Die Sprache des Körpers

Die Sprache des Körpers
Friday 22 July 2005

Sehr geehrte Frau Dr. Miller,
eigentlich muß ich erstmal dies sagen: Ich will irgendwie nicht, daß mein Vater ein Monstrum war. Es ist so, als wäre ich dann selbst betroffen, als würde es mich schädigen, wenn ich annehmen müßte, daß mein Vater ein Monstrum war, als wäre es besser, er habe recht gehabt, daß er mich so brutal schlug, weil er mich erziehen mußte, weil ICH nicht in Ordnung war und er mich bessern mußte. Ich will ihn verstehen und irgend eine Erklärung finden, warum er so schrecklich war. Ich wollte immer glauben können, daß er nichts dafür konnte und wenn ich an meine Schmerzen oder Peinigungen denke, die ich erlitten habe, bin ich vollkommen gefühllos. Ich empfinde gar nichts. Überhaupt nichts. Ich kann es zwar beschreiben, aber die Empfindung kommt nicht hoch. Das Gefühl ist irgendwie abgespalten und wohl vollkommen verdrängt. Als ich aber über meinen Vater, als Monstrum nachdachte, brach am ganzen Körper Schweiß aus. Das Wasser lief an meinem Körper herunter, obwohl es nicht heiß war. Das dauerte ungefähr eine Stunde. Das fand ich sehr merkwürdig. Vielleicht hat es irgend etwas mit meinen verdrängten Gefühlen zu tun? …

AM: Ich zweifle keinen Moment daran. Sehen Sie, wie Sie Ihrem Körper vertrauen können? Er wird Sie zuverlässig begleiten, wenn Sie seine Botschaften nicht ignorieren.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet