Das geliebte Kind
Thursday 28 May 2009
Ich finde es wunderbar, hier eine Möglichkeit zu finden, Alice Miller zu danken. Vor ca. 32 Jahren las ich in der ZEIT einene Artikel über ihr Buch „Das Drama des begabten Kindes“. Die Besprechung war so begeisternd, dass ich mir das Buch sofort gekauft habe, obwohl ich kein Kind hatte und nicht gedacht habe, je eins zu bekommen. Ich habe es mit wachsendem Interesse sofort gelesen (und natürlich später auch noch einige andere ihrer Bücher)
Als ich 1979 eine Tochter bekam, erleichterte mir das Wissen um dieses Buch, alle „Ratschläge“ von „wohlmeinenden“ Leuten zu überhören. Besonders eindrücklich fand ich den Hinweis, dass Kinder im ersten Jahr noch getragen werden sollten. Ich hatte es auf diese Weise leicht, einfach meiner eigenen Empfindung zu folgen. Nie habe ich meine Tochter für irgend etwas bestraft, auch nicht mit Moralpredigten, denn wenn sie etwas falsch gemacht hat, habe ich sie immer trösten müssen.
Nun ist meine Tochter 30 geworden und ist – wie eine Person in dem Buch Alice Millers, die auch viel Zuwendung in ihrer Kindheit erfahren hatte – ein ausgeglichener froher Mensch mit strahlenden Augen, wie in diesem Buch geschildert. Auch in ihrer beruflichen Tätigkeit ist es ihr immer ein Anliegen, Menschlichkeit zu zeigen, Konflikte zu lösen und zu helfen, wo es nötig ist.
Dies ist für mich der Beweis, wie richtig alles war, was Frau Miller geschildert hat. Ich will nicht zu weitschweifig werden und sage deshalb nur
Danke!!!!!!
Mit vielen guten Wünschen!!
GR, (66)
Musikerin
AM: Ich habe mich natürlich sehr gefreut über Ihren Brief, vor allem darüber, dass mein Buch Ihnen geholfen hat, „alle „Ratschläge“ von „wohlmeinenden“ Leuten zu überhören.“ Doch um dies zu können, hatten Sie vielleicht gute Voraussetzungen aus Ihrer eigenen Kindheit mitgebracht. So viele Mütter möchten es nämlich „anders machen“, aber fühlen sich gedrängt, die schädigenden Muster ihrer eigenen Erziehung unbewusst zu wiederholen. Haben Sie nie darunter gelitten? Ihr Schreiben zeigt auch, dass es nicht darum geht, etwas zu „machen“, damit das Kind so wird, wie man es sich wünscht, sondern darum, das Kind zu begleiten, es zu sehen, seine Gefühle zu verstehen suchen und SEINE emotionalen Bedürfnisse befriedigen zu wollen, nicht die unseren mit Hilfe des Kindes. Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Brief.