kontaktabbruch zu den eltern
Wednesday 17 January 2007
sehr geehrte frau miller,
ich wende mich nun auch mit einer für mich heiklen frage an sie. ich habe vor 1,5 jahren den kontakt zu meinen eltern abgebrochen, nachdem ich im laufe meiner therapie mit meinen negativen kindheitserfahrungen in kontakt gekommen bin und dann auch ihre bücher las, die einen großen eindruck auf mich machten.
wie sie sich vorstellen konnten wurden meine eltern beide relativ ausfallend, als es um die unangenehmen aspekte meiner kindheit und die verarbeitung in einer therapie ging. meine mutter hat sich kurz darauf wortreich entschuldigt und wir stehen in brieflichem kontakt.
ich erkenne inzwischen sehr deutlich meine kindliche sehnsucht nach anerkennung und liebe und versuche mit davon zu befreien. jetzt streite ich gerade mit meiner therapeutin, die ich menschlich und fachlich sehr schätze (die mir auch ihre bücher empfahl) darüber, inwiefern es für mich wichtig oder sinnvoll ist, kontakt zu meinen eltern zu haben, um die introjekte loswerden zu können.
ich bin mir nicht sicher, wofür es gut sein soll, mich mit diesen bösen, garstigen, manipulierenden menschen abzugeben.
andererseits kann ich mir schon vorstellen, dass wenn mich die vorwürfe und beschuldigungen meiner eltern eines tages kalt lassen und ich es schaffe, mich abzugrenzen und für meine rechte und bedürfnisse einzustehen, dass ich dann wirklich losgelöst bin. und ich sehe auch meine angst, dass meine mutter sich eines tages von mir abwenden könnte, wenn ich ihr auf einer neuen, erwachsenen, nichtabhängigen ebene begegne. es macht einen großen unterschied für mich, ob ich den kontakt abbreche und nach wie vor die illusion haben kann, egal wie schlecht meine eltern sind, sie lieben mich und hätten gerne kontakt, aber ich gewähre ihn nicht. auch eine sache von macht. leider.
erkennen sie das dilemma, in dem ich stecke? wie denken sie darüber?
als ehemalige immer brave tochter weiß ich inzwischen, dass ich meine eigene lösung finden muss, und das diese nicht allen gefallen kann. aber was tun, wenn ich mich nicht entscheiden kann, welcher weg der richtige für mich ist?
in vielen gesprächen mit meiner therapeutin konnte ich auch klären, dass es ihr definitiv nicht um versöhnung geht, sondern um die ablösung der klientin aus der giftigen verbindung, das war mir nochmal wichtig zu betonen.
über eine antwort ihrerseits würde ich mich sehr freuen.
mit herzlichen grüßen, a.
AM: Sie schreiben: „Andererseits kann ich mir schon vorstellen, dass wenn mich die vorwürfe und beschuldigungen meiner eltern eines tages kalt lassen und ich es schaffe, mich abzugrenzen und für meine rechte und bedürfnisse einzustehen, dass ich dann wirklich losgelöst bin.“ Warum wollen Sie, dass Ihnen Grausamkeiten nicht wehtun und Sie kalt lassen sollen? Wenn Sie eine gute Therapeutin haben, wie Sie schreiben, werden Sie lernen, Ihre wahren Gefühle zuzulassen und nach denen zu handeln. Was Sie hier schreiben, tönt so, als wollten Sie Ihre Gefühle so manipulieren, wie Sie es vermutlich in der Kindheit gelernt haben. Im Forum ourchilldhood. de wird zurzeit viel über das von Ihnen aufgeworfene Thema (Kontaktabbruch) geschrieben. Hatten Sie bereits Zugang zu diesem Forum?