Sie sind nicht verrückt!
Thursday 22 June 2006
Sehr geehrte Frau Miller!
Mein Name ist B. K. Ich bin 28 Jahre alt und wohne in Wien. Seit meinem 12.Lebensjahr leide ich unter Essstörungen; zuerst “nur” unter Magersucht; mit 18 ist es in eine Mischform von Magersucht und Bulimie umgeschlagen. Dazu quälen mich extreme Angstzustände, die in den letzten zwei Jahren immens zugenommen haben. Seit zwei Jahren bin ich in Therapie, ich habe einen Therapeuten gefunden, dem ich wirklich vertrauen kann. Ich wüßte ehrlich gesagt nicht, wie ich momentan ohne ihn mein Leben bewältigen könnte. Ich habe immer geglaubt bzw es mir abverlangt, alles aushalten zu können. Und jetzt?? Jetzt könnte ich es nicht mehr ertragen, ohne zumindest mit einer Person über meine Ängste und Schmerzen zu sprechen.
Ich habe schon vor vier Jahren zwei Bücher von ihnen gelesen, die mich wahnsinnig berührt haben. Vor kurzem bin ich wieder auf zwei Bücher von ihnen gestoßen. Wieder waren da Gefühle von Erschrockenheit, Wut und Trauer, aber auch von Erleichterung, Verstandenwerden. “Da versteht mich jemand, ich bin nicht verrückt, meine Ängste sind nicht eingeredet.” Es tut so gut, verstanden, angehört zu werden. Ich fühle mich oft wie lebendig begraben. Wenn ich mich im Spiegel ansehe, habe ich das Gefühl, als sehe ich mir beim Sterben zu. Im Grunde ist das bei niemandem anders, aber einige Menschen füllen diese Zeit mit Leben aus. Ich möchte mich auch wieder lebendig fühlen.
Ich wollte mich einfach für ihre Gedanken bedanken. Ich habe noch nie ein Buch bzw einen Autor gefunden, der sich dieses Themas mit solcher Klarheit und so viel Einfühlungsvermögen annimmt.
Mit herzlichen Grüßen, B. K.
AM: Nein, Sie sind nicht verrückt, und Ihre Ängste sind nicht eingeredet. Eingeredet ist hingegen, dass Sie die Gründe Ihrer Ängste nicht verstehen sollten. Ich hoffe, dass Ihnen meine Artikel auf dieser Seite und die Leserbriefe den Beweis dafür erbringen können, dass Ihre Gefühle begründet sind und zu Ihren Freunden werden können, wenn Sie sie zu verstehen lernen. Lesen Sie auch das Buch “Die Revolte des Körpers”.