Die „traurige Freude“

Die „traurige Freude“
Tuesday 06 June 2006

Hallo Frau Miller,
DANKESCHOEN! es ist so verdammt schoen dass es ihre buecher gibt. die erkenntnis.
heut morgen bin ich den traennen nahe aus meiner ersten Kinder und Jugendpsychiatrie vorlesung gelaufen.
was fuer ein wahnsinn, diese vollidioten, bzw. total deformierten menschen, die aertze, studenten und v.a. dozenten. aber ich habe mit einer traurigen freude
realisiert, mit welcher inneren verzweiflung der dozent die „bipolare Stoerung“ auf die gene schob. mir scheint mittlerweile, irgendwie wissen doch die experten auf eine art und weise, dass das alles schwachsinn ist was sie tun und sind. das fand ich toll, und mir wurde klar, wie sie auch sagen, dass das ganze Zeug auf dauer keinen bestand hat, gegen das Leben und die Kraft mit der wir auf die Welt kommen.
in tiefer Dankbarkeit
D

…ich war mal in Neuroanatomie recht interessiert. hab dann heute mal wieder in den neuen publikationen auf pubmed.org rumgekrammt, nur chaos, verzweiflung und nichtssagende „wissenschaftliche“ daten. Und halt die Zwillingsstudien, die ich besonders mag. Die sind das einzige „Fundament“ auf dem die ganze genitik scheisse steht. eigentlich verdammt wakelig, ohne die leute die das restliche gebaeude verzweifelt festhalten und dranrumbasteln, waers schon laengst zusammengestuerzt. trotzdem nehmen bruchstuecke mit wahrem Verstaendnis zu.
das freut mich.
Zu heut morgen: Ein schlichtes Salz/Ion (Lithium) soll die mit Worten nicht zu begreifende Situation – & meinetwegen des Gehirns – eines depressiven Menschen lindern. Welch himmelschreiende Absurditaet, jeder Fensterputzer waere ein besserer Neurobiologe.

AM: Danke für Ihren Brief, er erinnert mich an Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Das gibt doch Hoffnung, dass eines Tages auch den Anderen die Augen aufgehen. Anderseits muss man sich sagen, dass die Existenz dieses wunderbaren Märchens eigentlich wenig bewirkt hat. Andersen wird gelesen und bewundert, aber seine Botschaft bleibt im Dunkeln. Die emotionale Blindheit der meisten Menschen scheint wie eine undurchdringliche Betonmauer. In meinem heutigen Brief an S.F. versuche ich anzudeuten, wo ich die Wurzeln dieser Blindheit sehe.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet