Was mache ich falsch?

Was mache ich falsch?
Friday 22 December 2006

Liebe Frau Miller,
nach neuerlichen kontakt zu meinen eltern, der sich ergeben hat aufgrund eines totalzusammenbruchs meines bruder, habich nun neuerlich den kontakt abgebrochen. diesmal dauerte es nicht 27 jahre wie das letzte mal, daß ich meinen gefühlen trauen konnte, sondern nur ca. 3 wochen. anfangs schien es nach umbruch, veränderung, akzeptanz meiner selbst. meine mutter hielt sich an die vereinbarung nichts zu trinken, und an sonst auch alle. das kippte schon beim zweiten versuch, daß wir uns treffen sollten. schuldzuweisungen, ständiges weinen und demonstrativen armsein, das sich besonders vor meinem vater und meinem bruder excessiv auslebte, versuchte sie mir schwer umzuhängen. mein vater war geprägt in erschreckendster weise von ignoranz und blind sein. seine aussage war: mama ist keine alkoholikerin, denn sie trinkt ja nur am abend. mama´s problem ist nicht der alkohol sondern seid ihr. und die spitze: ich hab ja auch nichs gesagt, als ihr mit 15 beide zum rauchen begonnen habt. ich war sprachlos vor entsetzen. hab dann gesagt, was ich mir gedacht hab aber erkannt gleichzeitig die absolute sinnlosigkeit meines versuches.
ich entschied den kontakt abzubrechen und nicht zum alljährlichen heuchel-weihnachtsfest zu kommen. mein körper zeigt alle symptome, extreme schlaflosigkeit, kopfweh, ständige müdigkeit, schleppte mich nur noch von zuhause zur arbeit und wieder zurück.
dann entschloß ich den kontaktabbruch und schrieb dies in einem brief, zusätzlich schickte ich meinem vater als geburtstagsgeschenk “das verbannte wissen”, das Sie geschrieben haben.
ab diesem moment ging es mir SOFORT besser. diese woche war ich so gelöst, so befreit und so glücklich.
ich fühlte mich zwar auf eine gewisse art auch sehr einsam, das beschreibe ich gleich, aber so stark ist das gefühl der befreiung und des glücks, das ich jubeln könnte den ganzen tag und freudentänze tanzen.
einsam deswegen, weil ich die einzige bin, die ich kenne in meinem direkten umfeld an freunden, die den endgültigen schritt wagt. ich habe Ihren brief an steven “ich bin kein guru” zum wiederholten male gelesen. Sie beschreiben darin auf sehr berührende art, wie sehr sie immer wieder an mauern gestossen sind und verzweifelt nach menschen gesucht haben,denen Sie nicht erklären, die Sie nicht überzeugen oder aufwecken mussten, und diese haben Sie schließlich in Ihrer leserschaft, die gewußt und verstanden haben was Sie in IHren büchern beschreiben und in dieser homepage im forum gefundne haben.
ich habe das große glück, daß Sie diese bücher schon geschrieben haben und ich Sie lesen durfte und somit Sie mir viele schritte erst ermöglicht haben, ich habe das große glück, daß es ourchildhood.de gibt, wo die forumsteilnehmer eindeutig auf der seite meines inneren kindes und somti auf meiner seites tehen. die mich ohne zweifel und “na ja s” unterstützen in die richtige richtung. ebenso meine therapeutin.
trotz all dem vermisse ich schmerzlich in meinem umfeld menschen, die so eindeutig und konsequent diesen weg gehen und nicht nur davon sprechen. ich helfe den menschen viel, jedoch biegen viele kurz vorm der weggabelung dann doch wieder auf den alten weg ab. was dazu führt, daß ich z.b. beim gedanken an weihnachten sehr traurig bin. hätte ich menschen, die ebenso das tabu brechen und die verlogenheit beenden, könnte ich mit diesen menschen die zeit verbringen. ich werde nicht alleine sein zu weihnachten, aber mich vielleicht alleiner fühlen, als andere.
trotzdem würde ich niemals diesen weg wieder zurückgehen, niemals wieder abbiegen. denn es gibt jemanden ganz besonderen einzigartigen mit dem ich auf jeden fall weihnachten verbringen werde: und das bin ich selbst.
ich werde da sein, auf mich achten, auf mich aufpassen und mich mit liebe behandeln. ich werde sagen was ich mir wünsche und ich werde nur dinge tun, bei denen ich mich wohl fühle. das macht mich von innen heraus so glücklich, daß die einsamkeit auf einmal weg ist und sich in glückliche unglaubliche gefühle umwandelt, für die mir einfach die worte fehlen.

auch beschreiben Sie in ihrem Brief an steven, daß sie als störenfried bezeichnet wurden und daß Sie keine mutter, kein guru, keine großmutter, keine anführerin, Sie sind Alice, Alice die viel gelitten hat und genauso sich sehnt nach menschen, die sie verstehen, wo sie sich geborgen fühlen kann und sich nciht ständig rechtfertigen muß oder gar abgelehnt wird. ich kann Ihr gefühl so gut nachvollziehen, denn meine familie z.b. oder menschen,d ie mich hassen, weil ich die wahrheit aussprechen, sehen diesen menschen nicht, sie sehen mich von unten herauf, als wäre ich ein herrscher oder ein tyrann, oder jemand der ihnen schaden will. sie sind unfähig den verletzten menschen zu sehen, der sich sehnt nach gleichgesinnten. meine eltern haben mich immer, und jetzt ganz besonders von unten herauf behandelt, wenn ich die wahrheit ausgepsrochen habe. sie haben meine tränen nicht gesehen, und meine worte nicht gehört: ihr tut mir so weh. sie haben in mir eine autorität eine vor der man angst haben muß gesehen. (nachdem ich begonnen habe mich zu wehren). sie haben sich gerchtfertig und hatten angst vor mir so wie zuvor vor ihren eltern. und damit haben sie mri gefühle von einsamkeit und unendlicher traurigkeit erzeugt, sie sie ja wiederum nie gesehen haben. sie haben mich nie als MENSCHEN als fühlenden, atmenden, lebenden menschen gesehen. zuerst haben sie mich von oben herab und dann von unten herauf behandelt.
und genauso geht es mir zu oft mit mich umgebenden.
jedoch gibt es eine handvoll menschen, die mich gleichwertig behandeln als ganzen fühlenden menschen. welch ein glück. ich bin sehr glücklich darüber. und ich bewundere Ihre kraft, wie Sie den ersten schritt dazu gesetzt haben trotz dieses massiven wiederstanden, der Ihnen ja sicher noch viel mehr entgegen gebracht wurde, als Sie die ersten schritte setzten.

Sie sind ein so wertvoller Mensch. ich bin so froh, daß es Sie gibt.

Mit lieben Grüßen, V

AM: Ich habe den Eindruck, dass Sie sich fragen, was Sie wohl falsch machen, da Sie trotz Ihrer größten Bemühungen so lieblos, ahnungslos, ausbeuterisch und kränkend von Ihrer Familie behandelt werden. Ich sehe nicht, was Sie daran ändern können, außer Ihre Erwartungen aufzugeben, dass es in Ihrer Macht liegt, Ihre Familie und deren Einstellung zu Ihnen zu ändern. Solange Sie erwarten, dass Ihre Mutter Ihnen zuliebe auf Alkohol verzichtet (versprochen oder nicht), sind Sie noch von Ihrer Mutter und deren Verhalten abhängig. Aber Sie sind auf dem besten Weg, das zu sehen, sich von dieser Abhängigkeit zu befreien und für das Kind zu sorgen, das damals keinen Begleiter hatte, aber ihn jetzt hat, vor allem in Ihnen selbst.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet