Das Kind wird nun geliebt
Thursday 08 February 2007
Liebe Alice Miller,
noch einmal großen Dank für Ihre unterstützenden Worte!
Ich habe schließlich einen Rundbrief an meine Eltern (und auch älteren Schwestern, da leider auch deren Kontakt mir schadet, da sie auch anscheinend lieber die Wahrheit umgehen, indem sie mich zu verdrehen versuchen) abgesendet:
” Rundbrief an Familie, Februar 2007
hiermit teile ich Euch mit, daß jeglicher Kontakt zu Euch unmöglich für mich ist und ich mich nun endgültig und gänzlich von Euch trenne.
Etliche Kontakt-/Kommunkationsversuche mit Euch mußten daran scheitern, daß Ihr Euch Eurer Verantwortung nicht bewußt seid/sein wollt und eine ehrliche Begegnung somit nicht möglich ist. Meine Selbstverleugnung wurde dadurch zementiert.
Um keinen weiteren Schaden dadurch zu erleiden, und um meine seit meiner Kindheit bestehenden traumatisch bedingten Schädigungen aufzuarbeiten und ausheilen lassen zu können, will ich ab sofort nie wieder irgendeinen Kontakt zu Euch. P.S.: Jetzt geht es um MEIN Leben.”
Des weiteren schrieb ich noch folgendes in mein Tagebuch um meine nun auch noch stattfindenen Verwirrungen zu klären:
Den Schaden, den Ihr mir zugefügt habt, gebe ich hiermit an Euch wieder zurück, indem ich nicht bereit bin, diesen länger zu tragen. Wenn ich nun den Kontakt zu Euch abbreche, um nicht länger von Euch verdreht und von meinen Wahrnehmungen, meinen Gefühlen, meinem Wahren Selbst abgebracht zu werden, um nicht länger seelentot gemacht zu werden durch Euch, wenn ich anfange, mein wahres Selbst zuzulassen inklusive all meiner Gefühle, mich um mein inneres Kind zu kümmern, eindeutig Partei für dieses zu ergreifen und dieses sprechen und sich ausdrücken lasse, dann wird Euch das vielleicht schmerzen. Diese Schmerzen jedoch habt Ihr schon lange, lange, bevor es mich gab, in Euch, Ihr habt diese jedoch nicht beachtet, sondern vernachlässigt und stattdessen unbewußt und unkontrolliert an mir ausgelebt, auf mich übertragen. Ich lebe nun schon an die 30 (!) Jahre mit dieser Last aufgrund Eurer Unfähigkeit, Verantwortung für Euch selbst, Eure Gefühle, Euer inneres Kind und dessen Schmerzen zu übernehmen. Ich muß nun schon seit an die 30 Jahre an dieser Überleitung leiden und brauchte Jahre, um dies zu erkennen. Ich brauchte Jahre, um zu erkennen, daß Ihr mich nicht lieben könnt, wie grausam meine Kindheit deshalb sein mußte. Wie sehr ich als kleines, verletzliches, hilfsbedürftiges, abhängiges, ohnmächtiges Kind, voller Vertrauen auf Euch und hilflos an Euch ausgeliefert, zu Grund und Boden enttäuscht, gefoltert, mißbraucht und verlassen wurde. Ich mußte lernen, diese Schmerzen anzusehen, da die Folgen dieser mich so stark am Leben beeinträchtigen, abhalten, vegetieren und überleben statt leben lassen. Um leben zu können und nicht zugrunde zu gehen, muß ich meine Wahrnehmungsfähigkeit zulassen, darf sie nicht länger unterdrücken, so wie Ihr es von mir erwartet (weil Ihr es selbst tut). Ich will mein inneres Kind lieben und beschützen. Um dies zu tun, kann ich keinen Kontakt zu Euch haben, denn Ihr tut ihm weh. Das Kind, das ich war, lebt noch (Körper, Gefühle, Unterbewußtsein) und ist noch immer sehr verletzt und sehr verletzlich und braucht dringend Schutz, Wohlwollen, Erhörtwerden, Respekt. Nur so kann der Kreislauf des Hasses beendet werden. Nur so kann das Leiden diese Kindes beruhigt werden, wenn es erhört und ausgedrückt und gesehen, beschützt werden darf. Und nur so kann das unbewußte, unkontrollierte Ausagieren der unterdrückten Leiden, der unglaublichen Wut, der tiefen Trauer, uvm ein Ende haben, nur so können sich die unerklärlichen Symptome auflösen, dann wird das Kind endlich Frieden finden und sich frei in Liebe entwickeln dürfen, auch wenn es diese verheerende Vergangenheit wohl nie vergessen wird, aber nun wird es endlich ehrlich und offen geliebt.
Wenn Sie diesen Text veröffentlichen möchten, können sie das tun.
Danke für Ihre Unterstützung und dafür, daß Sie mir Mut machten. Ich hoffe, ich werde es schaffen, mein inneres Kind nun durchgehend zu schützen.
Auch anwaltlich habe ich nun begonnen, einen ersten Schritt bzgl. Unterhaltsanspruch zu gehen, per mail und warte auf Antwort.
Mit lieben Grüßen, Ihre KS
AM: Ich bin so froh für Sie, dass Sie Ihr “inneres Kind”, wie Sie sagen, nicht mehr den Gefahren aussetzen wollen, es beschützen wollen und ihm Liebe schenken können. Und offenbar volles Verständnis. Es ist ein großer Schritt, wenn man aufhört, dieses Kind zu miss-handeln, wie es die Eltern mit einem als Kind taten. Ich wünsche Ihnen (und diesem Kind) weiterhin den Mut und die Entschlossenheit, die Sie jetzt andeuten. Auch wenn es Rückschläge geben sollte, Sie werden vermutlich nie vergessen, wie Sie sich gestern fühlten, als Sie die beiden Briefe schrieben, und dieses Gefühl wird Ihr Wegweiser bleiben, sollten Sie sich wieder einmal verirren, sich von alten Schuldgefühlen quälen lassen und dem Kind wehtun. Mit diesen Briefen gaben Sie dem Kind das Versprechen, es unter allen Umständen zu begleiten.