Wie lange geht es?

Wie lange geht es?
Monday 21 April 2008

Liebe Frau Alice Miller,
immer wieder habe ich Ihre Bücher gelesen und immer wieder habe ich Erkenntnisse, die mir weiterhelfen. Ein kleines Ereignis möchte ich Ihnen schildern. Eine Bekannte sagte mir, “ also seit Jahren kenne ich Dich nun und immer wieder kramst Du in Deiner Kindheit herum und nichts hat sich wirklich verändert.“ Ich fühlte auf der Stelle Scham und Schuld darüber, dass alle meine Bemühungen in den Augen meiner Umwelt zu nichts führten. Also die gute Nachricht, ich fühlte das erste Mal sehr deutlich, was diese Aussage mit mir machte und zweitens las ich dann weiter in Ihrem Buch “ Die Revolte des Körpers “ und fand Ihre Aussage, dass Sie vielleicht nicht so ein gutes Beispiel wären, da Sie mehr als 40 Jahre gebraucht hätten um sich zu befreien. Das hat mich wiederum zum Lachen gebracht und ich zitierte Ihre Aussage meiner Bekannten. Also wiederum haben Sie mir Mut gemacht und ich spüre immer mehr die Absichten solcher Bemerkungen. Ich bin heute 60 Jahre alt
und habe Dank vieler Erkenntnisse viele Zusammenhänge aus meiner Kindheit erkannt. Dennoch fehlten immer wieder, trotz Wissen der Geschehnisse, die dazugehörenden Gefühle und ich fühle mich nach wie vor von mir Selbst getrennt oder entfremdet. Aber wieder einmal ist es die Lektüre eines Ihrer Bücher, die mich aufmerksamer und wacher werden lässt. Ich persönlich bin Ihnen für Ihren Mut, Ihre Konsequenz, Ihre Kompromisslosigkeit und Ihre Begleitung mehr als dankbar. Ich wünsche Ihnen Gesundheit und Kraft.
Ihre Leserin, K. H.

AM: Vielen Dank für Ihren Brief. Es stimmt, dass ich sehr viel Zeit brauchte, um zu „erwachen“, aber ich war sehr lange irregeleitet durch meine psychoanalytische Ausbildung und nicht nur durch die schwarze Pädagogik meiner Kindheit. Vielleicht kann Ihnen mein letztes Buch „Dein gerettetes Leben“ helfen, mit Ihren Gefühlen in Berührung zu kommen. Auch die auf dieser Seite publizierten Briefe, die sehr oft Empörung auslösen.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet