Sind solche Forschungen noch nötig?

Sind solche Forschungen noch nötig?
Friday 02 October 2009

Liebe Frau Miller

In der heutigen Ausgabe der Tageszeitung 20Minuten (www.20minuten.ch) wurde ein Artikel veröffentlicht mit dem Titel: „Ohrfeigen schlagen sich im IQ nieder. Kinder, die oft geschlagen werden, sind dümmer als ihre Altersgenossen. Das ist das Resultat einer US-Langzeitstudie….“. Untersuchung an der Universität New Hampshire (Studienleiter Murray Straus) 1500 Kinder und ihre Eltern wurden 4 Jahre lang beobachtet. Dabei untersuchten die Forscher den Einfluss der Gewalt auf den Intelligenzquotienten. Resultat: Gewalt schlägt sich auf das Denkvermögen der Kinder nieder. Bei den 2- 4-jährigen war der IQ derjenigen, die öfter einen Klaps auf den Hintern oder eine Ohrfeige bekamen, im Durchschnitt ganze 5 Punkte tiefer als bei ihren Altersgenossen, die nicht geschlagen wurden. Die 5- 9-jährigen hatten im Mittel immer noch 2.8 Punkte weniger. Zudem waren sie ängstlicher und leichter zu erschrecken.

Mich hat dieser Artikel schockiert: Kinder werden von ihren Eltern geschlagen und „dienen“ zugleich Forschern zu Studienzwecken, statt dass sie jemand vor dem Missbrauch bewahren würden!

Herzliche Grüsse, MD

AM:Sie haben natürlich recht, solche Forschungen könnte man als sadistisch bezeichnen. Dahinter verbirgt sich die naive Hoffnung, dass man das Verhalten der Eltern verbessern könne, wenn man ihnen „wissenschaftlich beweist“, dass das Schlagen der Kinder schädlich sei. Leider erfüllt sich diese Hoffnung kaum. Die Eltern behandeln ihre Kinder meistens so, wie sie behandelt wurden, ausser wenn sie den Mut haben, die Grausamkeit ihrer Erziehung zu erkennen und abzulehnen. Dafür brauchen sie keine langen Studien, aber die Arbeit an den eigenen Emotionen und den Signalen ihrer Körper.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet