Weshalb sind Apelle erfolglos
Monday 04 January 2010
AM: Die Antworten auf Ihre Fragen finden Sie in meinen Büchern. Meines Erachtens kommt jedes Kind nicht böse auf die Welt, sondern wird dazu durch Schläge und andere Demütigungen gemacht. Meine Bücher liefern auch die Erklärung für die Tatsache, dass fast alle gutmeinenden Appelle zugunsten der humanen Kindererziehung (ob sie nun von Wilhelm Reich, von mir oder von anderen stammen) erfolglos bleiben. Denn fast alle Menschen wurden als Kinder geschlagen und tragen in sich die Angst des kleinen Kindes vor der Bestrafung, falls es gegen die Grausamkeit und Ahnungslosigkeit der Eltern rebellieren sollte. So leben wir fast alle in der Verleugnung dessen, was uns in den prägenden Jahren widerfahren ist. Der französische Philosoph Montaigne hat schon im 16-ten Jahrhundert geschrieben, man solle Kinder nicht schlagen, aber kein anderer Philosoph, kein Kirchenvater, auch kein Reformator hat sich bis heute dieser Meinung angeschlossen. Im Gegensatz zu Montaigne, der gewaltfrei und respektvoll erzogen wurde, wuchsen die anderen offenbar mit Gewalt auf und mussten sehr früh lernen, diese Brutalität dem Kinde gegenüber als richtig und notwendig zu erachten. Indessen, erst die Befreiung von der Verleugnung des eigenen Leidens ermöglicht es den Eltern ihre Kinder in Respekt und ohne Lügen zu begleiten.
Wir erhalten auf dieser Mailbox einige Beispiele dieser Wende, Berichte von Menschen, denen es gelungen ist, ihre Verleugnung fallen zu lassen und infolge dessen ihren Kindern eine gewaltfreie Begleitung zu gewähren. Es mag viele Jahrhunderte dauern, bis sich diese Haltung durchsetzt, vorläufig sind es nur wenige Ausnahmen, die es wagen konnten, die Taten ihrer Eltern zu verurteilen, um sie nicht an ihren Kindern zu wiederholen. Allerdings, je grausamer die heutigen Erwachsenen als Kinder gedemütigt wurden, desto stärker ihre Angst vor der Wahrheit und ihre Verleugnung. Doch die einzelnen Beispiele bezeugen, dass es an sich MÖGLICH IST, die Ignoranz zu überwinden und die Produktion der Gewalt aufzugeben.
Hingegen können wir mit Appellen nichts erreichen, denn die verleugnete Geschichte der Eltern und Großeltern wird auf kosten der nächsten Generationen abreagiert, wie dies bereits seit Jahrtausenden mit unveränderten Regelmäßigkeit geschah und geschieht.
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From: „Kindergarten „ROBINSON jr.““
To: mailbox2am@yahoo.com
Sent: Thu, December 31, 2009 5:16:06 PM
Subject: Kinder der Zukunft
Werte Frau Alice Miller,
ich wende mich an Sie mit einer
Frage und einer Bitte.
Die führenden Vertreter der
westlichen Industrienationen behaupten, dass es zu der Notwendigkeit
industriellen Wachstums keine Alternative gibt, da nur so die Probleme der
Menschheit gelöst werden könnten.
Aus meiner Sicht rast die
Menschheit jedoch mit zunehmender Geschwindigkeit auf einen Abgrund zu. Ich
glaube, dass diese Sicht zwar zur Zeit noch eine Minderheit, aber zunehmend
mehr Menschen teilen.
Das macht mir Angst. Und da ich
täglich bei meiner Arbeit in die strahlenden Augen der Kinder sehe, und
gleichzeitig Angst habe, dass sie keine Zukunft mehr haben werden, versuche ich
etwas dagegen zu tun.
Ich möchte
meine Aufmerksamkeit vor allem folgender Frage widmen:
Ist der Mensch von Natur aus
egoistisch, gewalttätig und unsozialso dass die Schaffung einer solidarischen Weltgemeinschaft
schon allein aus diesem Grund eine Illusion ist? Die bisherige Geschichte der
Menschheit könnte ein Beweis dafür sein.
Oder aber, ist der Mensch von seiner
Natur her eher ein soziales und solidarisches Wesenund die bisherige Geschichte der
Menschheit belegt nur, dass sich der Mensch im Laufe der Zivilisation immer
mehr von seinen natürlichen Grundlagen entfernt hat? In diesem Fall bestände
die Aufgabe des Menschen darin, sich wieder auf diese natürlichen Grundlagen zu
besinnen und eine Wende in der Zivilisationsentwicklung zu vollziehen.
Aus meiner Sicht sollte auf die Klärung dieser Frage
große Aufmerksamkeit gerichtet werden, weil gerade an der Fähigkeit zum
solidarischen Handeln viele Menschen aus eigener Erfahrung zweifeln. Diese
Zweifel führen dann häufig auch bei den Menschen, die sehen, dass es so wie
bisher nicht weiter gehen kann, zu Resignation und blockieren eigenes aktives
Handeln.
Ich möchte im folgenden meine
Gedanken zu dieser Fragestellung darlegen:
Ich gehe von der Grundannahme aus, dass der Mensch
nicht von Natur gewalttätig, bösartig und unsozial ist.
Der Mensch hat von Natur, also genetisch bedingt,
sowohl die Anlagen, aggressiv und gewalttätig als auch solidarisch und
mitfühlend zu handeln. Er braucht beide Fähigkeiten, um seine Existenz und die
seiner Nachkommen zu sichern.
Die entscheidenden Weichen aber, in welchem Maße ein
Mensch seine Anlagen entwickeln kann, werden in der Schwangerschaft, bei der
Geburt und in der frühen Kindheit gestellt. Hier wirken sich die jeweiligen
gesellschaftlichen, kulturellen und familiären Bedingungen aus und diese können
sowohl überwiegend gewalttätig als auch überwiegend liebevoll sein.
Der Teufelkreis, der sich seit tausenden von Jahren
in den so genannten Hochkulturen herausgebildet hat, besteht nun darin, dass
Kinder in eine gewalttätige Umgebung hineingeboren werden und aufwachsen und so
wiederum gewalttätig ihren Kindern gegenüber werden. Die heutige
Gewalttätigkeit gegenüber Kindern ist nicht mehr so offensichtlich, wir früher.
Doch sie äußert sich in der zunehmenden Gewalt in den Beziehungen zwischen den
Menschen und den Völkern und auch darin, dass sie immer mehr bereits von
Kindern ausgeht.
Meine Frage an Sie ist also:
Sehen Sie das ähnlich und wenn ja, Wie kann man nun diesen Teufelskreis
ihrer Meinung nach durchbrechen?
Nun zu meiner Bitte:
Ich glaube in diesem Zusammenhang an
die Notwendigkeit des von Wilhelm Reich um 1950 herum initiierten
Projektes „Die Kinder der Zukunft“. Ich
weiß nicht, ob dieses Projekt nach seinem Tod weiter geführt wurde. Ich habe
den Kern dieses Projektes so verstanden: “Alle bisherigen Konzepte über
Erziehung hatten Anpassung an die speziellen rassischen, nationalen oder sonst
welchen Ideale zum Ziel … Gesundheit und Normalität wurden gleichgesetzt … Alle
diese Ansichten haben eins gemein: die völlige Außerachtlassung der Natur des
Kindes. Gesundheit und Normalität sind nach Interessen definiert, die außerhalb
des Bereiches der Entwicklung von Kindern liegen. Diese Konzepte beginnen
damit, was ein Kind SEIN SOLL und nicht damit, was ein Neugeborenes IST“
(Wilhelm Reich in „Christusmord“).
Ich glaube, dass es notwendig ist, dieses
Projekt wieder in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die gegenwärtige
Tendenz in den Industriestaaten, die frühkindliche Bildung vor allem bezüglich
der rationalen Komponenten zu forcieren, stellt aus meiner Sicht eine neue
Stufe von Gewalt gegenüber Kindern dar. Deren Auswirkungen werden für die Zukunft
fatal sein, wenn man dem nichts entgegensetzt.
Ich könnte mir vorstellen, dass es
möglich ist, alle, die ähnlich denken in einem solchen Projekt
zusammenzufassen.
Ich bitte Sie, mir Ihre Meinung dazu mitzuteilen und wenn Sie es
befürworten, welche erste Schritte sie vorschlagen.
Mit hoffnungsvollen Wünschen für die
Zukunft
AM: Die Antworten auf Ihre Fragen finden Sie in meinen Büchern. Meines Erachtens kommt jedes Kind nicht böse auf die Welt, sondern wird dazu durch Schläge und andere Demütigungen gemacht. Meine Bücher liefern auch die Erklärung für die Tatsache, dass fast alle gutmeinenden Appelle zugunsten der humanen Kindererziehung (ob sie nun von Wilhelm Reich, von mir oder von anderen stammen) erfolglos bleiben. Denn fast alle Menschen wurden als Kinder geschlagen und tragen in sich die Angst des kleinen Kindes vor der Bestrafung, falls es gegen die Grausamkeit und Ahnungslosigkeit der Eltern rebellieren sollte. So leben wir fast alle in der Verleugnung dessen, was uns in den prägenden Jahren widerfahren ist. Der französische Philosoph Montaigne hat schon im 16-ten Jahrhundert geschrieben, man solle Kinder nicht schlagen, aber kein anderer Philosoph, kein Kirchenvater, auch kein Reformator hat sich bis heute dieser Meinung angeschlossen. Im Gegensatz zu Montaigne, der gewaltfrei und respektvoll erzogen wurde, wuchsen die anderen offenbar mit Gewalt auf und mussten sehr früh lernen, diese Brutalität dem Kinde gegenüber als richtig und notwendig zu erachten. Indessen, erst die Befreiung von der Verleugnung des eigenen Leidens ermöglicht es den Eltern ihre Kinder in Respekt und ohne Lügen zu begleiten.
Wir erhalten auf dieser Mailbox einige Beispiele dieser Wende, Berichte von Menschen, denen es gelungen ist, ihre Verleugnung fallen zu lassen und infolge dessen ihren Kindern eine gewaltfreie Begleitung zu gewähren. Es mag viele Jahrhunderte dauern, bis sich diese Haltung durchsetzt, vorläufig sind es nur wenige Ausnahmen, die es wagen konnten, die Taten ihrer Eltern zu verurteilen, um sie nicht an ihren Kindern zu wiederholen. Allerdings, je grausamer die heutigen Erwachsenen als Kinder gedemütigt wurden, desto stärker ihre Angst vor der Wahrheit und ihre Verleugnung. Doch die einzelnen Beispiele bezeugen, dass es an sich MÖGLICH IST, die Ignoranz zu überwinden und die Produktion der Gewalt aufzugeben.
Hingegen können wir mit Apellen nichts erreichen, denn die verleugnete Geschichte der Eltern und Großeltern wird auf kosten der nächsten Generationen abreagiert, wie dies bereits seit Jahrtausenden mit unveränderten Regelmäßigkeit geschah und geschieht.