Endlich!

Endlich!
Tuesday 08 December 2009

——————————————————————————–

Aber jetzt habe ich es endgültig geschafft!
Nachdem ich meine Mutter beherbergt hatte, weil sie einen Termin in der Stadt hatte und sie mich dann angegriffen und beschimpft hat, hab ich es endlich heute geschafft, ihr zu kündigen.
Ich war nämlich als sie zu Besuch war, wirklich kurz davor, ihr die Bratpfanne über den Schädel zu ziehen (etwas was ich vorher eigentlich meinem Bruder zugetraut hätte- nicht mir).
Meine Hände waren heute vor dem Telefonat schweißnass.
Ich kenne ja auch niemanden, der sich von seinen Eltern getrennt hat.
In meinem Kopf hatte ich Fragmente eines Satzes von ihnen:” ..die nötigen Schritte einzuleiten.”
Ja ich dachte, mit der (vermeintlichen?) innerlichen Distanz und kaum Kontakt zu meiner Mutter wäre das erledigt.
Aber jetzt, wo ich diese Beziehung endgültig abgebrochen habe, fühle ich mich wie ein Junkie, ein Mamajunkie, der die Nadel endlich nicht mehr braucht.
Gar nicht mehr!
Ich fühle mich gut. Ich fühle mich frei.
Nie wieder wird die Frau mich quälen.
Ohne sie hätte ich es nicht geschafft und vielleicht finde ich jetzt sogar mal einen Therapeuten.
So wie ein Junkie eben. Da ist ja auch Abstinenz Vorrausetzung für das Gelingen einer Therapie, hab ich zumindest gehört.
Voriges Jahr um diese Zeit hat mir meine Ärztin wegen ungeklärten Schmerzen Psychopharmaka verschrieben, die ich nach ein paar Tagen weggeworfen habe.
Das darauffolgende Jahr hab ich mich an ihnen festgehalten.
Heuer hab ich keine Schmerzen.
Vielleicht kann ich im nächsten Jahr schon alleine stehen.
Auch ohne das Bedürfnis zu verspüren ihnen alle paar Wochen zu schreiben, wohl mehr um mich zu vergewissern, dass sie eh noch da sind, als wirklich etwas zu sagen zu haben oder von ihnen lesen zu wollen.
Wir werden sehen.
Sie sind wohl die erste Person überhaupt in meinem Leben gewesen , vor der ich kein bißchen Angst habe, auch nicht die Angst ihnen lästig zu fallen, die mich sonst so gerne überfiel.
Ich bin guter Dinge und heute auch stolz auf mich.
Und so leicht, so froh und so frei.
Nie wieder wird sie mich quälen, nie wieder misshandeln.
Noch nicht mal zweimal im Jahr, wie bis jetzt.
Ich muss ihr nicht mehr Stand halten.
Werde die Frau nicht vermissen.
Sie mich übrigens sowieso nicht.
Juhu. Haha. Jippie. Yeah und überhaupt.
Irgendwie ist mir bei all der Freude auch nach weinen.
Auch das wird mich erleichtern. Endlich ganz und gar.
Nicht mehr meistens, fast und beinahe.
Danke!

AM: Ihr Brief klingt sehr glaubhaft. Sie hatten Jahrzehne lang angst, den Schritt zur Befreiung zu machen, aber erst als Sie ihn gewagt haben, spüren Sie, wie die Freiheit “schmeckt”. Genauso geht es vielen Menschen. Erst wenn sie die Angst vor dem Fühlen aufgeben können, machen sie neue Entdeckungen. Ich gratuliere Ihnen und freue mich mit Ihnen.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet