Kreative Lösungen
Saturday 04 April 2009
Sehr geehrte Frau Miller,
ich habe mir zu morgen ihr letztes Buch bestellt, Dein befreites Ich, wenn ich mich nicht täusche und denke, dass ich darin noch mehr Antworten finden werde, mir selbst noch näher kommen werde.
Ich habe heute Abend das gemacht, was mir als einzig richtig erschien – ich habe meine Familie, meine Großeltern und meine Mutter an einen Tisch gebracht und ihnen die Situation versucht begreiflich zu machen.
Ich war den Tränen nahe, ich war wütend, ich war ohnmächtig, aber ich habe geredet, endlich Worte finden können.
Die Bandbreite der Emotionen und die Dynamik, die sich bei meiner Familie entwickelt war genauso interessant, wie auch unbefriedigend.
Sie reichte von Wütend, verstört, entsetzt und entrüstet bis traurig, vorwurfsvoll. Dazu kam immer noch die Ignoranz und das Unverständnis, die ich seit jeher kenne.
Aber ich kann sie nun verstehen, kann meine Familiengeschichte interpretieren, eine Geschichte verletzter und unterdrückter Kindheiten.
Mein Urgroßvater, der Vater meines Opas, war (so ich das den Erzählungen entnehmen kann) ein Choleriker, ein Schläger.
Der Vater meiner Oma ist im 2. Weltkrieg gefallen, bevor sie ihn kennenlernen konnte, die Mutter im 2. Lebensjahr verstorben, ihr blieben nur 4 Geschwister, die Älteste gerade mal 17 Jahre alt, als sie aus Pommern vertrieben wurden.
Mein Opa ist ebenfalls ein sehr jähzorniger, sturer Mensch, der seinen Kindern wohl wenig Gutes getan hat, auch, wenn er nach besten Wissen und Gewissen handelte.
Meine Mutter konnte sich nie von ihren Eltern trennen, nie von der weisenden Hand des Vaters, sie selbst teilweise starke Alkoholikerin, Schlägerin, die mich, wie im “Drama”, das ich nun beendet habe, beschrieben, als Ersatz für einen einfühlsamen Partner genommen hat.
Meinen Vater selbst lernte ich nie kennen.
Und auch wenn das Gespräch unbefriedigend war, es ist ein Anfang.
Und zum ersten Mal in meinem wenn auch kurzem Leben, habe ich das Gefühl, endlich mit einem Bein den Boden zu berühren und mir näher zu kommen.
Ich danke ihnen für die Worte, die mir in kürzester Zeit etwas Lebendigkeit zurück gaben, oder erst überhaupt gaben.
Und wenn ich richtig gerechnet habe, sind sie jetzt mittlerweile 86 Jahre alt und engagieren sich noch immer.
Dem zolle ich wirklich vom tiefsten Innern Respekt.
Danke. Danke, dass sie helfen, damit wir uns und einander helfen können, diesen Kreis zu durchbrechen und ich meiner Familie und meinen späteren Kindern vielleicht einmal ein glückliches und erfülltes Leben bescheren darf.
Des Weiteren werde ich mich, sobald es die Zeit zulässt, in psychotherapeutische Betreuung geben.RK
AM: Ihr zweiter Brief illustriert sehr deutlich, weshalb ich im allgemeinen keine Ratschläge bezüglich der Therapie gebe, außer dass ich meine, man müsse die Gründe der Depressionen, Panikattacken und anderer unverständlichen Gefühle in seiner Kindheit suchen, die man oft kaum kennt. Das WIE dieses Suchens ist in jedem Falle anders, und Sie zeigen, wie man dies auf kreative Weise tun kann. Natürlich wurden Sie nicht verstanden, aber Sie haben gewagt, sich für Ihre Wahrheit einzusetzen, und damit erkannten Sie ein Stück Ihrer Kindheitsrealität. Dazu möchte ich Ihnen gratulieren. Das Kind, das Sie waren, hatte sehr unter der Einsamkeit gelitten, und nun hat es in Ihnen den Erwachsenen gefunden, der es begleiten und verstehen kann, der ihm nicht Vorschriften nach alten Mustern machen wird. Sie brauchen jetzt NUR Ihr eigenes Leiden zu verstehen und nicht das der Anderen, die Ihnen geschadet haben, damit würden Sie sich vom Kind in Ihnen entfernen, das so viel Irreführendes speichern musste und sich jetzt davon befreien möchte. Vielleicht helfen Ihnen bei der Suche nach einem für Sie geeigneten Therapeuten meine ersten Informationen auf der Seite “Artikel”.