Das Geburtstrauma

Das Geburtstrauma
Thursday 18 June 2009

Liebe Alice Miller,

ich möchte Sie gerne etwas Wichtiges fragen, das mich immer wieder beschäftigt, wenn es um meine Kindheit geht.Von meiner Mutter habe ich erfahren, dass ich während der Geburt unter Sauerstoffmangel gelitten habe und nach der Geburt blau angelaufen gewesen sei. Hierin sah sie die Ursache für meine psychischen Probleme und meine „Eigenart“. Mir macht diese Frage großen Kummer,ich frage mich etwa, ob Gefühle wie Aggressionen, die ich heute habe, darauf zurückgehen könnten oder ob ich vielleicht meine Mutter verzerrt wahrgenommen haben könnte, weil das Verhältnis durch die Geburt belastet worden ist. Manche Ärzte würden diese Frage sicher bejahen. Wenn ich beispielsweise heute manchmal unter Panik leide zu ersticken, würde man da vielleicht die Ursache suchen. Ich bin in diesem Punkt sehr verunsichert. Vielleicht können Sie mir hier weiterhelfen.

Mit liebem Gruß, CS

AM: Wenn man in einer liebevollen, respektvollen Umgebung aufwächst, wenn man sich als Kind von Anfang an beschützt und verstanden fühlt, kann man das Geburtstrauma mit der Zeit überwinden, der Körper kann es verarbeiten und vergessen. Wenn aber die Kindheit die erste große Angst immer wieder aufleben lässt, indem man geschlagen, gequält, verlassen wird, bleibt die Angst vor der ehemaligen Lebensgefahr ständig latent vorhanden. Erst wenn die Qualen der Kindheit nicht länger verleugnet und somit aufgearbeitet wurden, beruhigt sich die ständige Erwartung des EHEMALIGEN Unheils und ein gefahrloses Bild der Gegenwart und Zukunft ist erreichbar.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet