derzeitige öffentliche Diskussion über Jugendgewalt
Sunday 13 January 2008
Sehr geehrte Frau Miller,
mit Erschrecken muß ich in diesen Tagen feststellen, dass die Erkenntnisse aus Ihrem Werk: „Du sollst nicht merken“ nicht nur auf Eltern zutrifft, sondern auch auf Politiker und sogar einen Teil der Massenmedien. In Deutschland hat sich eine Diskussion entbrannt über Jugendliche, die ihre Aggressionen, die sie im Elternhaus erfahren haben, an völlig unschuldigen Opfern, auf teilweise unvorstellbar brutale und sadistische Weise, auf der Strasse auslassen.
Aber die Tatsache, dass es die Eltern sind, die die Kinder und Jugendlichen zu diesen Verbrechern gemacht haben, wird von der Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen. Die wahren Täter werden sogar geschützt, indem die Auswirkungen ihrer Kindesmisshandlungen und Kindesvernachlässigungen von Teilen der meinungsbildenden Elite in Deutschland einfach ignoriert wird, bzw. darüber sogar die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird. Das Leiden der Opfer der Kriminalität wird häufig kaum erwähnt.
Warum gibt es diese Ignoranten, die nicht sehen wollen, dass Kinder und Jugendliche durch das Fehlverhalten ihrer Eltern zur Gefahr für ihre Mitmenschen werden? Warum gibt es so wenig Emphathie für die Opfer? Gibt es da nicht unendlich viele Leute, die ihre eigenen Eltern schützen und ihr eigenes Leid verharmlosen, indem sie den Wiederholungszwang bei erlittener Gewalt durch die Eltern einfach ignorieren?
Durch das Lesen Ihrer großartigen Bücher hat sich mein Blick auf die Geschehnisse in der Welt völlig verändert. Ich danke Ihnen ganz herzlich! I. R.
AM: Ich bin ganz mit Ihnen einverstanden. Aber warum schreiben die Leute, die das durchschauen, keine Leserbriefe? Meine werden ja nicht mehr gedruckt. Die Angst vor der Wahrheit und vor den eigenen Eltern scheint die Gehirne total zu beherrschen.