Meine Eltern wollten mich umbringen

Meine Eltern wollten mich umbringen
Thursday 01 May 2008

Liebe Frau Miller, liebe Frau Rogers,

nun schreibe ich schon wieder in der Hoffnung es ist Ihnen nicht zuviel. Ich wollte dies hier unbedingt mitteilen, denn heute ist mir ein Durchbruch gelungen! Ich habe ihn hier formuliert:

Wenn ich emotional begreife, was meine Eltern mir antun wollten, nämlich mich umzubringen, alles Eigene in mir zu vernichten, mich zu versklaven, zu beherrschen, mich für immer an sie zu binden, und nun erfasse, welche Todesängste und Selbstzerstörungswut sie damit in mir verursacht haben, und das ich KEINE ANDERE WAHL hatte, als alles vor mir selbst zu verbergen, zu vergessen, alles ekelhafte zu schlucken, allen Lügen zuzustimmen, alle Perversionen und Machtmanipulationen mitzuspielen – wenn dieses Wissen langsam (auch mit vielen Zweifeln und Rückschlägen) in mein erwachsenes Bewusstsein zurückkehrt, und die Angst meinen Körper schüttelt, spätestens dann habe ich jedes Recht der Welt, meine Eltern 1.mit den Fakten zu konfrontieren, und 2.den Kontakt zu diesen Leuten zu verweigern und zu unterbinden, wenn diese immer noch auf die früheren Manipultionsversuchen und Lügen bestehen, die sie selbst nicht einmal sehen.

Ebenso habe ich das Recht, ohne schlechtes Gewissen, den Kontakt zu allen Leuten abzulehnen, die die Fakten meiner Kindheit relativieren, verleugnen, und mein Inneres Kind zum Schweigen bringen wollen. Dies gilt sogar für meine leiblichen Geschwister, die zwar auch als Kinder dem selben Terror wie ich ausgeliefert waren und damals auch eindeutige Opfer waren, die als Erwachsene kein Recht mehr auf meine Zuneigung, Sympathie, Freundschaft oder Anteilnahme haben, da sie als erwachsene Individuen selbst für sich verantwortlich sind und es in ihrer eigenen Verantwortung liegt, sich IHRER wahrheit zu nähern!

Ich schreibe das deshalb so ausführlich, da ich unter grossen schmerzhaften schuldgefühlen gegenüber meinen Erwachsenen Geschwistern leide, die auftreten sobald ich mich von ihnen distanziere. Dies ist also meine Unabhängigkeitserklärung. Mein Unterbewusstsein fürchtet die Hölle der ehemaligen mütterlichen Demütigungen, welche mich mit Schlägen und schlimmstem psychischem Terror als Kind dazu angehalten hat, meine Geschwister zu “lieben”.
Dazu kommen grausame Ängste, die mir durch biblische Drohungen, durch Weltuntergangs-Verschwörungstheorien, Endzeitszenarien und sog. “göttliche” Rechtsverfahren angedroht wurden, welche die Realität MEINER Kindheit und Jugend bis 23 geprägt haben.
Diese Ängste waren real, sie waren mein Antrieb ( die Peitsche) und mein Brot.Erst heute kann ich sie erleben, und die Angst schüttelt meinen Körper und zeigt mir damit endlich das Ausmass meiner angeblich “göttlichen” Kindheit, die ich selbst 23 Jahre lang für eine freundliche und gut, sogar grosszügige, gehalten habe!
Jetzt hat sie sich unwiederruflich als Hölle erwiesen – jetzt, wo ich draussen bin und ich WEISS(!!!!!), dass mich nichts mehr dort hin zurückbringen kann!!

Mein Vater hat mich mit seinem eigenen Vater verwechselt, und ich werde mich von allen Leuten schuldlos (!!) entfernen, die zu dem selbem Verhalten neigen.
Gott ist eine Lüge.
Nietsche hatte Recht in Bezug auf Gott.
Alice Miller hat Recht mit dem, was sie in den letzten Jahren veröffentlicht hat.
Es gibt wahrhaftigkeit, und ich werde ihr mein Leben widmen (!), und wenn ich noch tausend mal, vor lauter Angst vor der vergangenen Gefahr, meine frühere Wahrheit widerrufen sollte: ich werde den Widerruf wieder zurücknehmen und werde wieder auf meiner Wahrheit beharren!!!!
Dafür werde ich mich nicht mehr schämen – die Scham habe ich lange genug für meine Eltern getragen, da diese sie abgelehnt haben, aber ich werde sie ihnen nicht länger abnehmen und meine Wahrheit auf meine Kosten zurücknehmen!

Nein, meine Eltern, ich werde euren Auftrag nicht ausführen und mich umbringen, um damit zu verstummen – ich werde euch aus meinem Leben verdammen.

Die Mörder seid ihr. Die Mörder seid ihr!

D. R.

AM: Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Klarheit. Sie hatten den Mut, die Mitteilungen Ihres Körpers und Ihres Unbewussten voll und ganz ernstzunehmen, und Sie werden sehen, wie befreiend dies wirkt, das merkt man schon aus Ihrem Brief. Sie werden mit der Zeit lernen, Ihre Schuldgefühle, auch den Geschwistern gegenüber, Schritt für Schritt abzubauen, weil Sie spüren werden, wie Ihr Körper und das in Ihrem Körper versteckte unglückliche Kind Ihnen für Ihren Mut zum Fühlen dankbar sind. Diese von den Eltern sehr früh einprogrammierten Schuldgefühle sind wie ein vergifteter Müll, den man abführen muss, damit das volle, natürliche Leben endlich möglich ist, auf das Sie seit Ihrer Geburt das Recht hatten. Doch seit der Geburt hat man dieses Leben in Ihnen offenbar am Funktionieren gehindert.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet