Frage zur Traumatherapie
Tuesday 03 January 2006
Sehr geehrte Frau Miller,
ich heiße e. s., bin 44 und komme aus Norddeutschland. In meiner Kindheit wurde ich schwer traumatisiert.
Seit langem verfolge ich das Forum und las alle ihre Bücher; diese haben mir bis heute weitergeholfen, doch bin ich noch lange nicht am Ziel der seelischen Freiheit. In den letzten Jahren schossen viele so genannte Traumatherapeuten, meist in Verbindung mit Emdr-Therapieen, wie Pilze aus dem Boden. Es gibt mittlerweile unzählige Kliniken und selbst Heilpraktiker in Deutschland schmücken sich damit “trauma-zentriert” zu arbeiten. Die bekanntesten Personen, die nach dieser Methode arbeiten heißen Frau Reddemann, Frau Huber und Herr Sasse. Wie würden sie diese Entwicklung beurteilen? Ist diese seriös? Wieso bezeichnet sich eine immer größer werdende Zahl von Helfern “Traumatherapeuten”? Ist diese Methode eine reelle Chance für Hilfesuchende die wünschen, unpädagogisch begleitet zu werden?
Ich gebe zu, das mich diese vielen Begriffe verwirren und ich weis nicht mehr weiter. Auch stehe ich den so genannten “imaginären Techniken” und “Stabilisierungübungen”, wie z.b. “Tresorübung” und “Sicherer Ort” skeptisch gegenüber; ich lehne sie gefühlsmäßig ab. Ich suche seit langen Jahren einen Therapeuten, der mich unpädagogisch begleitet. Auf mich wirken diese neuen Methoden bizarr – mir ist, als wenn jetzt eine Musterlösung für alle traumatisierten Menschen gefunden wäre, dass stößt bei mir auf.
Ich wäre ihnen dankbar, wenn sie mir weiterhelfen könnten. Ich danke, dass sie eine der wenigen objektiven Beobachtern und eine Koryphäe in der Psychotherapieszene sind.
Mit freundlichen Grüßen
E. S.
AM: Leider kann ich in unserem Archiv meine Antwort an Sie nicht finden, daher weiss ich nicht, ob sie an Sie abgesandt wurde. Ich habe Ihnen geschrieben, dass ich Ihre Skepsis bezüglich der heute üblichen Therapieangebote teile, und Ihnen geraten, die FAQ-Liste auf meiner Site aufmerksam zu lesen, bevor Sie sich für eine Therapeutin entscheiden. Übungen, die einem einst traumatisierten Menschen helfen sollten, es “weniger tragisch” zu nehmen, halte ich für besonders gefählich, weil der Konflikt mit dem Körper, der unbestechlich ist, noch verstärkt wird, ohne dass er je aufgelöst werden kann.
Ich habe Ihnen auch vorgeschlagen, mein letztes Buch (TB 2005), Die Revolte des Körpers, sowie die letzten Artikel auf dieser Site zu lesen. Sollten Sie diesbezügliche Fragen noch haben, können Sie sie uns selbstverständlich senden.