Der Fall Amstetten
Thursday 01 May 2008
Liebe Frau Miller,
sicher haben Sie von der furchtbaren tragödie erfahren die sich in amstetten in österreich zugetragen hat. ein vater hat seine tochter 24 jahre lang eingesperrt hat sie sexuell mißbraucht sie geschlagen psychisch gefoltert und hat mit ihr 7 kinder gezeugt wovon eines gestorben ist in den tagen nach der geburt.
fassungslos bin ich. für mein entsetzen und grauen gibt es keine wörter.
auch nicht für meine verzweiflung über den runden tisch den es diese woche über die geschehnisse gab an dem unter anderem eine psychotherapeutin (universitätsprofessorin!)und ein psychiater mitdiskutiert haben. es kam natürlich auch die frage auf: WIESO tut ein mensch so etwas. WAS geht in diesem menschen vor. WOHER kommt dieser sadismus und dieser wahnsinn.
die psychotherapeutin präsentierte groteske studien die so seltsam waren daß ich sie nicht einmal verstanden habe. studien über inzesttäter. auch der psychiater gab nicht wirklich eine antwort.
WIE KANN DAS SEIN, daß “hochkarätige” “experten” keine ahnung haben von verdrängter wut und ausagieren an opfern. daß es sein muß, daß diese bestie selbst opfer von schweren mißhandlungen gewesen sein muß.
warum wissen denn diese leute nicht. die so eine riesenverantwortung haben. soviele leute verfolgten diese sendung. leute die vielleicht selbst an sich wahrgenommen haben, daß sie inzestneigungen haben. menschen, die verstehen hätten können WARUM das bei ihnen so ist. verbrechen hätten verhindert werden können. aber nein. studien werden präsentiert, die nichts aussagen. die so wertlos sind daß ich sie mir nicht einmal gemerkt habe.
wollen vielleicht Sie frau miller, dem ORF einen brief schreiben, daß Sie um die zusammenhänge wissen und diese frage beantworten können?
ich werde dies ebenfalls tun. ich kann aber auf nichts verweisen außer meine eigenen erfahrungen und viele menschen lassen sich blenden von dr. titeln, die ich nicht habe. die eigene erfahrung, das GEFÜHL zählt viel zu wenig, dabei wäre das das allerwichtigste.
liebe grüße
von einer zutiefst erschütterten
V
AM: Danke für Ihren Brief. Ich teile ganz Ihre Gefühle der Empörung über die Ignoranz der sogenannten Experten. Doch ich kann mich nicht konkret dazu äussern, solange wir nichts darüber wissen, was dieser Mensch als Kind erfahren hat. Sonst müsste ich nur wiederholen, was ich seit Jahrzehnten bereits schreibe, ohne in der Presse gedruckt zu werden. Im Falle von Jessikas Eltern habe ich die Vorgeschichte ja geliefert, dennoch weigerte sich der Spiegel den Artikel zu drucken, WEIL er so klar die Ursachen des Grauens nachgewiesen hat, die noch kaum jemand wahrnehmen will, wie Sie sehen. Haben Sie eventuell die Möglichkeit, über die Kindheit dieses Monsters nachzuforschen? Dann könnten wir aufzeigen, wie Bestien produziert werden. Doch machen wir uns keine Illusionen: Die deutsche Presse scheint geradezu verliebt zu sein in ihre Ignoranz. Wie es in Österreich ist, weiss ich nicht.