keine Verhaltenstherapie
Sunday 22 February 2009
Liebe Frau Miller,
ich stehe wohl ganz am Anfang eines Prozesses und möchte ihre Zeit nicht all
zu sehr beanspruchen. Ich bin 37 , habe zwei Kinder und erlebe seit dieser Zeit
des Mutterseins eine zunehmende depressive und z.T.aggressive Entwicklung an
mir. Auch leide ich etwas in meiner Ehe unter “mangelnder Liebe”. Ich
stehe oft neben mir und sehe, wie ich meine Kinder anschreie und frage mich, was
tust du da? Diese Entwicklung macht mich zutiefst unglücklich und ich empfinde
starke Schuldgefühle. Ich wollte eine Mutter-Kind-Kur als “Erste
Hilfe” beantragen. Der Hausarzt empfahl mir jedoch, mich um eine
Psychotherapie zu bemühen. Ich hatte zwei Erstgespräche, die ich als nicht
sonderlich hilfreich empfand. Ich fühlte mich eher belächelt und verspottet.
Dann ging ich unter größten Mühen und sehr mißtrauisch zu einem weiteren
Therapeuten, der nach anfänglichen mühseligem Nachfragen auf meine
Schuldgefühle stieß und die Frage stellte:
Wer hat ihnen die Schuld gegeben?
Ich war wie gelähmt und doch im Inneren so tief getroffen… Er spürte in
meine Kindheit hinein und wollte, das ich Gefühlen nachgehen sollte.
” Von Null Jahren bis jetzt ”
Wie, fragte ich mich , soll das gehen? Warum soll ich das machen? Mir war so
kalt nach diesem Gespräch und doch, oder eben dadurch,fühlte ich mich
bewegt.Ich versuchte nun meine Kindheit zu beleuchten und mir fielen schon
einige Dinge auf (nicht so furchtbare und verletzende ,wie ich sie auf ihrer
Seite in den Leserbriefen finde). Ich war wohl, (oder ich bin wohl )ein
sensibles Kind, bin in religiöser Enge aufgewachsen ( Wir – Die da draussen in
der Welt),habe mit meiner Cousine gelitten und mitempfunden, die geschlagen und
gedemütigt wurde( meine Eltern konnten da angebl. nichts gegen tun). Ich selbst
wurde (lediglich nur) ausgelacht von meiner Mutter, als Angsthase verspottet von
meinen Geschwistern, so was halt. Diskussionen und Förderung gab es nicht,
dafür jede Menge Schweigen.
Als ich mich mit der Sensibilität beschäftigte und nach Literatur suchte
stieß ich auf ihr Buch “Das Drama des begabten Kindes”. Es hat eine
große Welle an Wehmut und Schmerz in mir ausgelöst… Ich habe mir dann in der
MKKur,die ich als wohltuend und “frei” empfand, das Buch “Du
sollst nicht merken” von der zust. Psychologin ausgeliehen. Ich habe viele
Passagen herausgeschrieben, weil sie in mir so viel Resonanz verursacht
haben.Ich glaube, sie mögen das Wort “Offenbarung” nicht so gerne
hören, aber ein wenig kommt es mir so vor ( ich empfinde jetzt gerade Angst
beim Schreiben).
Ich bin also jetzt aus der Kur zurück und habe dem Therapeuten mitgeteilt, das
ich diese beiden Bücher von Ihnen gelesen habe, und ob er was
“dagegen” hat.Hat er nicht, möchte aber mit mir darüber reden. Ich
darf Fragen stellen, das empfinde ich schon als zumindest ehrlich. Ich habe
das ganz große Bedürfnis mein Inneres so lange zu beschützen, bis ich einen
sicheren Raum gefunden habe, weil ich so viel Risiko dabei empfinde mein
Vertrauen zu investieren und Gefühle preiszugeben. Der Therapeut hat eine
Verhaltenstherapie beantragt. Ich habe überhaupt keine Ahnung von existierenden
Methoden,habe aber ihre FAQs gelesen( Danke, für ihre sensible Art) und möchte
einfach nur noch einmal wissen,was ein absolutes “no go” ist – auf was
ich mich auf gar keinen Fall einlassen sollte.
Ich danke Ihnen für den immensen und unermüdlichen Einsatz für das innere
Kind und für ihre Seite im Netz, die so tröstlich ist.
Mit freundlichem Gruß, B.H.
AM: Ich denke, Sie wissen und verstehen bereits zu viel, um sich von den sehr fragwürdigen “Erfolgen” einer Verhaltenstherapie täuschen zu lassen. Suchen Sie so lange, bis Sie auf eine(n) Therapeuten (in) stoßen, bei dem Sie nicht nur Fragen stellen “dürfen”, sondern der für Ihre Kindheitsgeschichte wirklich INTERESSIERT ist und ganz auf der Seite des veletzten Kindes in Ihnen steht. Die Suche mag lange dauern, aber das lohnt sich! Sonst verlieren unnötig viele kostbare Jahre, auch die Ihrer Kinder, wenn sie noch klein sin