Hallo

Hallo
Saturday 21 June 2008

Guten Tag.

Ich weiss nicht, ob sie diese Mail persönlich lesen oder jemand anders… ist ja auch nicht so tragisch, ich habe einfach nur das Gefühl mich mitzuteilen müssen. Auch ich wurde als Kind missbraucht – mit Schlägen, mit bösen Worten, Liebesentzug, Nicht-mit-mir-sprechen, penibler Ordnung usw… dazu kommt, dass der Partner meiner Mutter acht Jahre lange versucht hat, mich ins Bett zu bekommen… er hat mir Geld angeboten, dass ich ihm meine Brüste zeige… ich war vierzehn, fünfzehn Jahre… konnte dieses Verhalten nicht einordnen und wußte aber stets, ganz tief in mir, das hier Unrecht geschah. Irgendwann hat er es dann zugegeben, nachdem ich ihn auf Tonband aufgenommen hatte, wie er mir erzählte, dass er mit mir schlafen wolle, seit ich ein „kleines Mädchen“ war.. Und was geschah dann? Meine Mutter und meine ganze restliche „Familie“ haben die Aufnahme gehört und NICHTS getan. Sie grillen noch heute bei ihnen zu Hause gemeinsam Würstchen und halten ein
Schwätzchen… MIR geht es gut. Mittlerweile… ich habe ein Buch über meine Geschichte verfasst und somit mein Leben aufgearbeitet.. natürlich wird diese Arbeit auch nie enden, aber meine Kindheit ist verewigt und diente mir zur Aufarbeitung – meiner Selbst, meines verletzten Kindes… Ich finde es wundervoll, dass sie diese Seite eingerichtet haben, denn sie kann Menschen, die Halt und Bestärkung suchen ein wunderbares Geschenk sein…

Liebe Grüße, J.

AM: Glücklicherweise warten Sie nicht, dass Ihre Familie Ihr Leiden versteht, Sie um Verzeihung bittet usw. Sie lassen Ihre Verfolger ihre Würstchen miteinander grillen und kümmern sich um sich selbst. Statt auf ein Wunder zu warten, haben Sie ein Buch über Ihre Kindheit geschrieben. Das hat Ihnen sicher gut getan und war das beste, was Sie hätten tun können, denn dabei lernten Sie Ihre Realität kennen. Das merkt man an Ihrem Brief.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet