Antwort auf den Brief meiner Mutter

Antwort auf den Brief meiner Mutter
Monday 31 March 2008

Als ich deinen brief(febr.08)las wusste ich dass ich dir schreiben werde damit du die wahrheit erfährst und lesen kannst, dass mein heutiges leben,nichts mehr mit deinem zu tun hat. Noch vor nicht langer zeit hätte mich ein solcher brief zum weinen gebracht.Du hättest mir leid getan und deine bitte um verzeihung hätte ich nachgegeben,weil ich mich nicht schuldig fühlen wollte an deinem kummer.

Du schreibst:“Liebe M.es macht mir grossen kummer dass wir keinen kontakt haben.So oft habe ich den wunsch gehabt dich in die arme zu schliessen.Ich weiss nicht mit was ich dir so weh getan habe das du nichts mehr von mir wissen willst.Mir ist nichts bewusst.“
Dein kummer ist nicht mehr mein kummer.Deine wünsche sind nicht mehr meine wünsche.Zu lange habe ich deinen kummer mitgetragen und deine wünsche erfüllt und als kind bin ich unter dieser last fast zusammengebrochen. Aber das hast du weder gesehen noch wahrgenommen.Es ist dir nichts bewusst.

Du schreibst:“Schau liebe M.ich weiss das ich in meinem leben viele fehler gemacht habe z.B in meiner ehe und bei der erziehung und später auch als ihr schon erwachsen ward.Auch wenn ich das weiss und heute vieles anders machen würde kann ich nichts ungeschehen machen.Alles was ich kann ist dich um verzeihung zu bitten. Auch wenn du mir verzeihen kannst heisst das nicht das ich nie mehr fehler machen werde. Wir alle machen fehler und das,denke ich,solange man lebt.“
Aber über jahre die gleichen fehler machen ohne einmal sich zu fragen ob das richtig ist war nur möglich.
1.Weil ich in meiner kindlichen abhängikeit, dir von vornherein alle fehler verzieh,um wenigstens die ILLUSION zu erhalten das du mich magst.
2.Weil dein blinder glaube an deinen jesus dich auf beiden augen blind machte für das was uns kindern angetan wurde. Und seine(jesus) unendliche liebe dir auch alle fehler verzieh, er ist ja sogar dafür gestorben.
Welch ein schwachsinn!
Wer für die fehler anderer stirbt verleugnet seine eigene wahrheit und die wahrheit des menschen für den er stirbt.
Es gibt fehler die kann man korrigieren und fehler die nicht mehr korrigierbar sind.Beide haben mit verzeihung nichts zu tun dafür sehr viel mit erkennung.

Du schreibst:“Aber eines ist sicher,dass ich dir nie bewusst weh machen wollte.Als du auf die welt kamst habe ich mit tiefsten herzen geliebt und mein wunsch war dir alles zu geben was du brauchst um glücklich zu sein,das ist mir leider nicht gelungen.Ich habe dich irgendwie verloren ich möchte dich so gerne wiederfinden.“
Ja,du hast mir weh getan und auch mein hirnamputierter vater mit seiner hexe von einer mutter unsere grossmutter. Und das hat bewirkt das ich,noch keine 2 jahre alt,ein verstocktes,ängstliches total verschüchtertes mädchen war das SPRACHLOS versuchte diesen irrsin den es um sich sah und hörte irgendwie zu überleben. Und es hat bewirkt,dass ich in der bupertät wustte was depressionen sind, mit 16 jahren die ersten suizidgedanken hatte und bei der geburt meines ersten kindes verzweifelt nach liebe in mir suchte die ich diesem kleinen wesen geben wollte. Schmerzhaft musste ich damals erkennen ,dass in mir nur ein gefühl existierte: MITLEID.
Und als ich auf die welt kam,hab ich dir aus tiefstem herzen leid getan und diese mitleid hast du für liebe gehalten.Denn von liebe habe ich nichts gespürt.Was ich gespürt habe dass war die missachtung,nicht wahrnehmen und demütigung meiner kindlichen gefühle und bedürfnisse. Und was ich gebraucht hätte um glücklich zu sein,dass wär der schutz gwesen vor all den körperlichen mishandlungen und übergriffen von diesem monster der mein vater war.
Erinnerst du dich,da war ich bereits erwachsen,ich fragte dich:wieso wurde meine schwester F. von vater am meisten geschlagen?
Du sagtest:ach sie war halt so ein kleines dummerchen! Ich muss dich ganz entsetzt angeschaut haben ,sofort fügtest du hinzu: sie hat einfach nicht gemerkt dass sie dem vater nicht wiedersprechen sollte.Und ich wollte sie einmal mit dem kochlöffel schlagen, sie ist dann aber schon vorher ohnmächtig geworden.Da bin ich sehr erschrocken und ich habe mir vorgenommen sie nie zu schlagen.
Ich erinnere mich wie die kleine F.einfach zu boden sank.Sie war damals ca.5 jahre.
Manchmal schlugst du mit dem kochlöffel sinnlos auf uns ein.Und ich sehe noch heute dein wutentstelltes gesicht und ich spüre noch heute wie die schläge mir weniger weh taten als dein hass auf dieses kleine mädchen das ich damals war. Ich erinnere mich,wie ich (ca.12j.)aus der schule nach hause kam und meine kleine schwester R. zitternd und schluchzend auf einem stuhl sass und ich dich fragte was passiiert ist.Du hast von deiner nähmaschine aufgeschaut und mich angeschrien:sie hat gestohlen und dafür musste ich sie bestrafen(ein kleines päckchen pommes chips in der migros damals 30 rappen)Jeder schlag von dir hat auf ihrem kleinen körper einen bluterguss hinterlassen.Das war der tag an dem ich erkannte dass du nicht wesentlich anders bist als mein irrenanstaltreifer vater.
Und du hast mich nicht verloren,weil man kann nicht etwas verlieren das man nie gehabt hat.Denn mit meinem heutigen bewusstsein weiss ich dass meine liebe zu dir als ich noch klein war eine vorgeheuchelte liebe war,damit ich nicht völlig erfror in dieser gefühlskälte und gewalt und heuchelei die mich damals umgab.
Hätte ich meine wahren gefühle auf all eure misshandlungen damals zeigen dürfen dann wäre dies wut ,hass,schlagen und schreien gewesen. Schon als kind habe ich mich gefragt was denn an uns so böse sei dass euch (dir und vater)das recht gab uns zu schlagen und euren kranken hass auf uns zu entladen.Was den an mir und in mir so schlecht sei das ein anderer(jesus) dafür sterben musste.

Du schreibst:“Meine liebe zu dir hat nie aufgehört.Bitte lass uns wieder zueinander finden.Ich bin alt geworden und möchte die zeit die mir noch bleibt so gerne in liebe und frieden mit euch verbringen.Ich habe ausser euch niemand mehr. Ihr seid immer meine freude in diesem leben gewesen und werdet es immer bleiben.Bitte komme mich besuchen und lass uns von vorne anfangen,das kann ich weil ich es immer wieder tun musste. Deine dich liebende mutter.“
Du bist alt geworden, wir alle werden das und die liebe und den frieden die du für dein altwerden wünschst kann ich dir nicht geben weil ich ganz einfach keine liebe für dich empfinde. Und frieden, weder meine kinder noch mein partner können mir frieden geben denn frieden kann ich nur in mir selber finden.Und deine freude an mir hätte ich als kind dringend gebraucht.Aber von dieser freude habe ich nichts gespürt. Alles was ich gespürt habe war, dass ich eine last für dich war das man vom bösen zum guten schlagen stossen zerren und erziehen musste.Für vater waren wir nicht einmal eine last sondern völlig gleichgültig. Einfach wesen auf die man nach lust,frust und laune seinen wut/ärger abreagieren konnte.

Ich erinnere mich wie mein vater auf meine kleine schwester F.eingeschlagen hat und das kleine wesen(ca 4jahre) leblos auf dem stuhle liegenblieb und ich kleine dachte wirklich,jetzt ist sie tot.In der nacht darauf träümte ich,sie liege als blutiger fleischklumpen im strassengraben und ich habe geschrien im traum und du konntest mich erst beruhigen indem du mit mir ins zimmer von F. gegangegen bist,wo F. und meine schwester G. schliefen,damit ich sah das F. noch lebt.
Kinder die freude für ihre eltern sind die misshandelt man nicht und zwingt ihnen nicht mit einer hirnwäsche seinen eigenen religiösen glauben auf als den einzig richtigen wahren glauben.Da fällt mir gleich,ein in der sonntagsschule beliebtes kinderlied,ein:
„Pass auf kleines aug was du siehst,pass auf kleines aug was du siehst,denn der vater im himmel schaut herab auf dich drum pass auf kleines aug was du siehst.
2.strofe:pass auf kleines ohr was du hörst………
3.strofe:pass auf kleiner mund was du sagst……..
Ich habe es für mich abgeändert:schau genau hin kleines aug was du siehst.
Höre gut zu kleines ohr was du hörst.Und du kleiner mund bleib noch stumm denn es kommt der tag da werde ich gross sein und dir deine stimme zurückgeben.
Das war der tag an dem ich mein 1.söhnchen gebar und statt freude, depression sich breit machte.Fast zeitgleich erschien das buch“das drama des begabten kindes“.
Und vorsichtig begann ich zurückzuschauen in meine vergangenheit,bis ich mich ganz umdrehte.Und, da sah ich sie die kleine M.die mich fragte: gibst du mir jetzt meine stimme wieder und ich nahm sie in meine arme und sagte:ja! Und sie darf so laut sein wie ein donnerschlag denn du musst nie mehr angst haben,denn ab heute werde ICH dich beschützen.
Und noch was mutter,ich bin beim zurückschauen nicht zur salzsäule erstarrt.(Bibelgeschichte von sodom und gomorrha)
Das zurückschauen entfesselte in mir eine kraft die, die salzhülle sprengte die mich in meiner kindheit erstarren liess.
M.W.

AM: Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Klarheit, Ihrem Mut und Ihrer Entschlossenheit, sich nie mehr durch schöne Worte täuschen zu lassen. Als Kind konnten Sie nicht anders, aber jetzt sind Sie frei, bei der Wahrheit zu bleiben und sich nicht von Lügen verführen zu lassen. Und Sie nehmen Ihre Freiheit wahr, ganz und gar. Bravo!!!

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