der Toleranz versuchen Mißbraucher für ihr krankes Denken und Verhalten von anderen Menschen einzufordern. Ich persönlich habe NULL Toleranz für Grausamkeiten und Mißbrauch und finde, dass NIEMAND für Mißbrauch Toleranz aufbringen DARF. Und genau dieser „Toleranz“ gegenüber Mißbrauch habe ich es zu verdanken, dass ich so viele Jahre leiden mußte. In Wahrheit verbirgt sich in diesem Zusammenhang, hinter dem Begriff „Toleranz“, nichts Anderes als: Feigheit, Gefühllosigkeit, Gleichgültigkeit, Blindheit, Rachsucht, Verwirrung usw. Das alles haben Sie, Frau Miller, ja schon hinlänglich in Ihren Büchern beschrieben. Unfaßbar, dass dann Leute diese Fakten immer wieder zudecken wollen. Und das dann noch mit dem verwirrenden Hinweis, man hätte jetzt endlich die „Wahrheit“ gefunden. Das Gleiche macht Herr Hellinger ja auch. Er vertritt die Ansicht, dass man seinem Vater dessen Grausamkeiten vergeben müsse, denn sonst würde man genau so wie er (der eigene mißhandelnde Vater). Was für ein Schwachsinn! Ich kann dazu sagen, dass MEIN Vater seinem Vater alles vergeben hat, ihn Nie konfrontiert hat, mit dem was er ihm angetan hat. Weil er noch heute als 70 jähriger Mann Angst davor hat und sich statt dessen mit einem Bild seines längst toten Vaters auf dem Schreibtisch „beruhigt“. Und GENAU DAS hat dazu geführt, dass mein Vater all das Erlittene an MIR, seinem Sohn, ausgelassen hat. ICH vergebe meinem Vater gar nichts und sehe was er mir angetan hat und GENAU DESHALB weiß ich, wohin meine Wut gehört. Ich käme überhaupt gar nicht mehr auf die Idee ein Kind zu schlagen oder zu mißhandeln. Sondern ich würde es beschützen, lieben, begleiten, geduldig seine Fragen beantworten. Zu Zeiten, als ich die Grausamkeiten meines Vaters als solche gar nicht erkannt hatte, wäre ich allerdings sehr wohl in der Gefahr gewesen ein Kind auf die gleiche Art zu mißhandeln wie ich es wurde.
Die Angst scheint bei manchen Menschen so dermaßen groß zu sein, dass logisches Denken nicht mehr möglich ist. Womit haben denn die Herren Freud und Hellinger geholfen, destruktive Mechanismen zu durchschauen? Mit gar nichts! Sondern sie haben sie immer wieder, mit ihren völlig abstrusen Theorien, versucht zu vertuschen! Das Ergebnis von solchen „Heilungen“ mit Hilfe dieser „genialen“ Theorien sind Menschen, die u.a. psychotisch werden oder jahrzehntelange Analysen machen, die die Eltern schonen und einen dadurch in den Symptomen festhalten. All das auch noch finanziert von den Krankenkassen. Da fällt mir nur noch zu ein: Und es singt der Chor der Blöden, der schon immer war zu laut…….
Die gleiche Art Schwachsinn wie oben beschrieben, habe ich in fast allen meinen Therapien erlebt, was mich fast in den Selbstmord getrieben hat. Und offensichtlich ging es der Dame, die den Leserbrief verfaßt hat, ja ähnlich. Nur offensichtlich will sie das nicht wahrhaben. Schon der allererste Kontakt mit einer „Therapeutin“, als ich ca. 20 Jahre alt war, war triefend getränkt von Schwarzer Pädagogik. Und in der Folge erlebte ich fast nichts Anderes, bis auf wenige Ausnahmen. Folgende Sprüche dienten den Therapeuten dazu, meine Eltern in Schutz zu nehmen und mich zu beschuldigen: „Ihre Mutter war doch lange genug Mutter für sie“, „Wie lange wollen sie noch an der Mutterbrust hängen?“, „sie übernehmen keine Verantwortung für ihr Leben“, „es ist normal, wenn man irgendwann seine Eltern „entmystifiziert“ und sie als fehlerhaft erkennt“, „da wo ihr Vater ist, müssen sie erst noch hinkommen“ usw. usw. usw. Was bliebe der Menschheit erspart, wenn solche Damen und Herren Schuhe verkaufen würden, anstatt Grausamkeit deckende „Therapien“? Wieviel Gutes könnte man mit dem Geld machen, wenn man aufhören würde Menschen zu finanzieren, die am Schwarz-Pädagogischen-Tropf hängen? Weil sie nichts wissen und fühlen wollen und deshalb auch andere Menschen am Wissen und Fühlen hindern wollen. Aber Psssst…das darf natürlich keiner wissen……denn sonst wären solche armen, armen „Therapeuten“ nämlich arbeitslos, wenn man ihr Treiben durchschauen würde. Die arme pharmazeutische Industrie würde zusammenbrechen, weil man erkennt, dass sie für den Großteil der Menschen überhaupt keine Daseinsberechtigung hat. Aber wer will das schon? Nach Meinung der meisten Menschen doch höchstens solche „verquasten Querulanten“ wie Frau Miller und noch ein paar andere „Verirrte“, die auf Ihrer Website Leserbriefe schreiben, die wissen und fühlen wollen, die leben und lieben wollen….. Da läßt man doch als Gesellschaft lieber ein paar Milliarden Euro springen, womit man „Experten“ finanzieren kann, die einem die „Wahrheit“ endlich erzählen, wie „lieb“ die Eltern“ waren und wie „schön“ doch die ganze Kindheit war und wie „böse“ man als Kind war. Willkommen im psychotherapeutischen Musikantenstadl, sag ich da nur noch.
Übrigens las ich in den letzten Tagen, auf den Nachrichtenseiten des Internets, dass drei junge Männer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden, wegen gemeinschaftlichen Foltermordes an einem Zellengenossen in der JVA Siegburg. Der ermordete junge Mann wurde über zwölf Stunden lang unbeschreiblich gequält, entwürdigt, gedemütigt und schließlich zum „Selbst“-mord gezwungen. Auch hier waren wieder alle fassungslos, wie so etwas passieren konnte. Auch hier gelobten wieder alle, an der Aufklärung beteiligten Menschen, wissen zu wollen, wie es dazu kommen konnte. Am Rande wurde notiert, dass die Täter allesamt aus desolaten Verhältnissen stammten, mit prügelnden Vätern und „überforderten“ Müttern. Kein einziger Satz darüber, dass man sich diese Zustände, in denen die Täter aufwuchsen einmal GENAU anschauen wollte. Nein, lieber sucht man die Gründe in zu engen Zellen oder bei zu schlecht ausgebildetem Personal. Es ist immer wieder das Gleiche: man gibt vor, wissen zu wollen, aber in Wahrheit will man es nicht. Weil nur diejenigen wissen wollen, die die wahren Wurzeln der Gewalt kennen und nicht mehr fürchten. Alle anderen geben sich mit Platzhaltern zufrieden: die bösen, bösen Videospiele usw. Kein einziger kommt auf die Idee sich zu fragen, wieso das Opfer vor seiner Hinrichtung gezwungen wurde, Verse aus der Bibel zu lesen. Höchstwahrscheinlich, weil man dann sehen würde, dass genau das mit einem oder mehreren Tätern in der Kindheit auch gemacht wurde. DANN würde man erkennen, woher diese Bestialität kommt. Aber genau das will man ja eben nicht. Und wieder einmal mehr singt der Chor der Blöden, der schon immer war zu laut……….
Liebe Grüße an Sie Frau Miller und Ihr Team, M. A.
AM: Ich freue mich, dass Sie ein Buch schreiben wollen (oder schon dran sind?), weil Sie den Mut haben, Heuchelei zu durchschauen, und das Talent, das Erkannte und Gefühlte so klar anderen zu vermitteln. Das sind heute seltene Gaben.
Ihr Brief bestätigt meine Überzeugung, dass es nötig war, den verwirrenden Beitrag von Frau ESB als exemplarisch zu publizieren, weil er vielen Lesern die Augen auftun konnte dafür, wie die Mütter zu Hause mit dem Kind gesprochen haben. Die Meinungen der Großeltern wurden dem Kind aufgezwungen, ohne überhaupt zugehört zu haben, was das Kind eigentlich hatte sagen wollen. So wurde dessen Kreativität im Keime erstickt, bevor sie sich entwickeln konnte. Ich denke, dass viele Therapeuten nach diesem Muster funktionieren. Sie brauchen nichts vom menschlichen Leiden zu wissen oder ihr eigenes zu fühlen, noch sich über die Entwicklung des kindlichen Gehirns zu informieren. Sie brauchen nur die Sprüche ihrer Eltern zu übernehmen und dies „Therapie“ zu nennen. Viele Klienten sind begeistert, weil sie diese Sprache seit der Kindheit kennen, nur wussten sie bislang nicht, dass diese seit ihrer Kindheit ihnen gut bekannten Forderungen im Sinne der Schwarzen Pädagogik THERAPIE bedeuten. Sie reisen massenhaft zu Workshops und zahlen teures Geld für etwas, das ihnen seit jeher so gut bekannt ist, aber nun eine neue Etikette erhielt: Statt: „Du musst brav sein, gehorchen, deine Mutti und Vati lieben, was auch immer sie dir an Grausamkeit zugefügt haben“, heisst es heute, „Du musst Vergebung üben und in die Spiritualität eintauchen, dich sogar für die Grausamkeit bedanken, das gibt dir Glück und Gesundheit“. Die Gurus jeder Couleur machen auf diese Weise Geld mit der Weisheit ihrer Mütter, und alle scheinen damit zufrieden zu sein, doch NUR SO LANGE, wie sie ihre Verwirrung an andere weitergeben können. Und das scheint gut zu funktionieren, weil sich die „Weisheiten“ der Großmütter seit Schrebers Zeiten kaum voneinander unterscheiden und sich daher in verschiedenen Ländern gut verkaufen lassen.
Zugegeben, um von der Denkweise der Schwarzen Pädagogik wegzukommen, brauchen ehemalige Opfer von Folter in der Kindheit viel Mut. Doch der Körper zwingt sie häufig dazu, diesen Mut aufzubringen. Sie fangen an, ihre wahren Gefühle zu entdecken und diese zu respektieren. So gelingt es ihnen unter anderem, sich von der Macht der therapeutischen Schulen zu befreien, die schon seit Freud auf der Angst des ehemaligen Kindes vor den Eltern aufgebaut sind.
Ich danke Ihnen sehr für Ihren Beitrag, Sie lassen sich offenbar nicht durch diese Propaganda täuschen, weil Sie die Chance hatten, die Hohlheit der väterlichen Sprüche zu erkennen.