Verwirrung

Verwirrung
Friday 11 April 2008

Sehr geehrte Frau Miller,

Ich habe mit 20jahren das Drama des begabten kindes gelesen,damals war ich ganz aus dem Hauschen vor Begeisterung. Endlich Beistand. Ich hab mein Kind das ich mit 21 bekam in dieser Haltung “erzogen”.

Trotzem meine eigenen Verletzungen konnte ich nur im allgemeinen erfassen,wichtig Details habe ich rein intellektuell gesehen ,weil ich niemanden hatte der mit mir wichtige Dinge, gemeinsam und empatisch anschaute. Ich habe alles mit einer recht groben Wut von mir ferngehalten, so ein allgemeiines Wissen ohne wirklich die ganze Dimension zu verstehen.

Jetzt bin ich 47 und leide an Rueckenproblemen , einsamkeitsgefuehlen ,realer Isolation. Depressionen hatte ich vor einiger Zeit ganz massiv..ich fing wieder an ihre Buecher zu lesen, in einem Schaufenster war ihr neuestes Buch ausgestellt. Diesmal lasse ich mir sehr viel Zeit .Und ich getraue mich zu fuehlen. Meine Mutter hat ein Fotoalbum fuer mich angelegt von meiner Kindheit ,unter manchen Bildern stehen liebevoll ironische Komentare. Es ist grausam schmerzhaft was ich da sehe, dieses vitale , sensible verspottete Kind (liebevoll verspottet natuerlich) Weinen wurde als tyrannisches verhalten gedeutet. Und mir war so oft zum weinen,aber ich musste so tun als waer ich froh wie Pippi Langstrumpf(ich hasse die arme Pippi Langstrumpf)

Gut ihre Buecher helfen mir bei der Suche nach mir selbst und depressionen habe ich nicht, Frust und Trauer und Wut schon. Ich leide aber immer noch an meiner Neigung zu erroeten,es ist schwer fuer mich zu begreifen und ich haeete so gerne erloesung davon. Mit Therapeuten habe ich nur schlechte Erfahrungen gemacht. Ich brauche dringend empathie aber ich habe den Eindruck von den Therapeuten eher bekaempft zu werden.

Ich schreibe Tagebuch wenn ich nicht schlafen kann, niemand wendet sich mir zu so tu ich es selbst und das ist ein sehr schoenes Gefuehl gut zu mir selbst zu sein.

Ich bin bei einer Ergotherapeutin zur Zeit, ich hab ihr meinen letzten Horroralbtraum erzahlt: ich gehe an einem sehr grauem Tag auf einem schmalem Pfad, der ist glitschig neben dem Weg tun sich schmale Abgruende auf. Ich fuehle mich aengstlich auf der anderen Seite erhebt sich ein Huegel mit Hauesern darauf, ich hoere und weiss ,das ein dunkelhaariger Mann ein Kleines Kind sadisisch schlaegt, das Kind weint und schreit zutiefst erschuettert.Ich denke im Traum:”ja das ist wirklich Misshandlung ich spuere es ich weiss es es ist war, ich sollte etwas tun es ist richtig etwas zu tun..Ich sehe niemand wird etwas machen und ich auch nicht,denn ich habe Angst in den Abgrund zu fallen und selbst den Boden zu verlieren. Ich fuehle mich schuldig und beruhige mich damit dass ich der Gefahr nicht gewachsen bin. Diesen traum fand ich schlimm, mir ist jetzt noch uebel.

Die Ergotherapeutin meinte ich sei selbst das Kind im Traum und auch der Misshandler gewesen. Weil wir introjezieren unsere Eltern als Anteile in uns..ich konnte damit nichts anfangen.ich fuehlte mich von dieser Deutung verletzt. Fuer mich riecht das nach Jungscher Lehre. ich wollte spontan gehen fuehlte mich verraten. Sie bot mir ein klaerendes Gespraeech an ueber unsere Beziehung, ich blieb noch fuer eine Phantasiereise..ach ich weiss nicht was ich machen soll. Ich fuehle mich dadurch was sie sagte verunsichert und verwirrt. das Rotwerden ist erstmal schlimmer geworden. ich bin doch nicht der perverse sadist!

Ich wuerde mich sehr freuen wenn sie mir ihre Meinung sagen koennten.

Liebe Gruesse, S. K.

AM: Natürlich sind Sie nicht ein perverser Sadist, solche Deutungen machen nur Schuldgefühle, sie sind verwirrend und gefährlich. Schade, dass Sie eine “Helferin” haben, vor der Sie sich schützen müssten. Ihr Traum zeigt, dass Sie als Kind bedroht waren und niemand da war, um Ihnen zu helfen.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet