Danke

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Friday 02 February 2007

Liebe Alice Miller,

ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihr Buch „Die Revolte des Körpers“.

Ich selber befinde mich noch in einer Therapie (Tiefenpsychologie), jetzt in der 98 Sitzung, und ich hatte wahnsinnige Schwierigkeiten mich auf diese Therapie einzulassen, und besonders, meiner Therapeutin zu vertrauen.
Dieses Buch viel mir auf, als ich in einem Schreibwarengeschäft eigentlich etwas ganz anderes wollte. Es hat mich sofort interessiert, und obwohl ich zuhause mehrere ungelesene Bücher liegen habe, ging ich am nächsten Tag noch mal hin um es zu kaufen. Seitdem lese ich darin, und stelle fest, dass es eigentlich genau das beínhaltet was meine Therapeutin in vielen Sitzungen und in viel Liebe versucht hat mir beizubringen.
Mir gefällt sehr wie Sie schreiben, wie Sie sich ausdrücken und vor allem was sie schreiben.
Mein Heilungsprozess kann weiter fortschreiten, ich kann ihn weiter zulassen, es tut so gut.
Mehr und mehr spüre ich meine Emotionen und merke, dass ich überhaupt kein schlechtes Gewissen meinen Eltern oder meinen Geschwistern gegenüber haben muss, weil ich einige Dinge klar gestellt habe.
Ich bin jetzt 37Jahre alt, und habe einige chronische Erkrankungen; ich bin mir sicher, dass Sie zu einem nicht unerheblichen Teil mit den fürchterlichen früheren Erlebnissen zu tun haben.
Ich bin wiedergeborene Christin und hatte lange ein Problem mit dem von Ihnen so häufig zitierten vierten Gebot „Liebe deine Eltern…“ Für mich habe ich es so geklärt, dass es auch dann ein „Eltern ehren“ ist, wenn ich nicht schlecht über sie rede.
Ich lasse meine Wut über alles Geschehene zu. Meine Eltern wünschen keinen Kontakt mehr zu mir, dass tut mir manchmal noch weh, vor allem, dass sie sich sogar von ihren drei Enkelkindern total distanziert haben. Ich weiß, dass sie nicht verstehen was sie tun, und nicht verstehen was ich von ihnen will. Wir wohnen im selben Ort (etwa 6000 Einwohner) und könnten uns jederzeit über den Weg laufen, allein das hat mir viele, viele Monate immer wieder große Probleme bereitet, immer wieder machte sich ein schlechtes Gewissen breit, obwohl ich in meinem Kopf wusste, dass ich das überhaupt nicht zu haben brauche.
Ich habe meinen Eltern vor fast zwei Jahren in einem deutlichen Brief mein Anliegen geschildert. Einige Erlebnisse aufgeschrieben und geschrieben, dass ich ihnen gerne vergeben möchte, dies aber nur kann, wenn sie sich bei mir entschuldigen und sich außerdem in Zukunft etwas ändert. Andernfalls werden sie mich nicht mehr sehen. Und sollte es jemals geschehen, dass sie sich einsichtig zeigen und meine Vergebung haben möchten, dann werden sie sie von mir bekommen.
Sollten dann alte Gefühle doch wieder siegen, dann müssten sie schlimmstenfalls damit leben, dass sie mich trotzdem nicht mehr sehen.
Das wäre natürlich alles sehr traurig, aber wenn ich mich in solchem Maße an meinen Kindern versündige, dann muss ich nötigenfalls auch die Konsequenzen dafür tragen.
Sie sehen, es ist noch ein Prozess im Gange.

Schade, ich hätte sie gerne mal kennen gelernt. Danke, dass ich an Ihrer Weisheit teilhaben darf.

Lieber Gruß, E. S.

AM: Ich gratuliere Ihnen und Ihren Kindern zu Ihrer Klarheit und Ihrem Mut.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet