Gedanken zum Amoklauf

Gedanken zum Amoklauf
Tuesday 17 March 2009

Liebe Alice Miller,
seit dem Ammoklauf bin ich so sehr aufgewühlt, denn wie eine Leserin in einem Brief an Sie schon schrieb, hat es auch mich gar nicht verwundert, daß sowas passieren kann, sondern es berührt mich sehr wie der Täter gelitten haben muß, weil es mich an mein eigenes Leid erinnert.
(natürlich habe ich auch Mitgefühl mit den Opfern und den Eltern die ihre Kinder verloren habe, möchte hier aber über das Leiden des Täters schreiben,da dieser ja nun gerne lieber als “Monster” gesehen wird und es wundert mich nicht, wenn bald die ersten kommen, die die armen Eltern mit so einem mißratenem Kind bedauern werden..)
Ich sehe das Ganze so wie Sie es in einem Leserbrief auch beantwortet haben, nämlich daß auch Adolf Hitler wenn man so will ein Ammokläufer war,also jemand der unentweg Ammok lief… und es macht mir eine unglaubliche Wut,daß ich nur von verschärften Waffengesetzen lese /höre oder von Computergewaltspielen. Natürlich ist das auch eine Frage,die wichtig ist zu beantworten, denn ich meine,daß diese Computerspiele auch die Gewalt noch zusätzlich fördern ,doch ersteinmal ist doch der Mensch der dahintersteht ,der eine ENTSETZLICHE KINDHEIT gehabt haben MUSS, wenn er so eine Tat begeht. Sie schreiben ja selber immer wieder in ihren Büchern,daß Schläge in den ersten Lebensjahren das empfindliche Gehirn,daß noch nicht voll entwickelt ist massiv beeinträchtigen und daß die Fähigkeit zur Empathie sogar verloren gehen kann. Und genau so ist es doch auch mit verbalen Schlägen,Demütigungen,Herabsetzungen ,wo man als Kind völligst isoliert ist wie in einem inneren Kerker,einem Kellerverlies wo es dunkel und kalt ist. So hab ich meine Kindheit ja auch empfunden und daher kam mir gleich als ich von der Tat hörte,die schreckliche Gewissheit,daß auch dieser Jugendliche sehr gelitten haben muß. Ich finde es auch ganz ganz verlogen,daß nun im Nachhinein vesucht wird zu recherchieren, aus welchen Verhältnissen der Täter kommt (weil es unaufrichtig ist,wie diese Nachforschungen vonstatten gehen und wir als Bürger von den Politikern, den Psychologen etc. nur ruhiggestellt werden sollen,damit wir nicht aufbegehren ,damit wir ihre eigene Ohnmacht und vor allem Unwissenheit nicht sehen.
Ich stelle mir die Nachforschungen so vor: Wenn ich z.Bsp einen Ammoklauf gemacht hätte,dann würde folgendes dabei herauskommen: (ich spreche dabei von mir,da ich sooo viel Wut,Trauer Schmerz, Ohnmacht in mir gefühlt habe als Kind und leider z.T noch fühlen muß und weil ich aber jemand war , der diese Gefühle der Wut nie nach außen tragen konnte, sondern statt dessen mit unentwegten Panikgefühlen , Herzrasen, Zittern, Lähmungen, Stimmverlust in der Nacht vor Angst mit Alpträumen und symptomatischen Beschwerden reagiert hat. Also ich habe diese Wut nach innen erlebt,konnte so nur mir selber schaden mit alldem… und habe aber dafür oft Wünsche gehabt,wie z.Bsp jemand umzubringen,mal ne Bombe in ein Cafe zu werfen ,wo die LEute so gemütlich drinsitzen und so tun als wären sie im Paradies,weil sie die Ohren immer schön geschlossen halten und nicht fühlen ,nicht sehen wollen,statt dessen nie zuhören und mich verlacht haben, mir mein Leid nicht geglaubt haben, als ich sagte,daß ich mich fühle als wäre ich im KZ gewesen,daß meine Kindheit wie im KZ war und ich mich als Kriegs und Folteropfer fühle. Diese Menschen,die Gesellschaft hat mich alleine gelassen und daher hatte ich manchmal ganz ganz starke Gefühle eine Bombe zu werfen,jemand zu erschießen und obwohl ich sowas dennoch nie tat,nie tun werde…verstehe ich den Täter so gut und sehe vor allem sein unbeschreibliches Leid,daß dahinter steht.
Nun aber zu meiner sog.Analyse, wie Recherchen aussehen würden,wenn die Polizei,die Psychologen u.a danach über meine Kindheit recherchieren würden.
Meine Mutterist nach außen hin eine ganz fromme gläubige Frau , zwar Zeugin Jehovas,doch sogar die haben leider inzwischen eine Körperschaft d. öffentlichen Rechts erlangt und gelten somit nicht mehr offiziell als Sekte, was so empörend ist !! Sie,meine Mutter wäre untröstlich und würde allen erzählen,was für ein liebes Kind ich doch war,still und erst als Erwachsene wäre ich plötzlich aufgebrochen und hätte sie verlassen, ohne Grund und meine ganzen Krankheiten und psych.Probleme kämen daher,daß ich keine Medikamente nehmen will,weil ich das Gift nicht schlucken möchte.
sie würden die Zeugen in einem ganz andren Licht zeigen,als sie sind,die ganzen Schläge im kleinen Raum der Zeugen wären unerwähnt,die Angstmacherei vor der Vernichtung wäre nicht wichtig,da dies ja keinen Ammoklauf rechtfertigt und würde sie oder meine Geschwister etwas erzählen von den Schlägen,die sie uns gab? Nein,alle würden schweigen,es würde unerwähnt,daß wir nackt geschlagen wurden mit einem Schuhanzieher aus Plastik,daß meine Mutter tgl.sagte,sie bringt sich um mit einem Strick,daß sie uns ständig verließ,als wir noch klein waren,daß sie mir als Kind Tabletten gab,damit ich mich mit ihr umbringen soll,daß sie mir sagte,daß das Leben auf der Welt scheiße ist und daß es alles keinen Sinn mehr hat,daß meine Eltern sich vor meinen Augen verprügelt haben,daß sie einmal schrie,daß sie auf der Seite des Teufels ist,daß sie auf Satans SEite ist und ich Angst vor ihr hatte,da ich die Dämonen so fürchtete,daß sie wenn ich von der Schule nach Hause kam schon betrunken war,daß ich sie als sie nackt war , anziehen mußte und daß ich ihr Erbrochenes dann hab aufputzen müssen,daß ich ihr Tütensuppen kochte und sie mir die Suppe dann ins Gesicht schleuderte,weil sie einfach sterben wollte,daß sie als ich vor ihr weinte und schluchtzte und sie jämmerlich drum bat, mich nicht alleine zu lassen,da ich doch noch ein Kind bin,sie mir antworte.: Ich kann es dir nicht versprechen ” und mich mit meiner übergroßen Angst alleine ließ,daß sie nicht bemerkte,daß ich jede Nacht angst im Dunkeln hatte,daß ich nur bei Licht schlafen konnte und mich dafür noch schlug,daß sie nicht bemerkte,daß ich deshalb keinen Schulabschluß geschafft habe,weil ich immer in Anspannung Sorge war,vor der großen Drangsal der Zeugen ,vor Harmagedon,dem schlimmsten Krieg,der jemals kommen würde,daß sie nicht sah,daß ich jede Nacht zu Gott betete,daß ich für sie sterben darf,daß ich mir den Tod durch Erschiessen als Kind herbeigebetet habe,da mir die Zeugen alle mgl. Quälereien im KZ erzählten und sagten,daß alles noch viel schlimmer wurde und ich als Kind panische ANgst davor hatte, später inder großen Verfolgung treu sein mußte unddann erstmal bevor ich dann später auferweckt werde,weil ich dann ja treu war,da zuerst vielleicht geköpft werde,verbrannt und mir statt dessen den Tod durch Erschiessen wünschte und das als kleines Mädchen mit 6 Jahren! ,daßmeine Mutter mich als ich als kleines Kind beim Spielne in die Hose gemacht habe,diese Unterhose allen in der Familie zeigte und mit sadistischen Lächeln ein böses Lied auf mich einstimmen ließ und mit dem Finger auf mich zeigte und mich auslachte,daß sie mich in den Bauch boxte,die _Haare mir ausriss,daß sie zu mir blöde Ziege,Zicke sagte und mich so lange schlug,bis ich schrie und als ich statt zu schreien,anfing einen Punkt im Raum zu fixieren,da fragte sie noch ob sie noch länger schlagen muß,bis ichendlcih schreien würde,denn sie wollte mich ja weinend und wimmernd sehen ,bloßgestellt nackt auf ihrem Beinen ausgeliefert ,um mir danach aus der Bibel vorzulesen,daß wer sein Kind liebt es in Zucht nimmt und daß sie es aus Liebe tut und nur daher,weil sie mich so liebte,mußte ich sie auch nach den Schlägen nackt noch küssen und ihr meine Liebe versichern,daß sie mich kitzelte in den Bauch,bis ich schrie,sie soll aufhören,doch sie machte einfach weiter,für mich war das Folter,bis ich irgendwann das Kitzeln nichit mehr spürte,daß sie mit Geschirr um sich schlug nach mir und meinem Vater und daß sie lautstark meinen Vater Szenen macht,daß er wieder zu seinen Huren geht,daß ich mich schämte vor den Nachbarn,daß ich gezwungen wurde,altmosiche Sachen zu tragen,als Zeugen Jehovas Kind, lügen mußte,daß ich gerne predigen gehe,daß ich keine Angst vor Harmagedon habe,daß ich kein Geburtstag feiern möchte,daß ich zu Weihnachten sowieso nicht ein Geschenk haben möchte,daß es mir nichts ausmacht keine weltlichen Freunde haben zu dürfen,daß ich auch denke,daß eine Berufsausbildung ja sowieso nicht wichtig wären,da wir sowieso dann im Paradies alles tun können,daja dann die weltiche Bildung nicht brauchen,da ja alles vom Teufel kommt,daß mein Bruder genauso gequält sich an mir vergangen hat und an meiner Schwester und Dinge verlangt hat,die wir nicht wollten,daß er nachts auf meiner Schwester lag und ich es mitansehen mußte,es hörte im Hotelzimmer wenn wir auf dem Weg in den Urlaub waren und zu dritt nur ein Zimmer hatte,daß ich den Atem anhalten mußte….u.s.w u.s.w
All diese Dinge würden niemals bei der Recherche der Polizei herauskommen,da meine Mutter und meine Geschwister schweigen würden.(mein Vater starb an Krebs)
Statt desssen würde nur erwähnt,daß ich ohne Schulabschluss war,immer einbischen schüchtern,unauffällig,ruhig ein liebes Kind war,eigentlich ein Kind,daß nie Sorge oder große Probleme gemacht hatte…und auch ich war in Kliniken und bei Psychiatern,Therapeuten,doch die wüßten auch keine Erklärung,denn sie hätten mir ja Antidepressiva verschrieben.
Das ist so verlogen und mir tut das so weh,denn die Heuchelei ist ja nicht mehr auszuhalten. Mein Körper brennt vor Wut und ichwürde am liebsten alles in die Welt hinausschreien,vielleicht sollte ich ein Buch schreiben.
Wer die Tat verstehen will,der sollte seine eig.Kindheit ansehen,die vielen Verletzungen des noch ganz kleinen Kindes verstehen und leider kann uns der Täter diese nichit mehr mitteilen und die Einzelheiten werden so auch nie ans Tageslicht kommen,da die Eltern schweigen werden und nur ganz ganz grobe Allgemeinheiten aufgedeckt werden.
Ich will die Tat ja nicht gutheißen,doch das Pulverfass,mit dem er lebte,das verstehe ich zu gut,denn ich kenne eben die aufgestaute Wut in mir in meinem Körper,wenn ich Erstickungsgefühle hatte,da es mir die Kehle zuschnürrte,wenn ich nachts so massive Schlaf störungen Alpträume hatte u.s.w.. und weiß um die Wut wie sie ist,wenn man sie nach innen erlebt,quasi gegen sich selber richtet,wie zerstörerisch sie doch ist und genauso schlimm ist die Wut nach außen erlebt,doch mehr sichtbar und mit katastrophalen Folgen,während die innere Wut gegen sich selber nicht sichtbar ist und nochmal mehr zur isoliertheit und eig.ohnmacht beiträgt.
Das das wohl öffentlich nicht gesehen wird,ist schmerzhaft und manchmal frage ich mich,wie man eigentlich gesund werden soll in einem kranken System. Ich habe selber schon viele Fortschritte gemacht und Ihnen schon mehrmals geschrieben und vieles verstanden und dennoch ich unterstehe dem Arbeitssystem,wo ich Dinge tun muß die mich krank machen,die mich schädigen und wenn ich mich dann krankschreiben lasse,um mich zu schützen, dann muß ich zu Ärzten ,die einen krank machen . Da ich aber nun weiß,daß ich viel Ruhe brauche für mich ,auch um einen Weg zu finden,mit alledem zu leben,um zu schreiben die Wut rauszulassen,die Täter nicht mehr zu schonen,habe ich um weniger arbeiten zu müssen sogar einen Schwerbehindreten Schein erhalten(weil wenn ich mich der Gesellschaft aussetze sofort wieder mit Ohnmachtsgefühlen reagiere wie Schlafstörung ,Lähmung Panikgefühlen) ,doch auch das ist im Grunde eine Lüge,denn eig.bin ich weitaus gesünder als die die mir den Ausweis gegeben haben. Bin zwar froh,daß es nun zumindest schwarz auf weiss ist,daß ich traumatisiert wurde,doch trotzdem sind diese Diagnosen stigmatisierend und pauschalisierend und zeigen nicht das eig.Leid und es kommt fast wie ein Vorwuf,so als wollen die Behören sagen,DIe ist ein bischen labil,hat es noch nicht geschafft. Dsa ist so ungerecht und so ungerecht wird wohl auch die Diagnose Depression gewesen sein,denn sein eig.Leid,das Leid d.Täters wird wohl weiter verschleiert werden.
Man muß echt einen Spagat machen ,um zu überleben in dieser kranken Gesellschaft ,sich Hilfe holen und glieichzeitig vor der Hilfe wieder schützen. Das macht krank und schizophren.
Das waren meine Gefühle und Gedanken,die ich zum Ausdruck bringen wollte über das verlogene System und ich denke wie Sie,wenn sie schreiben,daß Kinder eig.doch von ihrem Müttern geschützt werden sollten, statt in Krippen zu gehen,wo vielleicht die schwarzpädagische Erziehung wieder zuschlägt,doch andererseits kann man sich dann wieder fragen,ob es nicht doch besser wäre,die Kinder in eine Krippe zu schicken, da sie zuhause den Einflüssen der Mutter ganz ausgeliefert sind und viellicht wenn sie Glück haben doch irgendwo draußen in der Krippe eine einzige Erziehung finden,wo sie Glück habe…wer weiß…das ist alles so traurig und hofffnungslos und macht einem wenig Hoffnung.
andererseits was Hoffnung macht,ist daß es wenn auch noch zu wenig Menschen ,aber dennoch Menschen gibt,die das auch so sehen wie man in den Leserbriefen ja liest und das freut mich immer sehr.

Zum Schluss wollte ich Ihnen noch sagen,daß sie auf mich wie eine junge Frau wirken im Schreiben zwischen Mitte dreißig und vierzig und sie sind mir der lebendige Beweis,daß wenn man hinguckt,daß man dann auch im Herzen jung bleibt,denn sie schreiben hier so mit einer Offenheit und es ist so erfrischend Ihre Antworten auf Leserbriefe zu lesen,daß Sie einen einfach sympathisch sind und man Sie einfach gern haben muß und ich kann mir die “kleine Alice” das innere Kind,auch manchmal vorstellen und frage mich dann wie es wohl gewesen ist und finde es schöndaß ich bei Ihnen spüre,daß die kleine Alice eben noch da ist,da sein darf und ihr Entsetzen zeigen darf oder sich freuen darf. Das ist sehr schön,denn ich habe schon Menschen getroffen,ja sogar Kinder schon,die mir von ihren Worten her älter vorkamen als Sie, obwohl sie ja inzwischen schon über 80 J sind und dennoch im Herzen auch noch ein Kind und gleichzeitig eine junge Frau noch im Geiste. Das finde ich schön und wünsche ihnen ganz persönlich alles alles LIebe !
mit lieben Grüßen
Ihre S.P

AM: Ja, Sie sollten ein Buch schreiben. Die Schilderung Ihrer Kindheit und der erfahrenen Misshandlungen ist erschütternd. Doch zum Glück sind Sie bei dem Kind angekommen, das Sie waren, Sie können den grauenhaften Terror spüren, ohne sich in Schuldgefühle verwickeln zu lassen. Daher sind Sie kein Amokläufer geworden. Sie FÜHLEN; was Ihnen angetan wurde, und können sich darüber empören, der Amokläufer konnte dies nicht, daher mussten so viele Menschen sterben. Das Fühlen erlaubt Ihnen nicht nur, das Grauen zu schildern, sondern auch die Dynamik der Gewalt emotional zu verstehen. Daher könnte Ihr Buch anderen helfen, auf dem Weg zu sich selber weiterzukommen. Was Sie verstanden haben, gilt für jeden Kriminellen. Menschen, die sehr früh von ihren Gefühlen abgeschnitten wurden, morden, um nicht fühlen zu müssen. Das könnten Sie in Ihrem Buch noch ausführlicher anhand von Beispielen aufzeigen. Der Amokläufer zB war ein netter “lieber” Junge, der seine wahren Gefühle gar nicht kannte und sich den Autoritäten völlig unterordnet hat. Auch Josef F. aus Österreich lobte noch vor kurzem in einem Inerview für die Bildzeitung seine machtgierige, grausame Mutter als die grösste Frau der Welt, er sagte, er hätte sie sehr bewundert. Und DARUM wurde er zum Sklavenhalter und zeigte 24 Jahre lang keine Spur von Mitgefühl für seine Tochter. Schade, dass diese Dynamik anhand des Prozesses nicht zum Ausdruck kam, denn sie ließe sich in allen Fällen des kriminellen Verhaltens aufzeigen: Der Mörder zeigt immer, wie er seelisch gemordet wurde, ohne es zu ahnen, weil er seine Leiden verleugnet und nicht fühlen kann. Und die Gesellschaft bleibt ahnungslos. Jeder versichert mit Stolz, dass er nichts verstanden hat.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet