Grausamkeit endlich loslassen

Grausamkeit endlich loslassen
Friday 10 August 2007

Liebe Alice Miller,
da gab es mal ein mädchen,es war sehr zart, innerlich und äußerlich und alle waren so zu ihm, wie es es sich nicht vorstellte.
vielleicht war es schlimm,
so wie sie zu ihm waren,
vielleicht war es seelische verletzung,
seelischer missbrauch,
seelische grausamkeit,
vielleicht war es auch nur überempfindlichkeit,
vielleicht war sie eine mimose,
sonderbar, komisch, verrückt,
nicht ganz richtig im oberstübchen, eine die ins irrenhaus gehört.

einsam habe ich die welt um mich herum betrachtet,
als zuschauer,
oft, wenn ich sprach, machten sie dieses grunzgeräusch, dieses geräusch das jedem klarmacht was verachtung ist, klar macht, dass man lächerlich ist und alles was man macht ebenfalls….

als ich sagte das ich schwanger bin, es ist jetzt 14 jahre her, sagte sie —–glaub nicht, dass du dein kind hier abladen kannst,—- und sie sagte, —–jetzt wirst du endlich erfahren, was es heisst immer nur zu geben, alles zu geben, sich zu geben und so ähnlich————

mein kind kam und ich hatte schon vorher angst,
angst zu sterben ,es nie zu sehen,
angst, dass es mir stirbt, angst als es da war,
lähmung und hilflosigkeit
und sie kam, meine mutter
und sie sah mein kind an und sie sagte,
————-das hast du verdient—–
und ich konnte diesen moment ihr kind sein und sie meine mutter——–,
es kamen viele schlimme stunden in mir und vieles tat weh, es war wohl alles was ich als kleines gefühlt haben muss, ich sollte mein baby schreien lassen sagte sie ,
aber ich tat es nicht, ich habe sie nie schreien lassen, ich habe sie nicht jeden tag gebadet ,ich habe sie gestillt, ich habe sie geschleppt und dann sollte ich sie irgendwann doch endlich mal trocken werden lassen, ihr den schnuller nehmen ,sie müsse doch endlich durchschlafen, sie hat den schnuller irgendwann selber weggelegt, ich habe sie auch mit 3 und 4 jahren nachts getröstet sie hatte solche angst vor den tieren in ihren träumen ,( jetzt ist sie 13 und schläft seit zwei wochen bei uns und unsere kleine auch und ich weiss sie werden bald gross sein und dann werden sie wieder in ihr zimmer und in ihr leben ziehen)—–und alles machte ich anders als meine eltern und sie machten es mir ständig zum vorwurf, ich brach den kontakt ab ,weil meine mutter trank und immer wieder mein kind haben wollte, es wäre normal, grosseltern hätten ein recht etc. ………..aller hass kam hoch auf sie und ich wollte sie nicht mehr sehen, wollte nicht leiden und wollte nicht, dass mein kind all so etwas fühlt…
alle sind durchgedreht,
mein vater schrieb emotional erpresserische briefe,
meine schwester brach den kontakt zu mir ab,
meine liebe omi wurde eiskalt und hart und die nachbarn sagten —-sie ist doch deine mutter—- und ich dachte ja, und sie ist böse und kalt und schlecht—-
und die freundinnen schüttelten den kopf und machten fotos und gaben sie heimlich meiner mutter und und und, sie schrieb mir briefe, briefe die wilde angst in mir auslösten, mich zittern liessen, ich hatte angst sie würde mir auflauern, mich töten ….
meine andere omi, hat nicht versucht mich zu erpressen, sie starb ganz plötzlich,
sie lag noch einen tag im krankenhaus,
meine schwester sagte es mir erst, als es zu spät war, mich zu verabschieden….

wir hatten wieder kontakt, mein zweites mädchen kam, mein mann ist sehr stark und klar, auch er hat viel durchgemacht und ich habe ihm viel erklärt und es kippt, mittlerweile erklärt er mir was ich noch nicht sehen kann.

meine eltern, die meine kinder nie bekommen haben sind im letzten jahr spontan weggezogen, 800 km weit weg, sie haben mir jahrelang vorwürfe gemacht, sie dürften nicht als grosseltern ihre enkel geniessen und so weiter

sie sind selten zu uns gekommen und wenn sie da waren haben sie mir gesagt ,sie fühlten sich nicht willkommen und es war ,als wäre ich klein und lausche den worten meiner großmutter , gerichtet an meine eltern , nur das ich jetzt wie meine eltern sein sollte und sie wie meine großmutter handelten aber ich tat es nicht,
wehrte mich, doch sie haben es geschafft, dass ich mich schlecht fühlte, jedesmal, immer wieder, kopfweh ,herzrasen, luftnot, schwäche in armen und beinen, der nacken tat weh und ich war wieder hässlich ,dumm ,bescheuert, wertlos, nutzlos, überflüssig, ich muss weinen, ich tue mir leid, es tut weh und ich weiss es gibt so unendlich viele ,die all dies fühlen und es gibt so gute worte und so hilfreiche und gesegnete menschen wie Sie einer sind,Alice Miller wie unendlich schön, dass es Sie gibt———–

meine eltern sind zu meiner schwester gezogen,
spontan,
mein vater hat mir am telefon,
als ich anrief um sie einzuladen,
hilflos, aufgeregt und unsicher mitgeteilt, dass die grosse aufregung vorbei sei,
sie würden umziehen zu meiner schwester, aber auch wenn die schwester da nicht leben würde, sie würden dahinziehen wollen, es hätte nichts mit ihr zu tun, auch ich hätte meine festen platz in der familie aber wir hätten ja sowieso nichts miteinander zu tun und darum wäre es ja auch nicht schlimm wenn sie jetzt gingen, mein mutter wäre gerade da , sie hätte gerade ein wohnung gekauft….

es ist meine rettung, mein glück in allem unglück, dass sie mich von ihrer gegenwart befreit haben ,ich möchte mich nur noch endlich und für immer von dem leid welches sie mir gaben befreien und es ist so schwer, so unendlich schwer und jedesmal wenn ich denke ich habe es, dann geht es wieder von vorne los,
nachts habe ich angst und bete ,dass meine kinder nicht leiden so wie ich es tat und ich denke zu versagen, zu versagen und zu versagen und alles verkehrt zu machen und es tut so weh…..doch ich weiss , dass sie nicht leiden, sie sind fröhlich und ich lasse sie, könnte niemals so sein wie meine eltern es mit mir waren und ich glaube ,dass ist es was den schmerz und die erkenntnis über eigenes leid so deutlich macht, dieser plötzliche vergleich zwischen mir als mutter und meiner mutter als mutter, dieses plötzliche erkennen was sie alles haben tun können, einfach so,

nach dem umzug meiner eltern hatte ich das gefühl meine schwester wäre schwanger, wir haben ein schlechtes verhältnis, sie ist das geliebte , ich die fussmatte und sie tritt und tritt wenn sie mich sieht, sie kann mich nur treten und hassen und mir sagen das ich das letzte bin………..

ich fragte meine eltern per telefon mehrere monate ,ob meine schwester schwanger sei,
sie sagten immer wieder nein,
mein vater hörte auf mir zu schreiben,
mit meiner schwester hatte ich zweimal jählich email kontakt der immer negativ endete,
im februar schrieb sie mir, sie bekäme in drei wochen ein baby ,
sie würde sich freuen, wenn wir zur taufe kommen,
mein vater schickte mir eine postkarte im telegrammstil,
er meinte es gut, sagte meine mutter später und sie könne nichts dafür, meine schwester hätte ihnen verboten mir zu erzählen, dass sie ein kind erwarte,
—-ihr habt die beziehung zu mir riskiert—- sagte ich zu ihr, ——ihr hättet auch sagen können, dass ich euch wichtig bin und ihr mich nicht so anlügen möchtet——-…
meine mutter litt, warf mir vor ich würde sie hassen, sie nicht lieben und hätte sie nie geliebt, sie könne doch nichts dafür, sie wollte mir sagen das ein baby kommt doch sie durfte es nicht….
ich hasse meine schwache, meine kalte, egoistische, verlogene, hinterhältige, miese , böse mutter, die allen die verantwortung überträgt und ich hasse es, einen vater zu haben, der sagt —–früher musste ich leiden jetzt bist du dran ——
und ich hasse es ,dass er mir immer noch weh tun kann, ich will endlich die augen öffnen und klar sehen, dass sie wirklich so sind wie ich es hier beschreibe und ich will aufhören zu hoffen, dass sie sich jemals ändern, denn sie werden es nicht und ich darf mir leid tun und mich trösten und mich freuen dass ich lebe,

———denn sie sind nur ein tor gewesen.—
SEIN muss/kann/darf/will ich selber, endlich heute und für alle zeit die mir geschenkt ist……

in mir steckt immer noch ganz viel wut und jedesmal wenn wir sprechen kommt die wut hoch und ich sage ihr was ich denke.
bei ihm traue ich mich noch nicht,
ich würde ihn gerne ankotzen für das was er mir tat und tut und ich habe angst davor ,mich deshalb schuldig zu fühlen wenn er irgendwann stirbt und ich weiss das er sich schuldig fühlt und es trotzdem immer wieder macht…immer wieder und ich will keine angst mehr haben und das kleine mädchen in mir soll endlich aufhören zu hoffen, dass sich etwas ändern wird.

Es schrieb jemand auf ihrer Seite von Therapeuten, die von Vergebung sprechen, die für Vergebung sind usw. auch meine schwester, die jetzt eine ausbildung zur familientherapeutin macht, möchte , dass ich endlich vergebe und bietet mir , um endlich zugang zu mir zu finden, an,sie zu besuchen und mit ihr zu einem therapeuten, den sie sich empfehlen lassen will ,zu gehen, damit ich mich endlich öffne, sie hat es ja jahrelang immer wieder versucht, ohne erfolg….

sie sehen ich bin umgeben von verrückten die mir immer schon erzählt haben,dass ich verrückt sei und ich bin so froh, dass es vorbei ist und ich erwachsen bin, dass ich schreien könnte….

es gibt tage, da weiss ich wie kalt und emotionslos sie sind, weiss, dass sie alles ,was sie auf mir abgelegt haben
selber erfahren haben und eins zu eins an mich weitergegeben haben,
weiss ,dass sie es wissen und es nicht ändern,
weiss ,dass sie mich brauchen, als fussmatte , als putzlappen
und weiss ,dass ich mich dafür nicht hergebe
und mich immer schon geweigert habe,
mich dafür herzugeben und bin so froh ,dass sie weg sind und will freie luft fühlen und leben und frei sein….

Danke liebe Alice Miller,
Sie sind Hoffnung, ein Licht, ein Weg,eine Quelle

E. P.

AM: Es ist ein langer Weg, nicht wahr, bis es keine Zweifel mehr gibt, keine neuen Illusionen, bis es ganz klar ist: Ich bin keine Fussmatte und lasse mich nie mehr so behandeln. Sie sind diesen Weg gegangen, dazu gratuliere ich Ihnen. Eine Frau hat im englischen Forum (ourchildhood int.) kürzlich geschrieben: Man legt doch nicht die Hand wieder dahin, wo man sich verbrannt hat. Sie scheinen das Gleiche erkannt zu haben.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet