Ma vie sauvée et maintenant?

Ma vie sauvée et maintenant?
Sunday 08 June 2008

Liebe Frau Miller,

ich lese gerade ihr letzes Buch. Ich bin absoluter Fan von Ihnen und wundere mich auch, warum so wenig Menschen verstehen, dass die Kindheit alles spätere bestimmt…
Wissen Sie, warum es unmöglich ist Ihr erstes Buch “Das Drama des begabten Kindes” auf französisch zu bekommen? Ich würde es gerne Freunden schenken und es ist nicht in Frankreich bestellbar.

Was mich betrifft, habe ich alle Kindheitsmisshandlungen, an die ich mich erinnere, meinen Eltern mehrmals vor Augen gehalten. Sie sehen ihre Vergehen ein. Ich sage mir nun, dass es nichts bringt dieselben Vorwürfe mein Leben lang zu machen und die Vergangenheit lässt sich nicht rückgängig machen.
Und trotzdem ertrage ich meine Eltern nicht länger als 2 Tage. Einerseits liebe ich sie und möchte an ihrem Leben Teil haben, andererseits fühle ich mich in ihrer Gegenwart stets wie das misshandelte Kind. Welche Zukunft gibt es für meine Eltern und mich?

Meinen Hass habe ich ausgedrückt und überwunden und doch heilen die Wunden nicht genügend, um mit meinen Eltern einen gesunden Umgang zu finden. Nach 2 Tagen mit ihnen gibt es immer Streit und wir verletzen uns gegenseitig.
Seit Ostern habe ich den Kontakt ganz abgebrochen und ich muss zugeben, dass mir nichts fehlt. Ist das die Lösung?

Mit ganz lieben Grüssen aus Dijon, K.

AM: Ihr Körper hat Ihnen doch die Lösung aufgezeigt. Wofür brauchen Sie eine Beziehung, die Ihnen neue Wunden beschert? Ein solcher Zwang erzeugt wieder Hass, den Sie bereits überwunden hatten, wie Sie schreiben. Doch Sie laufen nicht Gefahr, dass sich der Hass wieder entzündet, wenn Sie sich nicht von neuem abhängig machen und zu etwas zwingen, was Sie offenbar nicht ertragen.
Was das Drama betrifft, habe ich keine Ahnung, denn eine Neuauflage wurde bereits im April vorbereitet. Vielleicht kann Ihnen der Verlag PUF eine Auskunft geben?

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet