Mit Kindern arbeiten

Mit Kindern arbeiten
Wednesday 19 September 2007

Liebe Frau Miller,
vielen Dank für ihr Buch “Die Revolte des Körpers, vielen Dank für ihre Offenheit, ihren Mut und ihre Bilder.
Habe nach langer Zeit einfach mal wieder ihr Buch aus dem Regal genommen und angefangen zu lesen. Da ich wohl lesen kann aber nicht aufnehmen was ich gelesen habe, brauche ich viele Male um überhaupt was zu verstehen und kann es eigentlich nur über das selber spüren erfahren. Dieses Mal hat ihr Buch sehr viel in mir angeregt und in ihrer Webseit durfe ich erfahren, dass man ihnen auch Fragen stellen kann. Ich habe einen sehr großen Hunger nach Information, nach Verstehen, da mir Bücher nicht zur Verfügung stehen.
Was für mich sehr wichtig war und was sie in ihrem Buch betätigt haben ist, dass es keine Kinder gibt welche böse bzw. schlechte auf die Welt kommen sondern, ihr Verhalten aus den Erfahrungen mit ihren Eltern oder Bezugspersonen enstanden sind und sie oft was leben müssen, wo die Eltern selber nicht hinschauen wollen. Ich bin Ausdrucksmalerin und absolviere gerade eine Ausbildung in “der Arbeit am Tonfeld” und arbeite mit Kindern , Jugendlichen und Erwachsenen. Der Ausdruck lebender Zeuge finde ich sehr schön und sehr treffend. Ich habe auch eine Therapeutin die auf dieser Art mit mir arbeitet und die meineVerletzungen viel mehr wahrnimmt und spürt wie ich selber. Ich habe mich oft gefragt, was sie von mir will, für mich war das überhaupt nicht schlimm was ich erlebt habe und vieles ist mir überhaupt fremd, bin oder wahr total von meinen Gefühlen abgespalten bzw. sie waren eingefroren. Meine beiden Ausbildungen haben sehr viel mit Selbsterfahrung zu tun und so kann ich über das spüren viel erfahren. Durch mein nicht lernen können fehlen mir die Informationen und das Wissen von Freud, Jung, Winnicoat und all den vielen Psychologen und Gurus. Es macht auch meine Arbeit schwierig, da ich keine Therapeutin bin und in unserer heutigen Zeit der Titel wichtiger ist, wie das können und verstehen. Sicherlich gibt es da auch einen Grund dafür, dass ich keine Informationen von aussen aufnehmen kann und sich meine Arbeit für mich als schwierig gestaltet, bin aber noch nicht darauf gekommen. Da ich aber sehr gut die Verletzungen der anderen spüren kann arbeite ich auch als lebender Zeuge mit meinen Klienten und merke dass es unendlich schwer ist die Mauer, die Eisberge die man um sich aufgebaut hat, einzubrechen auch aus Eigenerfahrung. Aus Angst verlassen zu werden, einsam zu sein nicht mehr dazu zu gehören, Aussenseiter zu sein, die Aggression der Eltern aushalten zu müssen abgelehnt zu werden und heute habe ich für mich gemerkt aus Angst dass ich die letzten 48 Jahre überhaupt nicht gelebt habe und keine Wirklichkeit war und ich sie nur für mich geschaffen habe um zu überleben. Es kommt wir das Wort Luftblase und ich habe Angst, dass sie platzt und es ist nichts mehr da und ich kann mich nicht mehr daran festhalten.
Ich kann durch meinen Prozess der sicherlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, die Menschen verstehen, die auf ihren Bildern oft nur das sehen, was sie sehen wollen. Doch Bilder lügen nicht und deshalb sind sie ein sehr gutes Hilfsmittel um sein wahres Selbst kennen zu lernen und ich kann ihre Verletzungen ansprechen. Ob sie sie annehmen können ist immer schwierig, manche kommen dann einfach nicht mehr. Jeder entscheidet sein Leben für sich selber.
Sie schreiben in ihrem Buch von Erwachsenen und ich möchte sie fragen, wie geht man mit Kindern um, die aus Angst vor ihrer eigenen Aggression immer in Rückzug gehen, da der Vater in seinen Aggresionen die halbe Wohnung zusammenschlägt oder mit Kindern die ihre Mutter überhaupt nicht spüren dürfen und somit auch nicht sich selber, da die Mutter eine solche Fettschicht um sich aufgebaut hat um sich zu schützen oder einem Kind das in seinem Bild zeigt, das ihr einziger Weg ist um sich zu spüren, der in der Selbstverletzung?
Wenn man ihre Wut der Eltern gegenüber anspricht gehen sie sofort in Verteitigung und machen zu. Sie brauchen ihre Eltern noch und so hören sie oftmals lieber auf als in die Auseinanadrsetzung zu gehen. Ich kann dies so gut verstehen würde ihnen aber auch gerne helfen, nicht noch mehr in diese Welt eintauchen zu müssen die überhaupt nicht ihre ist und sich weiter verletzen zu lassen und somit sich auch immer weiter von den eignen Gefühlen zu entfernen. Ein Kind sagte mir mal, dass es solche Angst hätte jemanden zu töten. Dieses Kind steckt voller Aggressionen und darf sie nicht zulassen. Es wäre alles so einfach, wenn wir nicht in einer solchen Bedürfigkeit und Abhängigkeit und Angst vor unseren Eltern leben müssten. Ich frage mich oft auch was die Schuld, die wir in uns tragen für eine Auswirkung auf unsere Entwicklung hat.
Ich weiß, dass für viele Kinder es wichtig ist, dass ich einfach nur da bin und ich mich mit ihnen beschäftige und rede, aber wenn sie mir noch Informationen geben könnten, Kinder zu stärken in ihrem eignen, ohne die Angst haben zu müssen die Eltern zu verlieren wäre es schön von ihnen dies zu erfahren. Vielelicht ist dies aber in der Abhängigkeit in der die Kinder stecken nicht möglich. Würde mich freunen von ihnen zu hören und vielen Dank für ihre Zeit.
Mit freundlichem Gruß D. L.

AM: Ich denke, dass Sie viele Einfälle haben werden, die Ihnen helfen werden, das Kind von seiner Angst zu befreien und zur Wahrhaftigkeit zu ermutigen, sobald Sie selbst keine Angst vor Ihren eigenen Eltern und vor deren Ausbrüchen haben werden, falls Sie es wagen sollten, Ihre authentischen Gefühle zu zeigen. Dann werden Sie auch die Bücher VERSTEHEN, die Sie lesen und verstehen möchten. Es ist die Angst, die Sie daran hindert und nicht der Mangel an Intelligenz, die Sie ja besitzen.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet