Wege aus den Traumen
Monday 17 November 2008
Sehr geehrte Frau Miller,
mit großem Interesse lese ich gerade ihr Buch “Das verbannte
Wissen”. Sie beschreiben genau meine Situation: Das Verdrängen (bei mir:
Anmesie), den Wiederholungszwang (in der ersten Ehe habe sozusagen meinen
schwachen Vater geheiratet, in der zweiten Ehe meine gewalttätige Mutter). Das
Unverständnis der Umwelt, die vielen Lügen (meine eigenen und die von
Geschwistern, Freunden und Bekannten – mein jüngerer Bruder glaubt
tatsächlich, er wäre ein böses Kind gewesen und dass ihm widerfahren ist,
wäre richtig gewesen). Die erfolglosen Therapien und zwei erfolglose
Klinikaufenthalte, meistens mit einem Aussöhnungszwang. Das
Nichthinschauenkönnen und -wollen, das Weitergeben an die eigenen Kinder, das
Suchen nach Entschuldung, all das kommt mir so bekannt und vertraut vor und es
erfüllt mich mit einer tiefen Traurigkeit.
Ich bin zur Zeit wiedereinmal in therapeutischer Behandlung (Tagesklinik) und
habe mir so zusagen die Diagnose F43.1 bei meinem Neurologen erkämpft. Ich bin
nicht bereit, mir nocheinmal sagen zu lassen, dass das, was ich erlebt habe
(Gewalt und Angst, Nahtoderlebnisse, Nicht-Reden-dürfen) nicht so schlimm war
und dass es mein Leben nicht belastet. Ich bin auch nicht bereit, Tabletten zu
schlucken, um alles wieder “glatt” laufen zu lassen. Ich lasse mir
nicht mehr sagen, ich solle im Hier und Jetzt leben, wenn mein Körper und meine
Seele mir zeigen, dass ich das Alte immer noch mit mir herumschleppe, wie eine
Last, die ich nicht loswerden kann.
Ich habe eine medizinische Reha beantragt und kämpfe mit dem
Rentenversicherungsträger um die richtige Klinik. Die von mir vorgeschlagene
wollen sie nicht akzeptieren und die von der DRV will ich nicht akzeptieren. Ich
habe keine Lust mehr, mich nochmal einer erfolglosen Behandlung zu unterziehen.
Können sie mir eine gute Klinik nennen? Welche Therapien halten sie für
sinnvoll und welche für sinnlos. Worauf muss ich auf der Suche nach einem
guten, menschlichen Therapeuten achten? In den letzten drei Jahren kommen immer
wieder Bruchstücke aus meinen Kindheitserfahrungen aus der Dunkelheit nach
oben. Und oft ist es erschreckend. Was kann ich dann tun?
Ich würde mich sehr freuen, wenn sie mir antworten könnten.
Mit freundlichen Grüßen
AM: Sie haben mein Buch verstanden, so gut sogar, wie es selten vorkommt. Daher würde ich Ihnen vorschlagen, meine anderen Bücher ebenfalls zu lesen, vor allem die Revolte des Körpers und Dein gerrettetes Leben. Ich kenne keine Klinik, wo es nicht ähnlich zugeht, wie Sie es beschreiben. Ich kann mir aber vorstellen, dass Sie alle Voraussetzungen haben, um sich selber zu helfen oder nach meiner FAQ Liste einen geeigneten Therapeuten zu finden. Diese Liste befindet sich auf der Seite “Artikel”.