Ihr neues Buch Dein gerettetes Leben

Ihr neues Buch Dein gerettetes Leben
Friday 09 November 2007

Liebe Alice Miller,
nachdem mich meine Ärztin mit der Diagnose Depression zum Psychiater, zur Magen-und Darmspiegelung etc. schicken wollte und selbst auch noch mich akupunktieren, befinde ich mich mit 53 Jahren auf dem – zugegebenermaßen unsicheren – Weg der Selbstheilung. Ich stelle mich meinen morgendlichen Panikattacken, schreibe genau auf, was mich ängstigt, notiere meine Träume. Neulich war ich zusammen mit meiner Tochter (22 Jahre alt) bei meinem Vater im Krankenhaus. Er hat mich und auch meine Mutter und Schwester in vielerlei Hinsicht schwer misshandelt. Beim Gedanken daran, dass ich ihm nun, da er alt und schwach ist – sich aber niemals für all die Schläge, die mich unter anderem ins Krankenhaus führten als Teenager, je entschuldigt hätte – verzeihen müsste, brach ich zusammen. Meine körperlichen Symptome sind Brechreiz, Hustenkrämpfe, Bauchschmerzen, Durchfall. Sie überfallen mich am frühen Morgen so gegen 04.00 Uhr. Seit ich mich mit den Erlebnissen und Schrecken meiner Kindheit wie Eingesperrtwerden im Dunkeln (mit der Drohung vorm Schwarzen Mann, oder gab es den?), Angebrülltwerden ohne Grund, vielleicht auch Schläge (die Schläge als 13- bis 16-Jährige, bis ich abgehauen bin aus diesem äußerlich so wohlgeordneten bürgerlichen Elternhaus erinnere ich, frühere nicht) jenseits aller Therapie und Anpassungsversuche auseinandersetze, schlottern mir manchmal die Knie, aber mein Körper antwortet mit zunehmendem Wohlbehagen. Ich bin zutiefst dankbar für Ihre mutige Arbeit!
Mit herzlichen Grüßen, V. S.

AM: Sie sind ganz sicher auf dem richtigen Weg, um sich zu helfen. Alles, was Sie beschreiben, weist darauf hin. Ihr Körper wird Sie weiter begleiten, weil Sie den Mut haben, Ihre Geschichte ernst zu nehmen und die Augen für die erfahrenen Grausamkeiten zu öffnen. Sie liessen sich nicht von Diagnosen verwirren, und wollen das misshandelte Kind, das Sie waren, endlich verstehen und beschützen. Das ist mehr als die Ärzte Ihnen geben konnten. Auch das Aufschreiben Ihrer Gefühle wird Ihnen helfen, so werden Sie entdecken, was Sie vermissen, was Ihnen fehlt und was Sie tun können, um Ihre Angst zu verstehen und sich von ihr zu befreien. Grund zur Angst haben Sie ja in Ihrer Kindheit mehr als genug gehabt, aber erst jetzt können Sie sich leisten, diese schrecklichen Ängste im Keller bewusst zu erleben und den Zorn zuzulassen, den Sie unbedingt brauchen, um ganz gesund zu werden. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Klarheit.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet