Also sprach Gott der Herr
Friday 01 August 2008
>> nachdem ich in früheren Jahren Ihre Bücher gelesen,
>> “geatmet” habe, bin
>> ich vor Kurzem auf Ihre Homepage gestoßen, und erlebe es
>> wieder wie ein
>> Aufatmen. Danke für die offenen Worte. Danke für dieses
>> Forum. Da ist
>> immer noch so viel Schweigen in mir.
>>
>> Das ganz große Schweigen habe ich überwunden. Geholfen
>> haben mir die
>> Prozessarbeit nach Schaef, mein Schreiben, und wirklich
>> heilsam war für
>> mich die Arbeit mit meinen Patientinnen. Die Erfahrung,
>> dass meine
>> Erfahrungen für andere gewinnbringend sind, hat mich ein
>> Stückchen heil
>> gemacht, mich ein wenig mit meinem Dasein versöhnt. So
>> arbeite ich in
>> einem sprechenden Beruf, heute mit Beratung und
>> Elternbildung und liebe
>> meine Arbeit.
>>
>> Mein privates Leben ist immer noch Wüste, leer. Und ich
>> lese über Ihr
>> mutiges Anschreiben an den Papst, dass er Gewalt gegen
>> Kinder ächten möge.
>> *
>> *Ich könnt schreien!* Liegt denn nicht gerade die Ursache
>> für all das
>> Elend in unserer christlichen Kultur?!*
>> Ich habe Lieblosigkeit und Gewalt erlebt, habe, wie ich
>> seit Kurzem
>> weiß, frühe sexuelle Gewalt erlebt,…und ich habe
>> *diese furchtbare
>> römisch-katholische* Erziehung überlebt, eine
>> himmelschreiende Lüge. Die
>> Missbrauchsfolgen haben mich durch mein erwachsenes Leben
>> begleitet,
>> Missbrauchsphantasien als “Heilmittel”, wenn ich
>> mich in tödlicher
>> Verlassenheit winde, die Unmöglichkeit einer
>> Partnerschaft, kaum
>> Teilhabe am sozialen Leben, extreme Verletzlichkeit.
>>
>> So bin ich, obzwar die Lebensmitte bereits überschritten,
>> noch gar nicht
>> wirklich in diesem Leben angekommen.
>> Ich füg eine Geschichte bei, die mein Überleben in meiner
>> Familie
>> beschreibt. Atmosphärisch sind Sie mit Ihren Ausführungen
>> über
>> Ceauszescu dem nahe gekommen. Bloss war bei uns in Schwaben
>> kein
>> Ceauscescu, es geschag alles im Namen Gottes!!!
>> Elterliche Lieblosigkeit, die sich vornehm als christliche
>> Pflichterfüllung tarnte. Kinder als Strafe Gottes, die man
>> hinnimmt wie
>> man Krankheiten hinnimmt.
>> Die väterliche Gier, das Böse, das man vorzugsweise am
>> Kind strafte und
>> auszutreiben suchte. Die Mutter als Roboter, die ihre
>> eheliche
>> Christenpflicht erfüllte und uns Kindern unter
>> tyrannischem Regime das
>> Überleben beibracht, die Überforderung beider Eltern
>> durch viel zu viele
>> Kinder. Gekrönt durch das Urteilen und Verteufeln anderer
>> Menschen, die
>> nicht dauernd in die Kirche rennen, die verantwortlich die
>> Zahl der
>> Schwangerschaften begrenzten. Ins Leben gezwungen von einem
>> teuflischen
>> Gott, ohne Liebe, vermutlich unter Gewalt empfangen.
>> Gehasst für alles,
>> was an Leben in einem steckte. Alles, was nicht trostlose
>> Pflichterfüllung war, war sündig und böse.
>> So fand ich mich zu Beginn der Pubertät mit der
>> Gewissheit, zur Hölle
>> verdammt zu sein, nicht wissend, was ich verbrochen hatte.
>>
>> Nein, es wundert mich nicht, dass Sie vom Vatikan eine
>> Absage bekommen
>> haben. Für den Christengott ist kein Ding unmöglich. Ihm
>> ist jedes
>> Verbrechen recht, so es doch dazu dient, das Elend der
>> Menschen zu
>> vergößern, an dem er sich mästet. Für mein Verständnis
>> gibt es keine
>> schlimmere Sekte im Sinne von Manipulation,
>> Abhängkeitsstrukturen und
>> Machtmissbrauch als die römische Kirche.
>>
>> Und da stehe ich immer noch mit meiner kleinkindhaften
>> Frage, wie ich
>> denn nun zum Leben finde. Ich habe so endlos Therapien
>> gemacht, so viele
>> verschiedene Versuche, bin endlos oft wieder aufgestanden
>> aus der
>> Depression , bloß wirklich rausgekommen bin ich nicht aus
>> dem
>> Nicht-Leben. Sind alles wohl zu sehr Kopfversuche gewesen.
>>
>> Hier nun die Geschichte:
>>
>> * Also sprach Gott der Herr:
>>
>> Du darfst dir die Frau nehmen, deine Kinder missbrauchen,
>> hernach tue
>> Buße, ein Leben lang, auf dass ich mein Wohlgefallen an
>> dir habe.
>> Denn wisse, ich nähre mich an dem Leiden der Menschen und
>> trachte
>> danach es zu mehren.
>> Der Mann tat, wie Gott ihm aufgetragen. Er fiel über die
>> Frau her. Da
>> sie ihm keine Liebe schenken konnte, musste er sie immer
>> wieder neu mit
>> Gewalt nehmen. Jedoch konnte dies seinen Hunger nicht
>> stillen, so fiel
>> er auch über das Kind her.
>> Die Frau, vergewaltigt und ihrer Liebe beraubt, musste in
>> Gottes Namen
>> dem Vergewaltiger als christliche Ehefrau dienen. Denn, was
>> Gott
>> schickt, hilft er einem auch tragen. Obzwar sie weder
>> Liebe noch
>> Freude einander erschaffen konnten, schenkte ihnen Gott
>> doch große
>> Fruchtbarkeit. Jedes Kind noch ein Grund zum Leiden und
>> Plagen und zum
>> Wohlgefallen des Gottes. Da die Last jedoch gar so schwer
>> war, fanden
>> und straften sie gottergeben im Kind den Schuldigen. Und
>> sie taten
>> Buße ein Leben lang.*
>>
>> So bin ich leibgewordene Schuld des Vaters und
>> leibgewordenes
>> Entsetzen der Mutter, Frucht einer elterlichen Lüge, die
>> jene ein Leben
>> lang
>> zelebriert haben, im Namen Gottes. Die Verantwortung für
>> all das
>> gottgewollte elterliche Leiden wurde den Kindern
>> aufgehalst. So bin ich
>> ein ewiges Dilemma zwischen nicht leben können und nicht
>> sterben können.
>>
>> Frau Miller, danke für die Möglichkeit, dies mitzuteilen,
K:H.
>>
AM: Es ist ein Wunder, dass Sie sich so viel Klarheit und Mut erhalten haben nach dieser furchtbaren Kindhheit, die Sie so glänzend beschreiben. Das Schlimmste wohl ist, dass Sie lernen mussten, nicht zu fühlen. Aber offenbar kann man das später lernen, wie die vielen Briefe, die hier ankommen, es beweisen. Ich zweifle nicht, dass Sie auch dies schaffen, weil Sie keine Angst vor der Wahrheit haben und sich nicht belügen lassen wollen.