dank eines begabten Kindes
Saturday 14 June 2008
sehr geehrte frau miller,
ich möchte ihnen für ihre wunderbaren bücher danken!!!! als ich während der letzten tage ihr buch “das drama des begabten kindes” gelesen habe, war es ein schock für mich! sie haben mich und mein leben beschrieben!!! als ob sie mich kennen würden! ich bin ihnen so unendlich dankbar, daß ich nun endlich verstehen kann, wer ich bin, und warum ich mein leben lang unter meiner mutter gelitten habe! (und mich immer wieder von anderen menschen demütigen lasse, ohne mich zu wehren!) ich bin jetzt 36 jahre alt, und schäme mich, daß ich es erst jetzt – durch ihr buch – verstanden habe. (jetzt lese ich “die revolte des körpers”)
ich bin die älteste von fünf kindern, bin akademische malerin und musikerin. ich leide schon mein ganzes leben unter verschiedensten krankheiten und unerklärlichen schmerzuständen (natürlich alles psychosomatisch, wie auch die meisten ärzte es diagnostizierten. z.b. fürchterliche bauchkrämpfe, chronischer durchfall, reizdarmsyndrom, ständige kopfschmerzen, schmerzen der eierstöcke und gebärmutter, nacken- und schulterschmerzen, schlafstörungen…) und leide unter immerwährendem energiemangel und müdigkeit, obwohl ich 10 stunden täglich schlafe.
ich bin erst mit 28 jahren von zuhause ausgezogen.
meine geschwister habe ich mit aufgezogen, ich war der lebenspartner meiner mutter, außerdem war ich die mutter meiner mutter. ich war rund um die uhr für sie verfügbar, sie hat (meiner meinung nach) eine extreme narzistische persönlichkeitsstörung, sie redet ohne pause, drängt einem immer ihre ansichten, gefühle, willen auf. keine empathiefähigkeit. plötzliche stimmungsschwankungen. wenn wir fröhlich waren, war sie beleidigt und fing an, über alle zu schimpfen. wenn jemand gestorben ist, und alle weinen, hat sie eine “euphorische hochstimmung” wie sie es selber nennt. nur der ist ein guter mensch, der ihre meinung hat. sie redet über alle schlecht hinter ihrem rücken, und versucht einen keil zwischen die geschwister zu treiben, die sich gut verstehen, da kommunikation nur über sie stattfinden darf. sie fühlt sich nur gut, wenn sie auf irgendwem herumhacken kann. einer musste immer der schuldige sein, auf den sie ständig schimpfte. alle anderen mußten ihr zustimmen, um nicht selber das opfer zu werden. sie kritisiert und beschimpft auch alle (ehe)partner ihrer kinder.
sie erzählte mir schon in frühester kindheit von ihren eheproblemen und sexproblemen, bzw. wie sie meinen vater gleich am anfang der ehe betrogen hat, weil sie sich einsam fühlte. auch sie wurde von ihrer mutter nicht geliebt so wie sie war….
mein vater lebt in seinem schneckenhaus, zeigte nie gefühle, außer jähzorn.
meine mutter kommunizierte mit uns kindern nur schreiend, weil sie so überlastet war (“ihr seid schuld wenn ich ins irrenhaus komme!!!!”). sie weinte fast ständig. ich musste ihr stundelang zuhören, damit es ihr wieder besser ging.
am abend konnte ich stundenlang nicht einschlafen (kann ich immer noch nicht), weil ich meine eltern durch die wand schreien hörte. sie stritten nur, ihre ganze ehe hindurch.
meine mutter beschuldigte immer alle anderen für ihr unglück, und an jedem fehler ihrer kinder war mein vater schuld.
wir bekamen schläge auf den nackten hintern und mußten “freiwillig” die hose runter ziehen… mir wird jetzt noch übel wenn ich daran denke! manchmal schläge mit dem kochlöffel. ich weiß nicht, wie oft das vorkam. meine mutter behauptet, ganz selten! (sie ist stolz auf ihre gute erziehung)
ich war ein absolut braves kind, habe nie geweint. meine mutter hat mir als ganz kleines kind erklärt, daß daumenlutschen ungesund ist, und ich habe es nie wieder gemacht! statt in der sandkiste zu spielen, habe ich ständig nur mein kleid abgeputzt. statt zu spielen bin ich still am boden gesessen und hab bücher angeschaut. meine einzigen glücksgefühle hatte ich, wenn ich hoch oben in einem baum saß, oder alleine im wald spazieren ging.
sonst war ich immer traurig aber bemühte mich ständig, mich selber “an den haaren aus dem sumpf zu ziehen”. ich dachte oft an den tod, und daß ich mich darauf freue.
auch meine geschwister leiden, wie ich, unter depressiven verstimmungen, können keine gefühle zeigen. (pokerface) meine schwester hat sogar die gleichen alpträume wie ich.
warum ich hilfe in ihren büchern suchte, war der höhepunkt vor einigen wochen, als meine mutter anfing, meine bilder (die mein innerstes, meine seele sind) zu kritisieren, auf einen furchtbare art und weise. vor allem als sie hinter meinem rücken der ganzen verwandschaft unwahre behauptungen herumerzählte.
das gipfelte darin, daß sie meiner großmutter, die im sterben lag, lügen über mich erzählte, und mir verheimlichte, daß sie im sterben lag. meine großmutter, mit der ich mich immer sehr gut verstanden habe, zeitweise besser als mit meiner mutter, wollte mich nicht mehr sehen vor ihrem tod. sie ist vor drei wochen gestorben, und ich konnte sie nicht über die wahrheit aufklären. darunter leide ich sehr!
seither will ich (zum ersten mal in meinem leben) mit meiner mutter nicht mehr reden, weswegen sie (laut meiner schwester) tag und nacht weint.
ich kann meine eigenen gefühle nicht fühlen, aber dafür ihre!!! das ist schrecklich! ich glaube, sie kann meine gedanken lesen, auch wenn ich weit weg bin. statt auf sie wütend zu sein, fühle ich ihre trauer und ihren schmerz, und sie tut mir nur unendlich leid, was mich wieder so schmerzt, daß ich es kaum aushalte, weil ich an ihrer trauer schuld bin.
jetzt wo ich das alles aufschreibe fühle ich mich ganz schuldig und schlecht.
ich versuche jetzt nicht noch mehr ins detail zu gehen, sondern ihnen meine frage zu stellen:
glauben sie, daß ich meine störungen ohne psychotherapie bzw. -analyse lösen kann?
ich weiß erstens nicht, ob ich einen therapeuten in ihrem sinne finden würde, und außerdem ist eine jahrelange therapie sehr teuer für mich als freischaffende malerin.
ist es der richtige weg, meine mutter zu meiden? momentan zumindest. ich weiß nicht, wie ich ihr “richtig” begegnen sollte. es kommt mir alles falsch vor, was ich ihr gegenüber sage oder tue. ihr meine wahrheit beizubringen wird niemals möglich sein. das würde sie niemals verstehen können. kritik akzeptiert und versteht sie nicht. aber so mache ich mich natürlich noch angreifbarer.
allerdings habe ich einen “helfenden zeugen”, meinen lebenspartner seit elf jahren, mit dem ich eine wunderbare beziehung habe. er ist sehr einfühlsam (wollte psychologie studieren, was seine eltern unterbunden haben) und hat mir von anfang an mit meiner aufarbeitung geholfen. er macht auch mein kunstmanagement, seit sieben jahren.
aus folgendem grund setze ich mich mit meiner heilung unter druck:
ich wollte nie kinder haben. ich mag kinder nicht, sie gehen mir furchrtbar auf die nerven. alleine die vorstellung einen “parasiten” in meinem bauch zu haben bereitet mir angst. das ist sicher nicht normal.
jetzt tauchte plötzlich die angst in mir auf, daß es mir später mal leid tun könnte, kein kind zu haben. ich würde auch meinem partner die erfahrung eines kindes vorenthalten, aber er würde nie einen wunsch äußern, der meinem zuwiederlaufen würde.
was, wenn ich in z.b. fünf jahren zu meinem wahren ich gefunden habe, und dann bereit für ein kind wäre, aber dann ist es zu spät?
kann es überhaupt einen anderen grund geben, ein kind haben zu wollen, als es narzistisch besetzen zu wollen?
es tut mir leid, daß der brief so lange geworden ist, ich habe mich bemüht, mich zurück zu halten, aber diese fragen quälen mich so sehr!
ich bin ihnen sehr dankbar!
mit herzlichen grüßen, j. r.
Barbara: Das Sterben Ihrer Großmutter hat Ihre Mutter pervers mißbraucht, um jede Nähe zwischen Ihnen während dieser Zeit unmöglich zu machen. Ihre Mutter hat Sie belogen, betrogen, grausam mißhandelt und mit Gewalt und Angst unterdrückt und kontrolliert. Nun, wo Sie so verletzt sind, daß Sie Ihre Mutter und ihre Destruktivität nicht mehr ertragen können und endlich: “NEIN, ich habe genug davon!” sagen, da weint dieses manipulierende Monster angeblich Tag und Nacht. Sie haben eine gefährliche, schreckliche Lügnerin als “Mutter”, die Ihnen von je her nur schwere Schäden zugefügt hat und es skrupellos und gewissenlos weiter tut. Sie schämt sich nicht, auch Ihre Kreativität boshaft anzugreifen. Es wird ein Segen für Ihr Leben sein, wenn Sie ganz Ihren Gefühlen, Ihrem Selbstausdruck und Ihrer Kreativität vertrauen. Je mehr Sie sich von Ihrer Mutter entfernen, und je mehr Sie sich selbst kennen und lieben können, um so besser werden Sie wissen was SIE brauchen, was IHNEN am Herzen liegt, wichtig ist und Freude macht — und ob Sie wirklich eigene Kinder begleiten und lieben können und wollen.