Geistige Freiheit und eine neue Würde

Geistige Freiheit und eine neue Würde
Tuesday 15 January 2008

Liebe Alice Miller,

auch ich möchte Ihnen zu Ihrem Lebenswerk gratulieren,Ihren gelungenen Büchern ,die mein Leben verändert haben.Es ist unglaublich .Seitdem ich Ihr neues Buch “Dein gerettetes Leben ” gelesen habe und jetzt nochmal lese (um es noch besser zu verstehen ) hat sich in mir viel getan.Ich habe endlich geschafft,mein inneres Kind zu finden und bin dabei es immer besser kennenzulernen ,auf dieses vernachlässigte nicht geliebte Kind von damals zu achten und es zu lieben.Und ich habe einen klareren Blick bekommen,für das was man Kindern antut. Vor kurzem war ich mit einem guten Freund im Kino .Wir dachten es ist ein “harmloser Kinderfilm”.Doch der Film war so grausam,ein Zeichentrickfilm,in dem es nur um Verlust ,Angst und unempathische Eltern ging (durch Tiere dargestellt) und die Eltern der Tierkinder wurden ganz selbstverständlich so vorgestellt wie es leider auch üblich ist: Eltern die sich nicht für die Bedürfnisse der Kinder interessieren und in scheinbarer” Sorge” ihre Kinder suchen,wenn diese die Welt zu entdecken suchen.Wie immer mußten auch in diesem Film die Tierkinder auf die Eltern achten ,statt umgekehrt.Mir taten die kleinen Tierkinder so leid und ich begriff mal wieder ,wie sehr dieser Film die Realität der Kinder wiederspiegelt.DIe Kinder im Kino haben schon dort mit 3-4 Jahren still gesessen um nicht merken , nicht sehen zu dürfen ,welche Grausamkeiten dort gezeigt wurden.
Immer wieder ,eigentlich täglich sehe ich wie sehr das Gebot: “Du sollst nicht merken” (nämlich was dir angetan wird,angetan wurde…) zutrifft.Und ich erschrecke immer wieder,wenn ich Menschen von meinem neu gewonnenen Wissen erzähle,die dann sofort mit einer unglaublichen Angst alles abwehren müssen .Und wieder trifft dieses Gebot :Du sollst nicht merken zu!
Letzte Woche hatte ich erst ein Gespräch mit einer so dachte ich aufgeschlossenen Frau,die sich mit ihrer eig.Kindheit meinte auseinandergesetzt zu haben.Als ich ihr von Ihren Büchern erzählte Frau Miller, da wurde sie nervös,der Inhalt machte ihr Angst.Dann bekomme ich zu hören,ich solle lieber Yoga machen oder zu einer Geistheilerin gehen ,da ich jahrelang unter einer Sucht gelitten habe und aber mit Ihren Büchern davon fast weg bin. Wenn jemand wissen will,wie ich das schaffen konnte,meine langjährige Medikamentensucht aufzugeben,wie ich mit den noch bestehenden Alpträumen,die ich habe und schrecklicher Kindheit und Jugend klarkomme,dann auf Ihre Bücher verweise ,begegnet mir immer Angst und Abwehrhaltung und auch manchmal viel Agression .Das macht mich oft sehr traurig, auch einsam und ich weiss ,wie sie ja auch schreiben,daß es ein harter und manchmal auch einsamer Weg ist,wenn man die Dinge die um uns rum passieren mit plötzlich anderen Augen als die Masse betrachtet. Das macht den Menschen Angst.Und man steht oft alleine da.Ich habe heute viel weniger Freunde als früher . Manchmal weiss ich nicht wie ich die Einsamkeit aushalten soll,aber ich spüre dafür in mir immer mehr innere geistige Freiheit und immer mehr Kraft mit all den Schmerzen der Vergangenheit besser klarzukommen als es mir mit der Zerstreuung und Ablenkung der Masse ,der Gesellschaft gelingen würde.Ich möchte heute authentisch sein,endlich zu mir stehen dürfen und sagen dürfen wie ich denke und fühle.Und das tu ich auch! Und auch wenn es vielen nicht gefällt,ich werde nicht mehr schweigen und ich werde meine neu gewonnene Freiheit nicht mehr aufgeben.Dafür möchte ich mich bedanken bei Ihnen.Früher bin ich mein ganzes Leben mir fremd in dieser Welt vorgekommen,wie ein Allien allein und unerwünscht und um meine Gedanken verlacht und nicht ernst genommen .Heute weiß ich daß ich schon immer klar gespürt habe,wer und was mir nicht guttut,nur den Mut nicht hatte,so auch zu handeln.DIesen Mut habe ich jetzt und das zudank Ihrer Bücher und der täglichen Leserbriefe die ich regelmäßig lese.
