Strafen verwirren das Kind und sähen Angst

Strafen verwirren das Kind und sähen Angst
Wednesday 19 August 2009

liebe frau miller,
ich habe ihnen einmal ein e-mail geschickt indem ich erzählt habe daß eine bekannte von mir ihrem kind eine woche lang verboten hat sein lieblingsgetränk zu trinken, weil es sich “absichtlich angepatzt hat”. ich war über dieses verhalen schockiert, weil ich mich in das kind reingefühlt habe und seine ohnmacht und zorn über das entmündigende befehlende verhalten gespürt hab.

anläßlich dieses ereignisses hab ich viel über bestrafung generell nachgedacht und bin zu dem schluß gekommen daß jede art von bestrafung “wenn du das tust, dann darfst du nicht fernsehen” “wenn du das tust dann kriegst du am nchsten tag keine schokolade” “wenn du das tust darfst du am nächsten tag nicht dein lieblingsspielzeug haben” enorm destruktiv ist und das kind in eine ohnmächtige, entwürdigende situation bringt, in der es nichts anderes verspüren kann als zorn und wut und haß.
das kind lernt doch dadurch daß es “erwünschte und unerwünschte gefühle” gibt. daß manche emotionen bestraft werden und manche nicht. daß trotz und wut nicht erwünscht sind. manche eltern erlauben ihren kindern auch nicht zu weinen, wollen das unbedingt unterbinden.
das ist doch dann kein wunder, daß di ekinder verlernen zu fühlen mit der zeit gewisse gefühle abspalten und dann destruktiv verarbeiten z.b. in autoaggression oder gewalt gegen andere.

in weiterer folge bin ich auch zu dem schluß gekommen, daß belohnngen für kinder dieses system destruktiv unterstützen. daß eine mutter, di eihrem kind sagt “weil du so brav warst bekommst du schokolade” oder “weil du so brav warst darfst du fernsehen” wiederum sagt daß es erlaubte und unerlaubte gefühle gibt. erlaubtes und unerlaubtes verhaltne. verhalten daß die MUTTER glücklich macht und verhalten daß die mutter unglücklich macht.

sehen Sie das auch so?

wenn ich mit müttern reden sagen sie dann z.b. aber was soll ich tun wenn mich das kind schlägt da muß ich ja eine grenze ziehen. ich denke auch daß man als mutter artikulieren soll wenn einem etwas weh tut , z.b. weil das kind hinschlägt. was wäre Ihr vorschlag wie man als mutter reagieren kann konsruktiv wenn das kind schlägt?

bestrafung doch nicht, das versteht doch das kind überhapt nicht. es verspürt nur ohnmacht und zorn und will die mutter vielleicht noch mehr schlagen.

bitte veröffentlichen Sie meinen brief.

mich beschäftigt das thema sehr und ich bin sehr interessiert an Ihren antworten.

lg
V

AM: Ich bin ganz mit Ihnen einverstanden, mit den Strafen verunsichert man die normalen, berechtigten Gefühle des Kindes und vor allem seine Bedürfnisse. Später weiss der Erwachsene nicht mehr, was er wirklich will (BAUCHT) und fürchtet die Strafen, wenn er einen “Fehler” macht. Eine Mutter des 14 Monate alten Kindes erzählte mir neulich, dass es immer weinte, als sie zur Arbeit ging. Sie und ihr Mann sagten dann immer, es ist nicht schlimm, du musst nicht weinen. Nun hat diese Frau mein Buch “Am Anfang war Erziehung” gelesen und sagte dem Kind: ” Ich verstehe, dass du weinst, weil du nicht willst, dass ich zur Arbeit gehe und dich mit dem Hausmädchen verlasse. Es ist dein gutes Recht zu weinen, weil du traurig bist”. Sie war verblüfft, dass das Kind von da an nicht mehr weint, wenn sie weggeht. Es hat offenbar alles kapiert, obwohl es nur Mama und Papa sagen kann. Aber es fühlte sich mit seinem Schmerz angenommen und verstanden. Doch normalerweise sagt man doch: du hast ja keinen Grund zum Weinen, oder noch schlimmer: Ich gebe dir erst einen Grund zum Weinen. Und all das geschieht nicht, weil man eine böse oder dumme Frau ist, sondern weil man dieses Verhalten SO FRÜH gelernt hat und dies im Gehirn gespeichert ist..

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet