Danke
Tuesday 07 November 2006
Liebe Alice Miller!
Ich wollte Ihnen Danke sagen. Für Ihre hervorragende Arbeit, Ihren ewigen Kampf gegen die festgefahrenen Mühlen unserer Gesellschaft.
Und ich merke selbst, wenn ich Ihre Thesen in manch Gesellschaft erwähne, wie ich abwertend behandelt werde – „Ach ja, die und ihre Alice Miller, als die gsunde Watschn hat noch keinem geschadet.“
Ich bin glücklich. Sie haben mir geholfen, mit Ihren Büchern und Thesen, Abstand von meiner ach so normalen Kindheit zu gewinnen, die nicht ohne seelischen Grausamkeiten und manchmal „Bestrafungen“ mit dem Kochlöffel war. Mit der Geburt meines Sohnes habe ich viel aufgearbeitet. Ich habe gelernt, in Extremsituationen durchzuatmen und versucht, auf mein kleines Kind zu hören, dass einfach noch nicht so weit ist, seine Aggressionen, seine Emotionen auszudrücken oder umzuwandeln. Ich habe gelernt, mich auch bei meinem Kind zu entschuldigen, für die Fehler, die ich begehe.
Aber ich singe jetzt mit meinem Kind „Hänsel und Gretel“ und sag ihm dann, dass das doch eine blöde Geschichte ist – wer steckt denn schon seine Kinder in den Wald und lässt sie allein – es gibt keine bösen Hexen – nur gute – wir reden darüber und lachen darüber.
Mein Sohn gibt mir soviel zurück, sein Lachen, seine Liebe zu mir und zu seinem Vater, der selbst eine freie Kindheit hatte und mir zum Glück den Spiegel vorhalten kann. Vielen Dank, Fr. Miller, dass ich die Zeit mit meinem Sohn so genießen kann, dass ich stolz sein kann auf ihn, ihn nicht formen möchte sondern wachsen lassen darf.
Den „Kampf“ führe ich nicht gegen mein Kind, sondern gegen die Gesellschaft, die ein lebhaftes Kind disziplinieren möchte (wie oft hab ich schon gehört: „na dem hätt ich längst schon eine geschmiert“ – „bei mir hätts das nicht gegeben“ – für Sachen, die unwesentlich sind, dass er quengelig ist, wenn er müde ist, oder ungeduldig, wenn ich einkaufen möchte) – so ist das Leben. Vielen Dank – durch ihre Bücher habe ich gelernt, mich selbst lieben zu dürfen, und die Liebe meiner Familie annehmen zu können.
Mit den besten Wünschen für Sie und Ihre Arbeit, M. M.
AM: Ich danke Ihnen für Ihren Brief und gratuliere Ihnen zu Ihrer Klarheit.