Wenn ich die Einsamkeit nicht mehr aushalte,da nur wenige Menschen so denken,dann setzte ich mich hin und schreibe Ihnen ,so als würde ich Ihnen alles erzählen,eine Art Tagebuch und ich habe Ihnen schon viel erzählt über mein Leben,meine grausame Kindheit in meinem Tagebuch und es ist mir eine große Hilfe,dann mit Ihnen in meiner Vorstellung reden zu können.Dann fühle ich mich mehr verstanden,als wenn ich in sinnlosen Therapien bin ,die mich jahrelang hingehalten haben,mich abhängig gemacht haben und mir Geld aus dem Geldbeutel genommen haben! Und ich weiss,daß ich mir heute selber helfen kann,selbst wenn es mir manchmal noch sehr schlecht geht, ich weiß,daß niemand mir heute besser helfen kann,als ich mir selber! Und dazu brauch ich keine Therapeuten mehr! Selber habe ich den Wunsch eines Tages ,wenn ich vieles noch besser verstehe ,Kindern und auch Eltern zu helfen,vielleicht eine Therapeutin zu werden.Allerdings bin ich da sehr skeptisch,da mir leider nicht eine einzige Schule bekannt ist,die das Kind schützt,statt daß die Eltern geschont werden müssen…Und falls ich eine Therapeutenschule finden sollte,dann würde ich es so handhaben wie in Ihrem Buch beschrieben,auf die Frage: Versuchen Sie zuerst Ihre Kindheit zu entdecken und nehmen Sie ihre Klienten ernst.Lernen Sie zuzuhören und sich von den Theoririen zu befreien.Ich würde versuchen aufzuhören alles zu analysieren,wie man es mir beigebracht hat in meiner Analyse und würde lieber der Realität zuhören als mir Phantasien vorzustellen.Ich möchte mein Wissen,daß ich jetzt habe,dann weitergeben und nicht mit Entspannungsverfahren oder anderen Methoden,die bewirken,daß man ruhiggestellt wird,sondern mit einer Hilfe,daß man seine Wut spüren darf,sehen darf und auch rauslassen darf.Ich möchte gerne aufklären so wie Sie und ich muß so wie Sie auch schreiben und darüber reden,denn es ist meine Geschichte,die so grausam war in dem Sektenterror in dem ich aufgewachsen bin und ich werde nicht mehr schweigen.Ich habe durch ihr neues Buch ein gerettetes Leben!und eine neue Würde und fange immer mehr an zu merken und zu fühlen und zu sehen,was es bedeutet ,wenn Kindern Ihr Recht auf Freiheit und Schutz und Liebe genommen wird und man diese Grausamkeiten mit Schlägen verbunden noch Erziehung nennt,wobei der Ausdruck Erziehung von “Ziehen und Zerren und Umherstossen wohl sehr klar mit Worten beschreibt,was die Leute ,die mehr Kitas fordern,die sich angeblich Gedanken machen über besseren Schutz damit die Jungen Leute nicht kriminell werden dass diese sog.Erziehung eben den jungen Menschen zerstört.Ich kann mich immer so aufregen,wenn ich im Fernsehen sinnlose Diskussionen verfolge ,worum es um die Frage geht,warum Jugendliche straffällig werden und dann Kinder und Jugendliche dasitzen und gelernt haben zu sagen,ihnen hätte ein Gefängnisaufenthalt gutgetan,wo wieder die Schuld auf die Jugendlichen und Kinder abgewälzt wird ,wo das Kind schuldig ist ,von Geburt an,wie Freud ja auch meinte: Das Kind ist schmutzig,gierig und schlecht und muß von den Eltern geformt werden.Wir sollten von ganz kleinen Kindern lernen,ihre Sprache lernen zu vestehen,die Sprache wenn sie weinen,weil sie alleingelassen werden,nachts allein im Dunkeln schlafen müssen,schreien weil niemand sie hört,weil es kalt ist und dunkel und sich diese Einsamkeit vorstellen,der fast jedes Kind ausgesetzt ist,um dann zu verstehen,wie sehr diese kleinen Kinder leiden müssen und wie grausam es ist ,so ein bedürftiges Wesen in seinem Selbst zu berauben und ihm seine Würde zu nehmen und das nennt man dann Erziehung.
Ich werde den Brief an SIe jetzt beenden mit dem Dank für alles was Sie tun und getan haben und die Möglichkeit nun endlich SEHEN ZU DÜRFEN ! und damit nicht mehr allein zu sein!!
Es tut gut in ihren Büchern zu lesen und gibt mir so viel Kraft und dafür danke ich Ihnen nochmals liebe Frau Miller!
Für Sie alles alles Liebe und viel geistige Freiheit weiterhin und Mut wünscht Ihnen Ihre S. P.

AM: Herzlichen Dank für Ihren Brief und Ihre Wünsche. Es ist wunderbar, dass Sie sich so helfen konnten nach Ihrer schrecklichen Kindheit. Alles, was Sie schreiben, zeigt Ihre innere Kraft, die man nicht zerstören konnte mit all dem Sektenunsinn und der dazugehörenden Grausamkeit. Ich bin sicher, dass Sie auch von den letzten Spuren der Abhängigkeit loskommen werden, weil Sie Ihre Wahrheit suchen und nicht aufgeben. An der Uni kann man das alles nicht lernen, man kann sich nur verwirren lassen, um ein Diplom zu bekommen. Aber das brauchen Sie doch nicht, um anderen Menschen zu helfen. Ganz im Gegenteil.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet