Die erneute Verwirrung

Die erneute Verwirrung
Friday 09 October 2009

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Hallo Frau Miller,

ich (39) arbeite immer noch daran mich aus dem Gefängnis einer schädigenden und verwirrenden Kindheit zu befreien und aus der Abhängigkeit eines väterlichen Tyrannen und Patriarchs und einer mütterlichen hilflosen Madonna. Ab und zu gehe ich in eine 12-Schritte-Gruppe nach dem Vorbild der „Anonymen Alkoholiker“ (ich weiss nicht ob Ihnen das was sagt) – Grundregel ist nur über sich selbst zu sprechen ohne Bewertung und Ratschlägen von und für Andere auf der Grundlage der folgenden 12 Schritte

1. Schritt
Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind – und unser Leben nicht mehr meistern konnten.

2. Schritt
Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann.

3. Schritt
Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes – wie wir Ihn verstanden – anzuvertrauen.

4. Schritt
Wir machten eine gründliche und furchtlose Inventur in unserem Inneren.

5. Schritt
Wir gaben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu.

6. Schritt
Wir waren völlig bereit, all diese Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen.

7. Schritt
Demütig baten wir Ihn, unsere Mängel von uns zu nehmen.

8. Schritt
Wir machten eine Liste aller Personen, denen wir Schaden zugefügt hatten und wurden willig, ihn bei allen wieder gutzumachen.

9. Schritt
Wir machten bei diesen Menschen alles wieder gut – wo immer es möglich war -, es sei denn, wir hätten dadurch sie oder andere verletzt.

10. Schritt
Wir setzten die Inventur bei uns fort, und wenn wir Unrecht hatten, gaben wir es sofort zu.

11. Schritt
Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewusste Verbindung zu Gott – wie wir Ihn verstanden – zu vertiefen. Wir baten Ihn nur, uns Seinen Willen erkennbar werden zu lassen und uns die Kraft zu geben, ihn auszuführen.

12. Schritt
Nachdem wir durch diese Schritte ein spirituelles Erwachen erlebt hatten, versuchten wir, diese Botschaft an Alkoholiker weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten.

Ich habe jetzt die Möglichkeit an einer Jahresgruppe teilzunehmen – gestern war Auftaktveranstaltung. Ich habe gesagt mir fehlt der Ausdruck des berechtigten Zorns auf meine Eltern – daraufhin drückte mir der Leiter einen Stapel Bücher in die Hand und sagte, dass ist deine Last und was machst du jetzt wenn deine Eltern es nicht wollen, dann ist es notwendig zu vergeben. Ich hatte ein ungutes Gerfühl im Magen und überhaupt stört mich an den Schritten, dass ich der kleine böse, schuldige Junge sein soll, der alles zugeben, entschuldigen soll und um Vergebung betteln aber ich war doch der UNSCHULDIGE Junge der GESCHÄDIGT worden ist von Eltern die ihre unterdrückten und abgespaltenen Gefühle an mir ausagierten – sehe ich da was falsch??????

Ich wäre Ihnen sehr dankbar für Ihre Einschätzung!!!

Mit lieben Grüßen, JP

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AM: Sie sehen das ganz richtig. Lassen Sie sich nicht länger verwirren! Als Kind wurden Sie schon in der gleichen Art vewirrt: Sie mussten sich für das entschuldigen, was die anderen Ihnen angetan haben. Kein Wunder, dass so viele Erwachsene diese Ungerechtigkeit und Absurdität sich gefallen lassen. Sie sind auf dem Weg, den Durchblick zu gewinnen, und nur so können Sie sich helfen: Indem Sie den Mut haben, Ihre Gefühle und Erkenntnisse ernst zu nehmen.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet