Psychologen testen

Psychologen testen
Thursday 09 November 2006

Sehr geehrte Frau Miller,
seit ich drei Ihrer Bücher gelesen hatte, weiß ich ziemlich genau, was ich von einem Therapeuten wissen möchte oder mir durch das Arbeitsbuch zur Aussöhnung mit dem inneren Kind von Erika J. Chopich u. Margaret Paul selbst erarbeiten kann. Bei der Durcharbeitung der Bücher „Das Polarisprinzip“ von Martha Beck, „Finde deinen Platz im Leben“ von Jean Monbourquette und „Zerrissenheit“ von Anselm Grün waren die Ergebnisse mehr oder weniger wirr und irgendwie nicht zu fassen. Als ich allerdings Ihr Buch „Die Revolte des Körpers“ las, wurde ich von Wahrheiten nur so bombardiert. Plötzlich kamen die Erkenntnisse wie aus dem Nichts, so wie einem Ideen kommen für eine Rede oder eine Kolumne oder dgl.
Der Ausdruck der echten eigenen Gefühle ist wichtiger, als der Ausdruck der Fähigkeiten, Begabungen, Talente oder Qualitäten. Das Eigene bietet Halt. Mit einer einfühlenden Begleitperson/Therapeuten will ich meine wahre Geschichte und meine eigenen echten Gefühle kennenlernen.
Ich leide an einer Perversion, die ich folgendermaßen bezeichnen würde: Voyeuristisch – masochistische Urophilie. Wurde ich in der Sauberkeitsphase als Knabe von der Mutter missbraucht/gedemütigt/beschämt?
Was halten Sie von einer Therapie online per Chat oder per Mails? Bei www.psychologe.de wird so was ähnliches angeboten. Man könnte ja Ihre FAQ-Fragen (ob es sich um einen Therapeuten handelt, der seine Kindheit schon aufgearbeitet hat) auch per Mail vorher klären. Ich werde Ihnen weiter berichten, was meine weitere Lebensarbeit bringen wird.
Mit freundlichen Grüßen, M.D.

AM: Danke für Ihren Brief. Es ist meines Erachtens eine sehr gute Idee, meine FAQ Liste zu benutzen, um die Psychologen zu testen, bei denen man Rat suchen will. Denn was kann einem der Psychologe geben, der seine eigene Kindheit und die des Klienten gar nicht kennen will. Was ist denn ein Mensch ohne seine Kindheit? Ohne seine Geschichte? Doch höchstens ein Bündel von Fragezeichen, die man zwar beliebig wirkungslos verschieben kann (und dies Psychologie nennen), die sich aber oft als logische Folgen von erlittenen Foltern entpuppen, wenn man es wagt, sich die Geschichte dieses Menschen anzuschauen. Natürlich gilt das auch für Perversionen, und Sie sind sicher auf dem richtigen Wege, wenn Sie sich berechtigte und kluge Fragen stellen. Sie werden so die wichtigste Person in Ihrem Leben entdecken: sich selbst. Lassen Sie sich diese Freude nicht verderben.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet