Die Lüge braucht kein Erbarmen

Die Lüge braucht kein Erbarmen
Saturday 07 February 2009

Liebe Frau Miller,

bevor es zu spät ist…….
Sie sind so ein unermeßlich großer Schatz in meinem Leben.
Einen Teil Ihrer Bücher besitze ich ( Buchhändlerin ) bereits sehr lange,
jodoch begreifen und mit allen Sinnen und Gefühlen aufnehmen tue ich sie erst
oder Gott sei Dank jetzt.
Ich bin 49 Jahre auf dieser Welt und empfinde mich heute mehr denn je jung und
offen dem Leben gegenüber……das Leben darf jetzt in mir sein und erhält Tag
für Tag mehr die Erlaubnis in mir zu sein und die Fähigkeit es zu bedienen.
Ihre Bücher sind mir eine so grosse Hilfe dabei und es stimmt, ich kann alles
was so unfaßbar wahr in mir war und ohne Zeuge war – mein Lieblingsbruder nahm
sich mit 21 Jahren das Leben, ich war 17, er war mein Zeuge – alles was Sie
schreiben und so erbarmungslos offenlegen, weil die Lüge braucht kein Erbarmen,
kann ich millionenfach bestätigen.
Am liebsten würde ich es rausschreien in diese grauenhafte Dunkelheit unserer
Gesellschaft.
Ich beteilige mich an dieser Aufgabe mein Bewußtsein zu erhellen, mein
Gedächtnis zu klären und aufrecht hinter dem zu stehen was sich wahr in mir
anfühlt.
Aus meiner Sicht sind Sie ein immenses Geschenk für die Menschheit.
Danke, daß Sie diesen Preis bereit waren zu zahlen, ich schließe mich an.

AM: Vielen Dank für Ihren Brief. Ihr Satz “Die Lüge braucht kein Erbarmen” hat mir sehr gefallen, denn wir beobachten täglich, wie gerade die Lüge von allen Seiten geschützt und die Wahrheit bekämpft wird. Gerade heute gibt der Vatikan ein groteskes Beispiel dafür, wie Professionelle des Erbarmens sich mit einer bodenlosen, schwachsinnigen Lüge gedankenlos arrangieren. Eigentlich konnte man voraussehen, dass nach dem Ableben der letzten Zeitzeugen der Holocaust zunehmend geleugnet werden wird, weil das, was in den Vernichtungslagern geschah, das Vorstellungsvermögen normaler Menschen absolut überfordert. Aber dass die ersten Signale für diese Verleugnung gerade von der katholischen Kirche ausgehen werden, war nicht vorauszusehen. Auch nicht, dass die Entscheidungen von Karl Wojtyla, des aufmerksamen und einfühlsamen Beobachters dieser schrecklichen Bestialität in Polen, so schnell durch seinen deutschen Nachfolger bedenkenlos disqualifiziert sein werden.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet